Vor gut einem Jahr machte sich die Stadt daran, im Rahmen des Projekts „Quartiersimpulse Rheinfelden“, eine Sozialraum-Analyse zu erstellen. Dabei wurden fünf Rheinfelder Quartiere näher beleuchtet. Im Stadtteilbeirat Warmbach gingen Armin Zimmermann, Leiter des Amtes Familie, Jugend und Senioren, und Günther Schmidt von der Quartiersarbeit, jetzt auf das Quartier Warmbach-West ein.
- Die Studie: Die vom Freiburger FH-Professor Günter Rausch begleitete Studie widmete sich den Quartieren Oberrheinfelden, Römerstraße, Fécampring, Siedlung und Warmbach-West. Ziel ist, es herauszufinden, ob und wo es sozialpolitischen Handlungsbedarf gibt. Die Gesamtergebnisse wurden dem Sozialausschuss bereits vorgestellt, am Mittwoch ging es jetzt um Warmbach-West. „Allerdings hat Corona die Untersuchung erschwert und es waren keine direkten Gespräche mit den Bewohnern des Quartiers möglich“, bedauerte Armin Zimmermann.
- Die Bevölkerung: Für Warmbach-West wird in der Studie festgehalten, dass von den 1238 zum Stadtteil zählenden Bewohner überdurchschnittlich viele unter 21 Jahre alt sind (26,4 Prozent) und überdurchschnittlich viele Menschen mit Migrationshintergrund (40,8 Prozent) im Quartier leben. Das Jugendamt ist häufiger aktiv als in anderen Teilen der Stadt, 22 Bewohner haben einen Tafelladenausweis. Auch die Wahlbeteiligung wurde betrachtet: So wählten bei der Landtagswahl 2016 nur 48, 9 Prozent der Berechtigten in Warmbach-West, fast 20 Prozent weniger als in anderen Wahlbezirken. 16,6 Prozent stimmten für die AfD, der zweithöchste Wert in der Stadt.
- Die Infrastruktur: Betrachtet wurde auch die Infrastruktur. „Es gibt außer Wohnhäusern kaum noch was,“ so Zimmermann. „Infrastrukturell erscheint Warmbach-West nicht nur auf den ersten Blick abgehängt und entwicklungsbedürftig. Es fehlt an nahezu allem im Bereich der Lebensmittel- und Grundversorgung sowie eines medizinischen Betreuungsangebotes“, heißt es in der Studie. Mit dem Auto sei man zwar recht schnell im Zentrum, immobile Menschen hätten jedoch Schwierigkeiten, sich zu versorgen. Auch fehle es in Warmbach-West an Begegnungsorten. Als positiv wertet die Studie die Vereinsstruktur und die Arbeit des Stadtteilbeirats, der für konkrete Verbesserungen im Stadtteil sorgt. Als Beispiel wird der Bücherschrank genannt. In der Sitzung einigten sich die Mitglieder darauf, einen alten Metallspind aufzuarbeiten und als öffentlichen Bücherschrank aufzustellen.
- Die Diskussion: Gerade die Frage der Begegnungsorte löste eine Diskussion aus. Neben der Alten Schule hoffen die Mitglieder zum Beispiel auf die Räume der Feuerwehr, wenn diese frei werden. Pfarrgemeinderatsmitglied Udo Quaß informierte darüber, dass die katholische Kirche ihre Gebäude und Grundstücke überprüfe und das Sankt-Gallus-Haus zur Disposition stehe. „Das Gemeindeteam möchte das Haus behalten und versucht ein neues Konzept zu finden, damit sich dieses wieder tragen kann. Daher wollen wir uns auch für Vereinen und Veranstaltungen öffnen“, so Quaß. Der Idee, aus der ehemaligen Schwimmbad-Gaststätte einen Ort der Begegnung zu schaffen, erteilt Beiratssprecher Wild indes eine Absage. Die Gaststätte sei in keinem vernünftigen Zustand mehr.
- Der Dorfladen: Weniger gute Nachrichten hatte Initiator Manoj Thanathethu zum geplanten Dorfladen. Das Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsstudie soll nächste Woche vorliegen. Als Problem wird die fehlende Kaufkraft gesehen. „Es müssten sich viele Leute engagieren und wir müssten etwas Einzigartiges anbieten, damit Leute von außerhalb kommen“, so Thanathethu. Der Vermieter würde den Laden noch bis Ende März freihalten, dann müsste eine Entscheidung getroffen werden. Als Plan B haben sich die Initiatoren überlegt, mit dem Betreiber des Nahkaufs in Herten Kontakt aufzunehmen, um die Möglichkeit einer Dependance in Warmbach auszuloten.