Die Obstbäume vor dem Tor blühen, ein Storchenpaar nistet auf dem Turm am Rhein und im Hof entfaltet die mächtige Kastanie gerade ihre Blätter. Auf den ersten Blick scheint es so, als ob die jahrhundertealten Bauten von Schloss Beuggen eine Festung bilden, an der Veränderungen abprallen. Doch dem ist nicht so. Die Zeit bleibt auch hier nicht stehen.
Durch viele Hände ist die Liegenschaft gegangen und jeder Besitzerwechsel führte zur Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung des Kulturdenkmals. Das Thema beschäftigt vor allem jene, die häufig an der Rheinpromenade zwischen Kraftwerk und Schloss spazieren gehen oder mit dem Rad unterwegs sind.
Wanderweg führt durch den Hof
Der Weg durch den Hof ist offizieller Wanderweg und vom Schwarzwaldverein ausgeschildert, auch überregionale Radverbindungen führen durch die Anlage. Eine Beziehung zur Öffentlichkeit ist also vorgegeben. Für die Karsauer drüben am Hang, die direkt auf das historische Ensemble schauen, ist es ihr Schloss. Die emotionale Bindung ist groß.

Seit vier Jahren ist Alexander Schwabe neuer Hausherr von Schloss Beuggen, der gesamte Besitz gehört ihm. Einzige Ausnahme bildet die genossenschaftliche Wohnanlage der Kommunität neben der Schlosskirche. Dieser Bereich ist weiter in der Hand der evangelischen Landeskirche, er ist auf hundert Jahre an die christliche Gemeinschaft verpachtet.
Schlossherr übt sein Hausrecht aus
Das nach dem Verkauf von 2016 verbliebene evangelische Kontor im Torhaus wurde inzwischen privatisiert. „Die Leute haben das Gefühl, das gehört der Allgemeinheit“, sagt der Besitzer. Doch wenn sie im Park grillten oder campierten und danach Müll und die Hinterlassenschaften von Hunden zurückblieben, würden Grundregeln missachtet, findet Schwabe und übt sein Hausrecht aus. Den Schlosspark öffnet er deshalb nur gezielt. Wer ihn besuchen möchte, kann eine Führung mit Restauration buchen.

Schwabe ist sich des Spannungsfeldes bewusst, in dem sich ein Denkmal in Privatbesitz befindet. „Wir sind sehr für eine breite Öffentlichkeit zu haben“, betont er, aber unter der Bedingung, „dass die Leute dem Schloss den nötigen Respekt und Demut entgegenbringen“. Er spricht von „guten und schlechten Erfahrungen“ und zieht die Konsequenz, dass es ohne Beschränkungen nicht geht. Deshalb ist das Tor zum Park mit seiner Lindenallee am Teehaus zu. Dieser Bereich zum Rhein bleibt Veranstaltungen vorbehalten, wozu vor allem Hochzeiten gehören.
Den Bibelgarten, der zu Landeskirchezeiten vom Freundeskreis des Schlosses kultiviert und gepflegt wurde, hat Schwabe „intensiviert“, wie er sagt. Es wachsen neue Pflanzen, darunter Eukalyptus, der für Dekorationen gebraucht wird, auch ein Kräutergarten wurde angelegt. Schwabe sieht sich damit auf dem richtigen Weg. Das habe ihm auch „ein reger und intensiver Austausch mit der Mainau“ gelehrt. Die gräfliche Familie war bereits zu Gast. Die beiden Schlösser verbindet, dass sie „Zwillingsbauten“ aus der Hand des Baumeisters Bagnato sind.
Ein neuer Lift für das Hotel
Noch immer steht am Eingang vor dem Torhaus eine vom Vorbesitzer aufgestellte große Tafel mit einer Latte von Verboten, auch Fotografieren ist nicht erlaubt. Dass dies Irritationen hervorrufe, bezweifelt Schwabe. Für ihn gebe es Wichtigeres als diese Tafel, unter anderem den Einbau eines neuen Lifts für die 54 Zimmer des Drei-Sterne-Hotels im Schloss.
Verbotsschilder nützen seiner Erfahrung nach ohnehin nichts, denn „die Leute machen, was sie wollen“. Sogar Lastwagen führen über den Rasen, Autos würden im Hof abgestellt. Immer wieder gingen fremde Menschen ohne Anmeldung ins Schloss. Schwabe öffnet es am liebsten für kulturelle Projekte. Dazu gehören die Konzerte im Zusammenspiel mit dem Kulturamt der Stadt und der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden als Förderer. Dann sind Rittersaal, Bagnatosaal oder die Schlosskirche Begegnungsorte.
Vergesslichkeit ist ein Glück für die Schlosskirche
Die Schlosskirche spielt eine zentrale Rolle in Schwabes Konzept, das auf Gastro-Events als wirtschaftliche Grundlage setzt. Wenn freitags und samstags Hochzeiten gefeiert werden, können dort auch katholische Trauungen vollzogen werden. Wie erst seit drei Jahren bekannt ist, wurde beim Umzug der katholischen Gemeinde Karsau in die neue Kirche vergessen, die Darstellung von Jesus am Kreuz abzunehmen. Somit ist die Schlosskirche laut Schwabe nicht entweiht und „für uns das Beste, was passieren konnte“. Beide Konfessionen dürfen ihre Ehe hier nach kirchlichem Recht schließen. Er hat bereits über 1000 Hochzeiten ausgerichtet. Die Schlosskirche hält er für eine „der meist genutzten Kirchen“ in der Region.
Im September wird sie den Ort für ein besonderes Konzert abgeben. Die von Irmtraud Tarr gestiftete Hausorgel im Altarraum und die Schlosskirchenorgel auf der Empore erklingen bei einem Bach-Konzert für zwei getrennte Orgeln. Musikfreund Schwabe freut sich schon auf den „vollen Stereo-Sound“.
60 Flüchtlinge sind in den Gebäuden untergebracht
Das private Inseldasein wird auch in einem anderen Punkt durchbrochen. Im Schulterschluss mit der Stadtverwaltung sind in den Gebäuden, darunter das Haus der früheren Förderschule, 60 Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht. Für beide Seiten stellt dies eine willkommene Zusammenarbeit dar.
OB Klaus Eberhardt äußert auf Anfrage, er sei „froh, dass sich das anbot“. Ansonsten müsste die Stadt eine Containersiedlung für die Unterbringung errichten. In Schloss Beuggen aber können sich die Menschen „bestens integrieren in ein vorhandenes Objekt“, dies wirke einer Stigmatisierung entgegen. Der Schlossherr schätzt den engen Draht zum Rathaus ebenso und fühlt sich „gut betreut“. Im Geiste eines Ortes, der anderen dient, wird Schwabe im November den Rittersaal für ein Benefizkonzert für die Ukraine öffnen.
Auch die Vereine aus Karsau seien ihm willkommen, wie Schwabe sagt. Demnächst beim Kunsthandwerker- und Töpfermarkt über das Erste-Mai-Wochenende wird der Musikverein bewirten. Weitere Verbindungen bestehen über den Förderverein Deutschordensschloss. Er nimmt sich der Aufgabe an, zusammen mit dem Deutschen Orden die Geschichte des Schlosses wachzuhalten. Als Ortsvorsteherin von Karsau ist darin auch Sibylle Jung Mitglied.
Sie hält es für verständlich, dass ein privat geführtes Schloss eigene Regeln braucht, um das Ensemble wirtschaftlich zu führen. Aber sie weiß auch, dass es manchen Karsauern schwerfällt, auf Gewohntes zu verzichten, wie die Konzerte in der Bogenhalle, die jetzt Kutschen und Oldtimer beherbergt.
Keine Vereinsfeste mehr
Fraglos stelle Schloss Beuggen „einen der schönsten Orte auf der Gemarkung Karsau“ dar. Für die Gemeinde bleibe es ein „sehr bedeutendes historisches Kulturgut“, sagt Jung, auch wenn die Einbindung nicht mehr die gleiche sei. Dabei erinnert sie an frühere Vereinsfestivitäten oder den Schloss-Triathlon. Das Wichtigste bleibe, „dass das Kulturdenkmal erhalten und gepflegt wird“. Dazu trägt die Ortsvorsteherin auch im Förderverein bei. Sie kündigt an, dass sich beim Schlossjubiläum Ortsverwaltung und Vereine gerne beteiligen.
Die Außenanlagen laden nicht mehr zum freien Verweilen ein, aber es finden Veranstaltungen und Gesellschaften statt. Dazu zählen für den Oberbürgermeister die Schlosskonzerte, die es ermöglichen, „dass wir diesen Kulturraum bespielen“. OB Klaus Eberhardt freut sich, dass das Kulturdenkmal über die Region hinaus wirke. Dass als Nächstes am 22./23. Mai der Ausschuss für Bauen und Verkehr des Deutschen Städtetags dort zu Gast sein wird, zählt zu den Erfolgen, mit denen auch die Stadt punkten kann.