Rickenbach – Kaum etwas bringt die Gleichzeitigkeit von Schmerz und Hoffnung derart zum Ausdruck, wie ein Kreuz. Das Wegkreuz zwischen Willaringen und Egg, das feierlich geweiht wurde, steht in genau dieser Tradition. Waldbesitzer Martin Schlachter erinnerte an die sehr persönliche, familiäre und tragische Geschichte hinter dem wieder errichteten Wegedenkmal, das Pfarrer Bernhard Stahlberger weihte.

Ein langer Moment der Ehrfurcht, des Innehaltens und gar der Ruhe war es, als die Südhang Musikanten aus Egg den feierlichen Rahmen mit bedächtigen Klängen eröffneten. Kein Auto fuhr während dessen auf der Verbindungsstraße zwischen Willaringen und Egg. Martin Schlachter hatte im Sommer ein neues Kreuz in Auftrag gegeben, nachdem das alte – bereits seit 1904 an dieser Stelle stehende – bei einem Unfall stark beschädigt worden war. Jenes Kreuz auf dem Familiengrund erinnert an den Unfalltod seines Großvaters 1934. Er verstarb infolge eines Arbeitsunfalls im Wald. 1964 habe der Vater das Kreuz restaurieren lassen. Geprägt durch die Grauen des Nationalsozialismus seien ihm der Wald und jenes Kreuz als Orte geblieben, die ihm Halt gegeben, ihm Heimat gewesen seien. Ein respektvoller Umgang mit der Natur und den Tieren seien ihm wichtig gewesen und das wolle Martin Schlachter weitergeben.

Kreuze als Orientierungspunkte

„Es kommt nicht mehr oft vor, dass ich als Pfarrer zur Weihe eines Kreuzes angefragt werde“, so Bernhard Stahlberger. Umso erfreuter sei er, dass es Menschen gebe, die diese Tradition fortführten und einen Ort des Innehaltens, der Orientierung auf ihrem Weg böten. „Das Kreuz ist ein Plus. Es schafft einen Mehrwert. Es steht für die Verbindung zu Gott, es gibt Hoffnung.“ Wegkreuze haben auch im Hotzenwald eine lange Tradition. Sie sind in Andenken an Unglücke von Fuhrwerken, bei der beschwerlichen Arbeit oder zum Dank errichtet worden. Bei Nebel und Schnee waren sie wichtige Orientierungspunkte. Georg Keller, ehemaliger Rickenbacher Bürgermeister, sprach für den Schwarzwaldverein und erinnerte an die Katalogisierung der Wegedenkmäler vor fast 40 Jahren. Wenn dieses Kreuz auch erst wieder in 60 Jahren aufgefrischt werden muss, wird es eine Generationenaufgabe sein, die an die Enkel Martin Schlachters übergeht.