Die Besuche in Restaurants und Biergärten haben viele Baden-Württemberger herbeigesehnt. Jetzt können sie sich wieder bedienen lassen. Nachdem die Gastronomie sieben Monate geschlossen war, dürfen sie zum 15. Mai wieder ihre Terrassen und Türen öffnen. Voraussetzung dafür ist, dass der Inzidenzwert im Kreis an fünf aufeinander folgenden Tagen unter 100 lag.

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Nicht immer schnelle Öffnung möglich, Vorbereitungen kosten Zeit

Durch die aktuelle Corona-Verordnung von Donnerstag kann die Außen- und Innengastronomie in sechs Kreisen im Südwesten wieder Gäste von 6 bis 21 Uhr bewirten, darunter auch der Kreis Konstanz. Auch Hotelübernachtungen sind wieder möglich. Doch nicht jeder der in Frage kommenden rund 4000 Betriebe wird gleich am Wochenende Gäste bewirten können. Das sagt Tobias Zwiener vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Baden-Württemberg. Dafür sei die Vorbereitungszeit zu gering.

„Wir haben erstmalig letzten Freitag von den geplanten Öffnungen der Innengastronomie erfahren“, erzählt Zwiener zur Kommunikation mit dem Sozialministerium. Vor zwei Wochen gab es bereits Pläne für die Öffnung der Außengastronomie. Am Mittwoch gab es dann mehr Klarheit, gestern die rechtliche Grundlage.

Auch wenn die Mitglieder schon früh informiert worden seien, so sei es nicht für jeden möglich gleich morgen zu öffnen. „Je nach Betrieb brauchen die Besitzer einige bis 14 Tage, um ihren Betrieb wieder hochzufahren.“

Personal hat sich in anderen Branchen Jobs gesucht

Seit sieben Monaten sind die meisten Restaurants im Dauerlockdown. Einige wenige haben sich mit Mitnehm-Angeboten über Wasser gehalten und auch wenige Mitarbeiter beschäftigen können. „Doch für die wenigsten ist eine schnelle Öffnung umsetzbar“, so Zwiener. Das läge zum einen am Personal und zum anderen an den notwendigen Großeinkäufen.

Endlich wieder Biergarten. Bayern startete schon vor fast einer Woche in die Saison und öffnete die Außengastronomie, jetzt zieht ...
Endlich wieder Biergarten. Bayern startete schon vor fast einer Woche in die Saison und öffnete die Außengastronomie, jetzt zieht Baden-Württemberg nach. | Bild: Tobias Hase

„Die Mitarbeiter müssen aus der Kurzarbeit zurückgeholt werden“, schildert Zwiener. Das eigentliche Problem sei aber, dass sich viele einen anderen Job gesucht hätten. „Die Mitarbeiter sind im Lebensmitteleinzelhandel und in den Drogerien gefragt. Sie kennen sich im Service aus, sind kundenfreundlich“, sagt der Branchenexperte. Das Personal stehe dann nicht mehr zur Verfügung. Das gelte sowohl für die Stammbesetzung als auch für die Saisonarbeitskräfte, die in Urlaubszeiten wie beispielsweise Pfingsten, unterstützen.

Lager lassen sich nicht immer schnell wieder auffüllen

Eine zweite Herausforderung sind die Einkäufe. Bei den Lieferanten dürften innerhalb kürzester Zeit viele große Bestellungen eingehen. Die Lager und Kühlräume der Betriebe sind leer, da wird es zu Lieferverzögerungen kommen. „Und wie sollen die Restaurants kalkulieren?“ fragt Zwiener. Sobald der Inzidenzwert steigt, ist Schluss mit Kochen und Bewirtung. Niemand wolle wieder so viele Lebensmittel vernichten wie zum Beginn des Lockdowns, sagt er.

Trotz der Schwierigkeiten um die Öffnung geht die Branche mit rund 31.000 Betrieben in Baden-Württemberg von einer großen Nachfrage und einem hohen Nachholbedarf aus. Zwiener hofft, dass es kein Problem wird, die Tische voll zu bekommen. „Es ist zudem eine ganze Menge Geld im Umlauf.“

Sieben Monate waren Biergärten und Restaurants geschlossen. Jetzt heißt es alles aufbauen und vorbereiten für die durstigen Gäste.
Sieben Monate waren Biergärten und Restaurants geschlossen. Jetzt heißt es alles aufbauen und vorbereiten für die durstigen Gäste. | Bild: Peter Kneffel

Die Corona-Verunsicherung bleibt: Wie viele Gäste kommen wirklich?

Trotzdem ist ein Aspekt nicht einzuschätzen: Wie groß ist die Skepsis der Gäste, sich wieder in eine Restaurant zu begeben – auch innen? Die Betriebe täten alles, um den Gästen Sicherheit zu geben, erzählt Dehoga-Sprecher Zwiener. Zu den gesetzlichen Regelungen wie Mindestabständen, ein Gast pro 2,5 Quadratmetern, Maskenpflicht für Gäste – außer am Sitzplatz – und Personal hätten viele in Lüftungssysteme investiert, die für einen Luftaustausch sorgten. Zudem sehe das Robert-Koch-Institut die Gastronomie nicht als Treiber der Pandemie.

Neu ist auch die Zugangskontrolle. Platz nehmen und ein Bier genießen darf nur, wer entweder vollständig geimpft oder von einer Corona-Infektion genesen ist oder wer einen tagesaktuellen negativen Coronatest vorweisen kann. „Damit ist die Gefahr einer Ansteckung minimiert“, so Zwiener. Er appelliert an die Gäste, dass sie auch Geduld mitbringen müssen. Denn die Kontrollen am Eingang würden mehr Zeit in Anspruch nehmen.