Schopfheim Die beiden Anfang März gestarteten Baustellen in der Hauptstraße und in der Adolf-Müller-Straße in Schopfheim sind Dauerthema. Es geht um die Frage: Wie groß sind die Auswirkungen für Handel und Gewerbe in der Innenstadt? Und: Macht die Stadt genug, um die Folgen abzumildern?
Konkret ist die Hauptstraße auf Höhe des Uehlin-Haus-Neubaus halbseitig gesperrt. Und das wird sie auch noch eine ganze Weile bleiben – bis die Bauarbeiten fertig sind, also weit ins nächste Jahr hinein. So lange wird der Verkehr an der Baustelle direkt gegenüber dem nach wie vor bei vielen Kunden als Parkplatz angesteuerten Marktplatz mit Ampeln geregelt – im Prinzip jedenfalls, denn in den vergangenen Tagen waren sie nur im Blink-Modus. Blockiert ist zudem der neuralgische Verkehrsknoten, nur einen Steinwurf von der Baustelle entfernt: die Kreuzung Adolf-Müller-Straße/Hauptstraße/Am Stadtgraben, sie ist Dreh- und Angelpunkt im westlichen Teil der City. Weil die Durchfahrt hier nicht möglich ist, wird der Verkehr ums Zentrum herumgeleitet.
Es ist ein Stück weit ein unglückliches Aufeinandertreffen von Umständen, dass die Umgestaltung der Adolf-Müller-Straße inklusive Umbau des Knotens zum Minikreisel zeitlich mit dem Start für den Uehlin-Neubau zusammenfiel. Aber auf den Uehlin-Haus-Investor hatte Schopfheim schon lange gewartet – die von der Stadt gesetzte Frist, wonach innerhalb von drei Jahren das Bauprojekt verwirklicht werden sollte, musste sogar verlängert werden. Das Umgestaltungsprojekt Adolf-Müller-Straße wiederum steht in anderer Weise unter Zeitdruck: Bis Jahresende muss es fertig sein, um rechtzeitig abgerechnet werden zu können. Andernfalls sind üppige Zuschüsse gefährdet.
Diese doppelte Einschränkung macht nach Angaben des Gewerbevereins dem Handel schwer zu schaffen. Schon kurz nach Beginn der Baustelle schlug der Gewerbeverein Alarm. Von erheblichen Rückgängen bei Kunden und Umsatzzahlen war die Rede, ja von „bedrohten Existenzen“. Der Gewerbeverein forderte deshalb die Verwaltung auf, die Innenstadt als Ausgleich für die Baustellen anderweitig besser erreichbar zu machen. So durch eine Wiedereröffnung der Hebelstraße in beide Fahrtrichtungen und eine Durchfahrt unter der Lenkplastik hindurch auf den Marktplatz. Und auch die von der Stadt wegen der Baustellen in die Wege geleiteten Parkvergünstigungen stießen beim Gewerbeverein zumindest in einem Punkt nur eingeschränkt auf Zustimmung. Dass jetzt acht Stunden auf dem Ex-SBG-Areal an der Hebelstraße gebührenfrei geparkt werden kann, ist dem Gewerbe zu viel. Dadurch würden zu viele Dauerparker hier den Kunden den Platz wegnehmen.
Bürgermeister Dirk Harscher erteilte den Forderungen nach beidseitiger Öffnung der Hebelstraße und einer Durchfahrt unter der Lenkplastik hindurch zwar bereits mehrfach eine Absage – begründet damit, dass dies wegen Sicherheitsaspekten und rechtlicher Gründe nicht gehe. Die CDU-Fraktion im Gemeinderat griff dies jedoch auf und stellte im April den Antrag, dass die Verwaltung prüfen soll, ob es nicht doch ermöglicht werden könnte. Die Stadtverwaltung will das Thema in der Gemeinderatssitzung am 30. Juni auf die Tagesordnung nehmen. Genau um dieses Datum herum soll sich freilich die Situation in der Innenstadt teilweise entspannen – wenn auch nur vorübergehend. So teilt der städtische Pressesprecher Marcus Krispin auf Nachfrage zum Baufortschritt mit: „Bis Ende Juni wird der Kreisverkehr fertiggestellt. Er kann dann aus drei Richtungen befahren werden, jedoch bleibt der Arm der Adolf-Müller-Straße weiterhin gesperrt.“ Das heißt: Die Baustelle wandert zurück in die Adolf-Müller-Straße.
Grund also zum Aufatmen? Der Gewerbeverein sieht das mitnichten so. „Die Erreichbarkeit der Innenstadt ist derzeit massiv eingeschränkt, die Fußgängerfrequenzen haben sich offensichtlich wesentlich reduziert“, berichtet Stefan Klever, einer der beiden Vorsitzenden auf Nachfrage. Den Vorstand erreichen laut Klever „täglich besorgte und frustrierte Stimmen von Schopfheims Einzelhändlern, die von markant geringeren Umsätzen berichten. Das wird sich auch nach der Fertigstellung der Adolf-Müller-Straße nicht nachhaltig ändern.“