Dora Schöls und Verena Pichler

Einen kurzen Moment wirkt es am Donnerstagmittag, als laufe die Welt ganz normal weiter. Kinder spielen im Herbstlaub vor der Christuskirche in der Rheinfelder Innenstadt, die Mutter lacht, fotografiert. Doch dann fällt der Blick auf die anderen Passanten, einige von ihnen mit Mund-Nasen-Maske. Die meisten beeilen sich, ihre Besorgungen zu erledigen. Es sind erstaunlich wenige für die Mittagszeit. Und schon ist es wieder im Bewusstsein, das Virus.

„Diner Rockfood“ in Rheinfelden

Enrico Börner bleibt trotzdem gelassen. Der Betreiber des Rheinfelder „Diner Rockfood“ zuckt mit den Schultern: Er wisse noch nicht, wie er mit der erneuten Schließung umgehen wird, weil noch nicht klar sei, ob er die angekündigten 75 Prozent vom Umsatz des Vorjahresmonats auch dann bekomme, wenn er wie im Frühjahr wieder einen Lieferservice einrichtet. Das erfahre er wohl erst am Montag, glaubt er – und bis dahin könne er nichts planen, weder Einkauf, noch den Einsatz seiner Mitarbeiter.

Vor allem davon scheint er genervt: „Lieber eine klare Ansage und dann gleich richtig zu.“ Denn wenn das mit den 75 Prozent klappt, sagt er, dann findet er die Schließung schon in Ordnung. „Damit kann ich leben – wenn die Hilfe auch im November ausbezahlt wird und nicht erst viel später.“ Denn er müsse bereits jetzt sein Erspartes angreifen. Und vier Wochen Urlaub, das sei doch auch mal ganz nett.

„1456 Arber“ in Rheinfelden

Auch Rina Nikqi vom „1456 Arber“ in Rheinfelden hat Verständnis für die Beschränkungen: „Natürlich, jeder hat Verständnis – aber jeder muss auch Geld verdienen.“ Denn schließlich habe ein Gastronom auch dann laufende Kosten, wenn die Gaststätte geschlossen ist: Miete, Strom, Versicherung.

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An einem Restaurant hingen außerdem noch weitere Unternehmen, Lieferanten, Vermieter. „Das ist eine Kettenreaktion.“ Zudem habe die Familie, die das „Arber“ in Rheinfelden und das in Lörrach betreibt, gerade erst die meisten Schulden vom Frühjahr abbezahlt. Wenn es jetzt erneut zwei oder drei Monate werden, die sie nicht öffnen können, müsse man sich schon Gedanken um die Finanzierung machen, so Nikqi.

„Das ist anstrengend, das zehrt an den Nerven.“ In den vergangenen Wochen habe man schon gemerkt, dass die Leute wieder vorsichtiger würden. Immerhin, die 75 Prozent Ausgleich wären eine Entlastung – „wenn das so unbürokratisch und schnell kommt wie versprochen“. Das „Arber“ werde nun wieder einen Abholservice einrichten und Kurzarbeit anmelden. „Wir machen‘s Beste draus“, sagt Nikqi.

Hotel „Villetta“ in Grenzach

Unverhältnismäßig findet Kati Scheibner die Maßnahmen. „Ich kann das wirklich nicht nachvollziehen“, sagt die Betreiberin des Hotels „Villetta“ in Grenzach am Donnerstag auf Nachfrage.

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„Bei uns im Haus können die Gäste kontaktlos einchecken, beim Frühstück wird auf Abstand geachtet, auf dem Gang zur Toilette herrscht Maskenpflicht“, zählt sie nur einige der getroffenen Sicherheitsvorkehrungen auf. Obwohl sie in ihrem Haus nach wie vor Geschäftsreisende unterbringen darf, kamen am Donnerstag die ersten Stornierungen. „Manche fühlen sich jetzt verunsichert, andere sind nicht richtig informiert.“

Denn die Unterscheidung zwischen touristischen Aufenthalten und Geschäftsreisen seien in den Nachrichten nicht eindeutig kommuniziert worden, findet Scheibner. Zwei Monate hätten sie und ihr Team nun normal arbeiten können – jetzt fragt sie sich, wie lange sie noch durchhalten werden. „Es ist ein sehr schwierige Situation. Aber wie sagt man so schön: Die Hoffnung stirbt zum Schluss.“

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Hotel-Restaurant „Schlossmatt“ in Schwörstadt

Elena Liehr führt in Schwörstadt das Hotel-Restaurant „Schlossmatt“. Für sie sind die neuen Regeln nicht logisch. „Im Kaufland oder bei Aldi stehen viel mehr Menschen auf einem Raum als in in einem Restaurant“, sagt sie.

In ihrem Hotel sei viel weniger los, auch Geschäftsreisende kämen weniger. Zumachen wird Liehr dennoch nicht, auch wenn Elena Liehr den Betrieb mit weniger Personal als sonst stemmt. Sie hofft, dass die vier Wochen Wirkung zeigen und nicht verlängert werden müssen. „Schließlich muss ich laufende Rechnungen bezahlen.“