Seit Samstag darf die Gastronomie im Landkreis Lörrach wieder öffnen. Eine Bewirtung der Gäste im Inneren und im Außenbereich ist unter Auflagen erlaubt: Die Gäste müssen einen aktuellen Schnelltest, den Nachweis einer zwei Wochen zurückliegenden vollständigen Impfung oder einer Genesung mitbringen. In der Rheinfelder Innenstadt machten am Samstag aber nur wenige Gastronomen von der neuen Regelung Gebrauch.

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So waren zur Mittagszeit keine Restaurants geöffnet und auch zahlreiche Kneipen hielten die Türen noch geschlossen, vielleicht, weil die Inzidenz an zwei Tagen die Marke von 100 wieder überschritten hatte. Wenn die Inzidenz an drei aufeinanderfolgenden Tagen die Marke von 100 überschreitet, setzt wieder die Bundesnotbremse ein.

Vorbereitungen im „Public Pub“ waren groß

Eine Ausnahme war das „Public Pub“ am Friedrichplatz, wo sich Gäste auf den Stühlen im Außenbereich versammelt hatten. „Es ist mühsam“, sagt Betreiber Ralf Scholz. Viele Gäste kämen ohne Test, die er dann wieder wegschicken musste. Er würde selber Tests anbieten, aber so viele, wie er bräuchte, bekommt er nicht in den Geschäften. Die Regelung über die Inzidenz findet er nicht gut. Die erneute Schließung droht schon nach wenigen Tage.

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Er sagt, dass es einerseits viel Vorbereitung gebraucht habe, um den Public Pub wieder zu öffnen, andererseits könne die Gastronomie nichts für die Inzidenzen, da sie im Gegensatz zum Einzelhandel hohe Auflagen erfüllen müsse. Durch die Corona-Hilfen konnte er sich über Wasser halten und Personal hat er während der siebenmonatigen Schließung auch nicht verloren. Sein Wunsch ist, dass die Auflagen gelockert werden.

„Bistro“ wollte für die Stammgäste öffnen

Auch vor dem „Bistro“ in der Zähringer Straße waren mehrere Tische mit Gästen besetzt. Inhaber Oliver Dürrholder kritisiert, dass die Entscheidung den Betrieben so kurzfristig mitgeteilt wurde. „Ich bin flexibler als Restaurants, da ich kein Essensangebot habe“, meint Dürrholder. „Es gibt aber nur ein eingeschränktes Getränkeangebot.“ Er meinte, dass es nicht unbedingt profitabel sei, zu öffnen, aber den Stammgästen wollte er die Möglichkeit geben, sich mal wieder zu treffen.

Oliver Dürrholder vom Bistro kritisiert, dass die Öffnungserlaubnis so kurzfristig kam.
Oliver Dürrholder vom Bistro kritisiert, dass die Öffnungserlaubnis so kurzfristig kam. | Bild: Schöls

„Die Leute sind vernünftig“, sagt Dürrholder. Entweder sie bringen die nötigen Bescheinigungen mit oder Tests, die sie vor Ort machen und von Dürrholder eine Bescheinigung erhalten. Während der Schließung hat er Personal verloren, da das Kurzarbeitergeld nicht reichte. Von der Politik wünscht er sich eine bessere Strategie und mehr Transparenz. „Man muss von den Inzidenzzahlen wegkommen, weil es langfristig nicht haltbar ist, auf- und wieder zuzumachen“, sagt Dürrholder.

Landgasthof „Maien“ holte alle Mitarbeiter aus der Kurzarbeit

Der Landgasthof „Maien“ mit Hotel- und Gastronomiebetrieb kann wegen der Corona-Hilfen noch durchhalten. Die Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. Vier Mitarbeiter haben das Unternehmen aber verlassen. „Zur Wiedereröffnung haben wir fast alle Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt“, sagt Inhaber Oliver Börner. „Wie das weitergeht, hängt davon ab, wie die Öffnung angenommen wird und wie lange geöffnet bleiben kann.“

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Die Möglichkeit zu öffnen begrüßt er einerseits, andererseits ist er skeptisch, ob es aufgrund der Auflagen rentabel ist: „Vor allem, wenn man das Risiko bedenkt, dass man bei einer kurzfristigen Schließung aufgrund steigender Inzidenz eventuell auf bereits eingekaufter Ware sitzen bleiben könnte.“ Er wünscht sich, dass die Ankündigungen nicht so kurzfristig erfolgen. „Es wäre sehr hilfreich gewesen, wenn wir nicht erst einen Tag vor der Öffnung erfahren hätten, unter welchen Bedingungen die Wiedereröffnung erfolgen kann“, meint Börner.

Dehoga-Vorsitzende kritisiert Zahl der Teststationen

Der Restaurantbetrieb im Hotel „Storchen“ wurde schon im März, aber nicht wegen der Corona-Pandemie, eingestellt. Der Hotelbetrieb war durchgehend geöffnet. „Die ganze Gastronomie wird durchhalten“, sagt Hotel-Betreiberin Alexandra Mußler, die als Vorsitzende der Dehoga-Kreisstelle Bad Säckingen für die Hoteliers und Gaststättenbetreiber spricht. Sie begrüßt, dass die Gastronomie aufmachen kann, kritisiert aber, dass es nur ungenügend Teststationen im Landkreis gibt.

Der Sonntag sei der wichtigste Tag für die Gastronomie, während samstags im Landkreis um 19.30 Uhr die letzte Teststation schließt. „Das muss flächendeckender werden. Da müssen sich Kommunen und Landkreise besser vernetzen“, fordert Mußler. Schließlich habe ein Schnelltest nur 24 Stunden Gültigkeit. Die Gastronomie brauche eine langfristige Perspektive. „Es ist ein Unding mit dieser Inzidenz von 100“, meint Mußler. Sie lobt, dass zumindest die Mitarbeiter in der Gastronomie jetzt geimpft werden dürfen.