Nach Martin Hummel hat mit Bernd Bürkle auch ein zweiter Frauenarzt nach kurzer Zeit das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Bad Säckingen verlassen. Beide werden ab 7. Oktober vorübergehend im Ärztehaus Rickenbach eine Praxis für Gynäkologie und Geburtshilfe eröffnen. Parallel suchen sie an der Rheinschiene nach geeigneten Räumlichkeiten für eine dauerhafte Niederlassung. Am 1. Januar 2025 wird mit Frauenärztin Anne-Kathrin Birk eine dritte Ärztin vom MVZ zur neuen Praxis wechseln.

Erst im Mai war Bürkle an das MVZ nach Bad Säckingen gekommen. Mittlerweile hat er dort gekündigt – ein Schritt, den sein Kollege Hummel bereits im Frühjahr 2024 gegenüber dem MVZ vollzogen hatte. Gemeinsam mit seinem einstigen Kollegen Hellmund Neuhauser führt er gegenwärtig noch eine arbeitsrechliche Auseinandersetzung mit dem MVZ. Dabei geht es um Vergütungen, die den beiden Ärzten aus der Behandlung von Privatpatienten zustehen sollen.
Auch Anne-Kathrin Birk verlässt das MVZ
Am 1. Januar 2025 wird zudem die Frauenärztin Anne-Kathrin Birk die neue Praxis verstärken. Auf der Homepage des MVZ wird sie noch als Ärztin in Elternzeit aufgeführt, doch habe sie ihr Arbeitsverhältnis beim MVZ zum Ende des Jahres 2024 ebenfalls gekündigt, wie der Arzt Olaf Boettcher erklärt. Weil Hummel aus dem Ruhestand in die neue Praxis zurückkehrt, erfährt die frauenmedizinische Versorgung in der Region eine leichte Entspannung, bleibt jedoch insgesamt kritisch.
Boettcher hat an der Entstehung der neuen Facharztpraxis einen nicht unerheblichen Anteil. In Laufenburg und Rickenbach unterhält er mit acht angestellten Ärzten die größte hausärztliche Versorgungspraxis am Hochrhein und äußert sich kritisch zum Stand der medizinischen Versorgung in wichtigen Fachbereichen.
„Am Hochrhein wird nichts mehr gesucht als Kinder- und Frauenärzte“
„Am Hochrhein wird nichts mehr gesucht als Kinder- und Frauenärzte“, erklärt der Allgemeinmediziner gegenüber dem SÜDKURIER. „Eltern stehen mit ihren Kindern in meiner Praxis für Allgemeinmedizin, um Behandlung für ihre Kinder zu finden. Mittlerweile fragen auch Frauen für eine Betreuung in der Schwangerschaft an, aber wir können all diese Aufgaben nicht stemmen, auch braucht es hier die entsprechenden Fachärzte“, ergänzte er.
Bei den niedergelassenen Ärzten besteht ein Aufnahmestopp
„Die Lage für die Frauen am Hochrhein ist eine Katastrophe. Keine der bestehenden Frauenarztpraxen nimmt mehr Patientinnen an, sie haben alle einen Aufnahmestopp“, erläutert Boettcher. „Viele Frauen fahren daher gegenwärtig bis nach Freiburg, um diese Betreuung zu erhalten. Angesichts dieser schwierigen Verhältnisse kamen die Kollegen Bürkle und Hummel auf mich zu. Sie suchten meinen Rat, wo sie in der Region möglichst rasch eine Frauenarztpraxis eröffnen könnten, um die Lage der Frauen zu verbessern.“ Da er sich seit vielen Jahren für die Verbesserung der medizinischen Versorgung am Hochrhein einsetze, habe er mit den beiden Kollegen eine Übergangslösung entwickelt, damit diese in Interesse der Frauen so schnell wie möglich die Arbeit aufnehmen könnten.
Wenn die Hausärzte Feierabend haben, fangen die Gynäkologen an
Ab 7. Oktober werde in Rickenbach im Schichtbetrieb gearbeitet – „wenn die Hausarztpraxis geschlossen ist, dann arbeiten in diesen Räumen die Gynäkologen“, führt Boettcher weiter aus. Parallel laufe die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten für eine neue große gynäkologische Praxis am Hochrhein.

Für Martin Hummel geht es bei der Eröffnung der Praxis um die Erfüllung eines medizinischen Auftrags: „Wir möchten die frauenärztliche Versorgung am Hochrhein sicherstellen. Obwohl ich das Pensionsalter bereits erreicht habe, mache ich im Interesse der Patientinnen noch eine Weile weiter.“ Auch wenn seine Perspektive eigentlich auf den Ruhestand ausgerichtet sei, gelte es nun zu beobachten, wie sich die Lage bei der medizinischen Versorgung am Hochrhein entwickele. „Da ich einst einige Jahre in Rickenbach gewohnt habe, bin ich mit der Örtlichkeit auch sehr gut vertraut“, erläutert Hummel abschließend.
Das MVZ verliert weiter Ärzte
Am MVZ arbeitet nach den personellen Umbrüchen der Vergangenheit mit Alvard Depaiva derzeit nur noch eine Frauenärztin. Nach Mitteilung von dritter Seite habe inzwischen auch die Allgemeinmedizinerin Alina Moraru das MVZ verlassen und sei in die Schweiz gewechselt. MVZ-Geschäftsführer Franz Pusel war bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.