Ein Schnitzel mit Pommes, heiß aus der Küche, dazu die Atmosphäre im Gasthaus – in Pandemie-Zeiten ein Traum. Denn Wirtschaften, Cafés und Kneipen sind geschlossen. Keine leichte Situation für Wirte, etliche bieten deshalb Essen „to go“, also zum Mitnehmen, oder per Lieferservice an. Dadurch entsteht viel Verpackungsmüll – ein Problem, das manche, aber nicht alle Wirte kreativ lösen.
Im Corona-Jahr 2020 ist die Menge an Plastikmüll deutlich gestiegen, sagt Anna Sebastian, Sprecherin der Abfallwirtschaft im Landkreis. Die Gesamtmenge an „LVP-Müll“ (Leichtverpackungen, gelber Sack) im Kreis habe 2019 bei etwa 7700 Tonnen gelegen – 2020 waren es 8100 Tonnen. „Grund für den Anstieg sind sicherlich die Lockdown-bedingten Schließungen“, sagt Sebastian.
„Die Leute waren mehr zuhause und haben mehr verpackte Waren eingekauft.“ 2020 habe es mehr Leerungen gegeben, das Gesamtmüllaufkommen sei jedoch etwa um ein Prozent zurückgegangen, so Sebastian. Das liege wohl daran, dass im geschlossenen Gastgewerbe weniger Müll angefallen ist.
Gegen den Anstieg an Müll durch To-go-Verpackungen ist Familie Pelz vom Café Elke in Ober-Eichsel kreativ geworden – allerdings eher nebenbei. „Das warme Essen to go hatte transportbedingt das Problem, dass die Speisen zuhause trotz Wärmeboxen nicht mehr die gewünschte Temperatur hatten“, sagt Beate Pelz.
Daraufhin sei ihr Mann Torsten auf die Idee mit den Gläsern gekommen. Mit Sohn und Nachfolger Justin Pelz wurde ein Angebot mit Suppen, Hauptgerichten und Beilagen ausgetüftelt. Die Gerichte sind in Gläsern eingeweckt und gekühlt bis zu zwei Monate haltbar. Zuhause werden sie nur noch kurz im Topf erhitzt.
Dankbar für Gläser-Rückgabe
„Wir haben zu diesem Angebot bereits einen sehr breiten Kundenstamm, die ganze Betreiberfamilie ist damit beschäftigt“, sagt Torsten Pelz. Er erwägt, das Glas-System auch nach Corona beizubehalten. Für die Gläser wird dem Kunden kein Pfand in Rechnung gestellt. Über Gläser, die dennoch zurückgegeben werden, ist Familie Pelz aber dankbar. Sie gibt sie Privatpersonen weiter. So wird zusätzlicher Glas-Müll vermieden.
Auf traditionelle Verpackungen setzen dagegen weiterhin die meisten anderen Restaurants in Rheinfelden, etwa das Ristorante „Wasserturm“, das auch schon vor der Pandemie viel to go verkauft hat. „Wir verwenden beim Essen to go ausschließlich Aluschalen“, sagt Gabriele D‘Addario. „Eigene Behälter bringen nur wenige Gäste mit. Und Pizzas werden in einem Karton transportiert.“ Ebenfalls die handelsüblichen Alu- und Plastikschalen werden in aller Regel auch in der Sportgaststätte des FV Degerfelden verwendet, sagt Mitarbeiterin Barbara Pabst.
Auch das Gasthaus „Kaiser“ in Karsau benutzt die – ziemlich energieintensiv hergestellten – Aluschalen für heiße Speisen, Plastik- oder Styroporschalen für Salate. Dabei, so Inhaber Olaf Hesse, bringen die Kunden zusätzlich Wärmetaschen, in denen die Speisen verstaut werden, für den Transport nach Hause mit. Und: Viele Kunden fragten schon bei der Bestellung, ob sie eigene Behälter verwenden dürfen. „Dann füllen wir das Menü wie gewünscht ab und es entsteht kein zusätzlicher Verpackungsmüll. Das ist laut Abfallwirtschaft erlaubt“, freut sich Hesse.
Kunden reagieren positiv
Die Reaktionen der Kunden seien durchweg positiv. Ein Mann aus Karsau etwa, der am Freitag Abend ein ganzes Menü abholt, hat für das Cordon bleu mit Spätzle eine Tupperwarebox mit dabei, den Salat lässt er sich in eine übliche Plastikschale packen. „So gibt es weniger Müll“, sagt er. Eine Kundin erzählt: „Bei mir landen Alu- und Plastikschale nicht im Müll. Ich wasche die Behälter aus und die eignen sich dann noch hervorragend zur Weiterverwendung, zum Beispiel, wenn ich meinem Sohn ein Vesper mitgebe.“