Mit dem Beginn des ersten Lockdowns stellte Schulleiterin Claudia Himmelsbach ein Gemälde von Hans Thoma in die Vitrine im Eingangsbereich der nach ihm benannten Schule in Warmbach. „Frühling im Gebirge/Kinderreigen“ heißt es, wurde in Pastellfarben gemalt und zeigt neun Kinder etwa zwischen fünf und zehn Jahren, die auf einer saftigen Wiese händchenhaltend im Reigen um einen noch winterdürren Baum tanzen. Im Hintergrund sind Bäume, eine Dorfkirche und schneebedeckte Berge zu sehen.

Herausforderung für Pädagogin

„Das Werk Hans Thomas ist nicht ganz so einfach“, sagt Himmelsbach über den Kunstdruck, der zuvor bei ihr im Rektorenzimmer hing: „Es ist eine Herausforderung, ihn kindgerecht zu erklären.“ Die 36-jährige Pädagogin hat Kunst studiert und es dennoch versucht: Ihre Viertklässler übertrugen im vergangenen Sommer das Thema der spielenden Kinder auf die heutige Zeit und malten eine Landschaft mit Wiese im Vordergrund, auf die sie in einer Collage Bilder von sich selbst als spielende Kinder montierten. „Echt gut“ findet Himmelsbach das Ergebnis.

Schon während des ersten Lockdowns hatte sich Himmelsbach überlegt, wie sie Hans Thoma in den Unterricht einbringen könnte. Intern wird die Schule laut Himmelsbach fast ausschließlich „HTS“ genannt, so auch im „Schulsong“, den die Kinder zusammen mit den Lehrern dichteten. Das lässt eher auf eine Distanz zum Namenspatron schließen. Himmelsbach ist aber der Meinung, dass alle Schüler wenigstens wissen sollten, dass es sich beim Namenspatron ihrer Schule um einen Maler aus der Region handelt.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Name wurde der Schule bereits an ihrem Einweihungsfest am 19. Mai 1962 verliehen, wie die Warmbacher Ortschronik von 2004 festhält. Zur Motivation oder zu eventuellen Gegenkandidaten bei der Namenswahl sagt die Chronik aber nichts. Hans Thoma wurde 1839 in Bernau im Schwarzwald geboren und ließ sich an der Großherzoglichen Kunstschule in Karlsruhe zum Maler ausbilden, wo er ab 1899 als Professor unterrichtete und bis 1920 Direktor der Kunsthalle Karlsruhe war.

Das könnte Sie auch interessieren

Bekannt wurde er vor allem durch seine idyllische Landschaftsmalerei des Schwarzwalds und Oberrheins sowie des Taunus. Er wagte sich aber auch an mythologisch-religiöse Themen wie die „Acht tanzenden Frauen in Vogelkörpern“ (1886). Thoma starb 1924, gilt manchen Kritikern aber aufgrund der Vereinnahmung seiner Bilder durch die Nazis als belastet.

Das könnte Sie auch interessieren

Himmelsbach kennt Thoma aber auch als Pädagogen: Sie schätzt sein Kindermalbuch, in dem Kinder aller sozialen Schichten abgebildet seien. Der Name passe daher gut zur Schule: „Unsere Schüler sind ein bunt gemischter Haufen aus allen sozialen Schichten und mit den verschiedensten Hintergründen.“ Einen regionalen Maler als Namenspatron für eine Schule findet Himmelsbach prinzipiell sinnvoll: In Thomas Landschaften wirke die Heimatverbundenheit, die Bilder passten deshalb zur Region.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch ein Selbstporträt Thomas hat Himmelsbach in die Vitrine im Eingangsbereich gestellt: „Aber ins Wohnzimmer hängen würde ich ihn nicht.“ Persönlich bevorzugt Himmelsbach den schweizerisch-französischen Maler und Holzstecher Félix Vallotton, den österreichischen Maler und Architekten Friedensreich Hundertwasser sowie die Scherenschnitte des französischen Malers und Bildhauers Henri Matisse, die sie auch im Unterricht behandle.