Schopfheim „Wir haben wirklich das Beste aus dem Wetter gemacht. Die Kinder hatten jedenfalls viel Spaß im Schlamm“, sagt der 23-jährige Mitveranstalter Jakob Weber. Sogar ein kleiner Graben sei kurzerhand angelegt worden, in dem die jüngsten Besucher mit Booten spielen konnten. Auch wenn einige Zelte in der Nacht auf Sonntag den Wassermassen nicht standhielten, ließen sich die Gäste die Laune nicht verderben. „So ein bisschen Angst hatte man schon. Ein bis zwei Zelte haben den Regen jedenfalls nicht mitgemacht“, sagt Weber. Doch die Stimmung blieb trotz der Wetterlage auch am zweiten Festivaltag ausgelassen. Besucherin Emilia aus Basel, die bereits zum dritten Mal das Holzrock besucht, fasst es so zusammen: „Das Besondere ist, dass das Festival eher klein und nicht so kommerziell ist wie andere. Genau das macht es für mich aus.“

Die besondere Atmosphäre des Kult-Open-Airs hat ihre Wurzeln in der Punk- und alternativen Szene, aus der das Festival vor etwa 40¦Jahren entstanden ist. „Und genau wie sich die Szene geändert hat, hat sich auch das Festival ein wenig verändert“, erklärt einer der Veranstalter, der sich Nella nennt. Heute reicht das musikalische Spektrum weit über Punk hinaus – auch Rave und Hip-Hop gehören inzwischen zum Programm. Eines aber sei Mitbegründer Christian Stock zufolge über die Jahre hinweg gleich geblieben: die klare antifaschistische Haltung und der konsequente Verzicht auf Kommerz. „Hier verdient niemand einen Cent. Alles wird freiwillig gemacht“, betont Stock. Veranstalterin Lilli ergänzt: „Es ist uns dabei vor allem wichtig, diese Werte nicht nur in den Städten, sondern auch im ländlichen Raum sichtbar zu machen.“ Genau deshalb haben auch in diesem Jahr rund 75¦freiwillige Helfer das Sengelewäldchen in Richtung Dossenbach in ein Festivalgelände verwandelt. „Vor allem der Bühnenaufbau dauert immer ewig, bis die mal steht und die Plane drauf ist“, erzählt Nella, der auf dem Holzrock auch in diesem Jahr wieder seinen Jahresurlaub verbringt.

Dank der vielen freiwilligen Helfer bot das Festival auch in diesem Jahr ein vielfältiges Programm: Politische Vorträge, Infostände und ein buntes Kinderprogramm sorgten für Abwechslung. Besonders neu war ein Künstlerkollektiv, das mit vielen Details wie einer kleinen Privatdisko aufwartete, in der Besucher ihre eigene Musik auflegen konnten – ein kreativer Kontrast zur Hauptbühne, auf der Bands aus aller Welt das Publikum begeisterten.

Die Auswahl der Bands erfolgt dabei ganz nach Bauchgefühl: „Wir sind vier bis fünf Leute in der Bandgruppe und überlegen gemeinsam, worauf wir Bock haben“, erklärt Nella. „Dann schreiben wir die Bands an und stellen ein abwechslungsreiches Programm zusammen.“ Fällt kurzfristig eine Band aus, springen oft „ehemalige Holzrocker“ aus der Region ein. Dieses Jahr sorgten vor allem die „Angeilikas“ aus der Umgebung für Stimmung. Auch die Wiener Punkband „Szene Putzn“ war zum ersten Mal in Schopfheim dabei: „Es war super, hier zu spielen. Ein total schönes Festival mit lieben Leuten“, sagt die Sängerin. „Es ist sehr herzlich, man fühlt sich einfach wohl.“

Trotz des hohen Aufwands sind sich alle einig: Das Holzrock-Open-Air geht weiter. „Selbst wenn im Laufe des Jahres die Lustkurve sinkt und man denkt, das war‘s jetzt, sagt man spätestens beim Aufbau, dass man nächstes Jahr wieder dabei ist“, gesteht Nella.

Am Ende der Veranstaltung bleibt deshalb für viele nur ein Fazit: „Das Highlight ist das Holzrock selbst. Die Leute kommen, weil sie wissen, dass es einfach geil ist“, so Nella. Er ist sich sicher, dass es das Holzrock-Festival im Schopfheimer Sengelewäldchen noch viele weitere Jahre geben wird.