Rickenbach – Fairer Handel ist mittlerweile in aller Munde. Beim „Abend des Fairen Handels“ in Rickenbach am Donnerstag in der Naturparkschule wurde gezeigt, was sich hinter diesem Begriff verbirgt und wie die Absicht dahinter umgesetzt wird. Die Hotzenwaldgemeinde hatte den Abend zusammen mit den Weltläden in Murg und Wehr organisiert und als Festredner den Nepalesen Basu Dev Tiwari eingeladen. Er ist das Bindeglied zu den Arbeitskräften in seinem Heimatland.
Lieb und lächelnd schauen die gefilzten Elche oder Pinguine drein, die am Donnerstagabend auf dem Tisch stehen. Kaufen kann man zumindest die Pinguine nicht, sie sind quasi Prototypen. Sie, die Elchen und die bunten Topfuntersetzer aus Filzkugeln sind nicht nur optische Hingucker, sondern auch unter menschenwürdigen Bedingungen entstanden. Vom Himalaya fanden sie ihren Weg in den Hotzenwald.
Dieser Weg führte über Basu Dev Tiwari. Der gebürtige Nepalese lebt seit mehr als 20 Jahren in Deutschland und wollte ursprünglich zum Maschinenbaustudium hierher kommen. In Freiburg blieb er dann aber hängen und entwickelte mit der Zeit ein Fair-Trade-Unternehmen. „Nepalaya“, eine Mischung aus Nepal – dem Land des Filzes – und dem höchsten Gebirge der Welt, schafft auch im Namen eine passende Verbindung. Er war auf Initiative der Gemeinde Rickenbach und der beiden Weltläden in Wehr und Murg in den Hotzenwald gekommen.
Die eindrücklichen Bilder und Videos seiner Präsentation zeigten, wie erwachsene Menschen, die kranken- und sozialversichert sind, etwa Filzblumen herstellen. Sie gehören unterschiedlichen Konfessionen an und arbeiten zusammen. Nebenbei erklärt der Nepalese, dass sein Heimatland ein Vielvölkerstaat mit mehr als hundert Glaubensrichtungen sei. Auch dort gebe es Kasten und so genannte „Unberührbare“. Diese Grenzen würden überwunden und den Menschen so Arbeit gegeben. Die Herstellung von Filz aus Wolle und die Filzarbeiten, so erfuhren die rund 40 Gäste, hätten in Nepal eine Tradition, die – nach europäischen Maßstäben – bis ins Mittelalter zurück reiche. Blüten gibt es allerdings nicht nur aus Filz, sondern in auch in der dortigen Bürokratie. Sie forderten nicht nur heraus, sondern hinderten aktiv am Lösen eines bedeutenden Problems: Es sei vom Gesetz her gut gemeint, wenn man erst mit 18 Jahren arbeiten dürfe; was aber, wenn junge Menschen schon mit 16 die Schule beendet hätten – so wie er damals? Nepal leide unter einer enormen Abwanderung junger Menschen und brauche dringend Arbeits- und Weiterbildungsmöglichkeiten.
Fairer Handel, das machte dieser Abend deutlich, ist ein komplexes Zusammenspiel aus umweltverträglich und menschenwürdig hergestellten Gütern, umfangreichen Maßnahmen vor Ort, die regelmäßig überprüft und verbessert werden. Dies ist durch den persönlichen Kontakt Tiwaris gewährleistet. Während in westlichen Gesellschaften Re- und Upcycling Trends wurden, sind sie in Nepal seit jeher Teil des Wirtschaftens.
Rickenbach hat im letzten Jahr beschlossen, Fair-Trade-Gemeinde zu werden. Bürgermeister Dietmar Zäpernick freut sich, dass seine Gemeinde nicht nur Fair-Trade-Kaffee ausschenkt, sondern auf dem Weg zum Titel auch ein Restaurant gefunden hat, welches gerecht erzeugte Nahrungsmittel verarbeitet. Zu Details möchte er sich erst bei der Zertifizierung in 2025 äußern.