„Corona hat uns im Griff“, dies hob Dr. Bernhard Hoch gleich zu Beginn des Pressegesprächs im Lörracher Krankenhaus hervor. Der medizinische Geschäftsführer der Kliniken des Landkreises gab einen Einblick in die aktuelle Situation und wie sich die Kliniken über den Sommer auf die zweite Welle vorbereitet haben. Denn die steigenden Zahlen der Sars-CoV-2-Infektionen seien nun auch im Krankenhaus wieder spürbar seien. „Derzeit ist die Leistungsfähigkeit der Kliniken uneingeschränkt“, bestätigte auch Torben Franzen, Fachbereichsleiter Klinikhygiene. Noch seien die Covid-19-Patientenzahlen zwar überschaubar, aber: „Wir sind in Hab-Acht-Stellung“, so Hoch.
Viele Verdachtsfälle und erste Covid-19-Intensivpatienten
Mit der steigenden Zahl der Infizierten – im Kreis Lörrach wurde am 28. Oktober die 7-Tage-Inzidenz von 100 überschritten – habe die Belastung für die Mitarbeiter erneut stark zugenommen. Denn höchste Schutzmaßnahmen erfordert nicht nur die Behandlung von tatsächlich Infizierten. „Wir hatten und haben sehr viele Verdachtsfälle. Zum Teil 10 bis 15 Patienten gleichzeitig, die bis zum Vorliegen eines negativen Testergebnisses isoliert werden müssen, wie Covid-19-Patienten“, so Hoch. Für die Mitarbeiter bedeutet das wieder umfangreiche Schutzkleidung, FFP-Masken und allerhöchste Vorsicht: „Das ganze Prozedere der Schutzmaßnahmen ist erprobt, hier haben wir im Frühjahr viel gelernt.“

Die Vorbereitungen auf steigende Zahlen an Corona-Patienten laufen auf Hochtouren. So sei auch der Krisenstab vor einigen Tagen wieder aktiviert worden, die Pläne der Eskalationsstufen seien ausgearbeitet. Derzeit sei das Virus verstärkt bei jüngeren Menschen nachgewiesen worden, allerdings sei davon auszugehen, dass in der nächsten Zeit auch wieder ältere Menschen erkranken, die ein höheres Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben. Am 28. Oktober waren es bereits drei Covid-19-Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden mussten.
Schutzausrüstung und Beatmungsgeräte
Das Krankenhaus sei nun besser vorbereitet als noch im März dieses Jahres. Denn die ruhigeren Sommermonate hat die Klinik genutzt, wie Marco Clobes, Geschäftsführer Verwaltung und Service, erklärte. Die Infrastruktur wurde mit den Erfahrungen aus der ersten Corona-Welle im Frühjahr aufgebaut, „um besser gerüstet zu sein, für das, was da kommt“, so Clobes.
Er erklärte: „Wir haben uns mit allem bevorratet, was zu haben war.“ Die den Kliniken zur Verfügung stehenden Lager seien voll mit Schutzausrüstung. Wie lange diese ausreicht? „Das lässt sich natürlich schwer abschätzen, denn es hängt von der weiteren Entwicklung ab. Legt man eine Situation wie im Frühjahr zugrunde, wären es acht bis zehn Wochen.“ Insgesamt seien auch, anders als noch im Frühjahr, die Lieferanten besser aufgestellt.
Ebenfalls ausgebaut wurden die Beatmungsmöglichkeiten im Lörracher Krankenhaus. 17 weitere Beatmungsgeräte seien über die zentrale Beschaffung des Bundes, aber auch auf Eigeninitiative angeschafft worden. Wie viele Beatmungsplätze es nun gibt? „Das ist etwas schwierig zu beziffern, denn die Geräte sind nicht alle miteinander vergleichbar. Es sind aber insgesamt mehr als 40“, erläuterte Marco Clobes. Zum Vergleich: Im Frühjahr waren es rund 28. Doch damit Beatmungen in größerem Ausmaß überhaupt möglich sind, wurde ein zweiter Sauerstofftank installiert.
Schutz von Mitarbeitern, Patienten und Besuchern
Doch all die medizinische Ausrüstung sei nur ein Aspekt, wie Bernhard Hoch betonte: „Beatmungsgeräte alleine helfen nicht, sie brauchen immer auch Bediener.“ Dementsprechend seien im Hinblick auf die zu erwartenden steigenden Covid-19-Patientenzahlen auf der Intensivstation über den Sommer eigene Mitarbeiter zwischenzeitlich in diesen Bereichen geschult und weitere Fachkräfte eingestellt worden.
Der medizinische Geschäftsführer stellte klar: „Unser wertvollstes Gut sind unsere Mitarbeiter. Ohne sie können wir unseren Auftrag der medizinischen Versorgung der Menschen – mit und ohne Corona – nicht mehr erfüllen. Wir brauchen sie.“ Deshalb stünde der Schutz der Mitarbeiter an oberster Stelle: „Sie stehen an vorderster Front, denn es gibt diverse Bereiche bei der medizinischen Versorgung und der Pflege, in denen sich auch enge Körperkontakte nicht vermeiden lassen.“
In den vergangenen Tagen wurde darum ein spezielles Zentrum in der Klinik eingerichtet, wo Schnelltests auf Sars-CoV-2 für die Mitarbeiter eingesetzt werden. Weiterhin seien so genannte CO2-Ampeln bestellt, die den Kohlöenstoffdioxidgehalt in der Raumluft bestimmen und ans Lüften erinnern. „Wir wollen größtmögliche Sicherheit für unsere Mitarbeiter, unsere Patienten und Besucher schaffen.“
„Die Bevölkerung muss uns helfen“
In diesem Zusammenhang richtete Hoch die dringende Bitte an die Bevölkerung: „Wirklich jeder kann uns unterstützen, indem er sich selbst an die Regeln hält: Abstand halten, Maske tragen, Hygiene beachten und vor allem auch lüften.“ Dies vor allem angesichts einer zunehmenden „Pandemiemüdigkeit“, wie Hoch erklärte.

Er verweis außerdem auf die „drei G“, die eine Infektion begünstigen: Gruppen, geschlossene Räume und laute Gespräche. „Die Klinik ist ein hochsensibler Ort und auch hier müssen wir Kontakte so weit es geht vermeiden“, so Hoch.
Krankenhäuser schließen für Besucher
Er gab zu bedenken: „Jeder kann in eine medizinische Notsituation kommen und es darf nicht sein, dass sich Patienten mit ernstzunehmenden Symptomen aus Angst nicht an die zentrale Notaufnahme wenden, wie wir es im Frühjahr erlebt haben.“
An einer Flipchart verdeutlichte Hoch, wie sich das Virus unbemerkt verbreiten kann. „Das Gefährliche ist, dass es zu Übertragungen ohne Kenntnis kommen kann.“ Je mehr persönliche Kontakte man hat, desto größer ist das Risiko. „Wir müssen unbedingt ein explosionsartiges Geschehen vermeiden. Die Bevölkerung muss uns helfen.“