In Sachen Lärmbelastung der Anwohner entlang der B317 in Hausen tut sich etwas: Mittlerweile hat die Gemeinde den Auftrag zur Fortschreibung des Lärmaktionsplans an das Basler Büro Rapp Trans erteilt. Im Herbst soll es mit der Kartierung losgehen. Es ist ein erneuter Versuch der Gemeinde, Lärmminderungsmaßnahmen zu erzielen.
„Lärm macht wirklich krank. Mittlerweile spüre ich am eigenen Leibe, wie mein Nervensystem zugrunde geht“, sagt Harald Woelffle, Mitglied der Bürgerinitiative (BI), die aus Anwohnern von Zweierweg, Wiesestraße und Bühlackerstraße besteht. Immer wieder werde der Verkehrslärm etwa in Gersbach und Kürnberg oder Präg öffentlich diskutiert, so Woelffle. Über die Belastung der Hausener Bürger an der B 317 zwischen Bahnhof und Einfahrt Nord werde hingegen nur wenig gesprochen. Und das, obwohl man hier nicht nur von Motorradlärm – und somit nicht nur in den Sommermonaten – geplagt sei.
„Ich kann wirklich alle verstehen, aber wir an der B 317 leiden jeden Tag – nicht nur im Sommer.“ Laut Angaben der Straßenverkehrszentrale Baden-Württemberg wurden in diesem Bereich im Jahre 2019 durchschnittlich rund 15.000 Fahrzeuge pro Tag gezählt. Und besonders ärgerlich für die BI: Auf der B 317 zwischen Hausen und Zell gilt weitestgehend Tempo 50 oder 70, lediglich auf einem kleinen Teilstück zwischen Bahnhof Hausen und Einfahrt Nord sind 100 Stundenkilometer erlaubt – und genau dort wohnen die Mitglieder der BI. Sowohl beim Landratsamt, das für eine Geschwindigkeitsreduzierung zuständig ist, als auch beim Regierungspräsidium, das etwa über eine Lärmschutzwand zu entscheiden habe, war die BI bislang auf taube Ohren gestoßen. Hoffnung liegt nun auf der Fortschreibung des Lärmaktionsplans, denn: Durch einen neuen Kooperationserlass des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg wurde die Lärmaktionsplanung der Gemeinden gestärkt. Kommunen haben nun bessere Chancen, Lärmminderungsmaßnahmen durchzusetzen.
Bestehende Lärmaktionspläne müssen alle fünf Jahre überarbeitet werden – in Hausen steht eine Überarbeitung für 2021 an. Im März hatte Bürgermeister Martin Bühler gegenüber dieser Zeitung betont, das Thema auf der Agenda zu haben und ein Fachbüro mit ins Boot holen zu wollen. Dieser Schritt ist nun erfolgt. „Ich glaube, dass wir tatsächlich eine Chance auf Tempo 70 in diesem Bereich haben“, sagte Bühler damals. Wie schätzt dies das beauftragte Büro Rapp ein? Diplom-Ingenieur Wolfgang Wahl erklärt auf Nachfrage, dass die Situation in Hausen ein „kritischer Fall“ sei. Anders als etwa in Zell-Atzenbach oder in Schwörstadt, wo Bundesstraßen direkt durch den Ort führen und links und rechts der Straße Wohnbebauung herrsche, sei die Belastung in Hausen nicht so offensichtlich. Man „kratze an den rechtlichen Möglichkeiten entlang“, so Wahl.
Dennoch werde man alles versuchen, die Belastung der Anwohner adäquat abzubilden. Im Herbst werde man mit der Kartierung beginnen, danach folgen Lärmberechnungen und Betroffenheitsanalysen. Dann gehe das Büro Rapp mit der Gemeinde und Juristen in die Gespräche. Anhand der Auswertungen müsse abgewogen werden, ob ein rechtliches Verfahren im Hinblick auf Lärmminderungsmaßnahmen angestrebt werden solle oder nicht. Unabhängig vom Ergebnis müsse man jedoch zunächst anerkennen, dass die Gemeinde Hausen nun „Geld in die Hand“ nehme für einen qualifizierten Lärmaktionsplan mit aktuellen Zahlen zur Verkehrsbelastung sowie für die juristische Beratung, sagt Wahl. Vor fünf Jahren war der Lärmaktionsplan nämlich nur im vereinfachten Verfahren aufgestellt worden, damit habe man kaum eine Chance auf Lärmminderungsmaßnamen gehabt. Eine Lärmminderungsmaßnahme kann übrigens nicht nur eine Temporeduzierung bedeuten. Zu solchen Maßnahmen zählen etwa auch die Straßenraumgestaltung, die Erneuerung von Fahrbahnoberflächen, eine Verbesserung des Verkehrsflusses oder Schallschutzwände. Auf letzteres hofft Harald Woelffle: „Geschwindigkeitsbeschränkungen funktionieren doch nicht“, sagt er ganz deutlich. In Hausen brauche es eine Schallschutzwand an der Bundesstraße, wie es sie in Schopfheim bereits gibt.