Rheinfelden- Ohne Flexibilität und vor allem ohne Frauen gebe es den Gesangverein Eintracht Herten heute wohl nicht mehr. Der ursprünglich als Männerchor gegründete Verein stand durch die Corona-Pandemie und massiven Männerschwund unter den Sängern kurz vor dem Aus. Da half, dass er sich vor zwölf Jahren geöffnet hatte und seither auch Frauen in seinen Reigen aufnimmt.
Diese Öffnung zum gemischten Chorgesang hat sich eben gerade mit Blick auf schwierige Zeiten ausgezahlt. Drei Jahre nachdem auch Frauen im Verein singen durften, formierten diese sogar eine eigene vereinsinterne Gruppe mit dem Namen No Limits. Ihr Fokus: modernes Liedgut. „Die jüngeren Frauen wollten etwas Moderneres machen“, erinnert sich Chorleiterin Elaine Leypold im Gespräch. Bevor der Männerchor zu einem gemischten Chor geworden war, zählte der Verein noch zwölf Mitglieder. In der Konstellation war der Chor aber nicht „singfähig“ wie die Chorleiterin erklärt. Rund 30 Mitglieder zählte der Verein dann, nachdem auch Frauen mitmachen konnten. Heute sind es um die 18 – zwei Drittel machen dabei Frauen aus.
Nachdem die Corona-Pandemie dem Vereinsleben einen Dämpfer verpasst hatte, formierte der Gesangverein 2022 einen Projektchor. An alte Erfolge anknüpfen konnte der Verein durch einen Auftritt anlässlich des 140-jährigen Bestehens des jahrzehntelang mit dem Männerchor befreundeten Chores in Häsingen/Elsass, durch das Benefizkonzert in Lörrach-Stetten sowie das adventliche Konzert in Herten. Keine Pandemie, sondern zahlreiche krankheitsbedingte Ausfälle sorgten im vergangenen Jahr dafür, dass der Gesangverein große Konzerte absagen musste. Die Ausfälle hätten gezeigt, dass sich der Verein stärker aufstellen muss, wenn er auch noch in Zukunft auftreten will, lautete die Erkenntnis unter den Mitgliedern. „Wenn wir insgesamt 26 Sängerinnen und Sänger wären – das wäre wünschenswert“, überlegt Elaine Leypold.
Bei der Mitgliederwerbung soll jetzt eine CD helfen, die der Verein bei künftigen Konzerten verkaufen will. Deshalb ging es für die Vereinsmitglieder im ersten Halbjahr ins Tonstudio. Das Resultat: die Doppel-CD „No Limits – Neue Wege“. Derzeit versucht der Verein, noch einen freien Termin im Advent zu bekommen für ein Konzert in der Kirche in Herten. Parallel laufen Gespräche mit dem Lörracher Förderkreis Hospiz am Buck, um für Anfang 2025 ein Benefizkonzert auf die Beine zu stellen.
Unter dem Namen „No Limits“ singen heute sowohl das reine Damenensemble als auch der gemischte Chor. Nach außen hin treten die Sängerinnen und Sänger immer häufiger als „No Limits“ auf. Der Verein heiße aber auch weiterhin Gesangverein Eintracht Herten 1881. „Wir sind der älteste Verein in Herten, und das liegt uns auch am Herzen“, erklärt die Chorleiterin. Ob der Verein künftig umbenannt werden könnte, soll frühestens im kommenden Jahr zur Debatte gestellt werden. Klar ist aber, dass der Verein auch in der musikalischen Ausrichtung eine zeitgemäßere und damit andere Linie fährt als noch zu Zeiten des traditionellen Männergesangvereins.