Schopfheims Bürgermeister Dirk Harscher hat in einem Brief Kritik an den Umstrukturierungsplänen für das Kreiskrankenhaus Schopfheim geübt und Aufklärung zu unbeantworteten Fragen gefordert. Landkreis und Kliniken wollen Chirurgie und Innere Medizin aus Schopfheim abziehen und teils am Elisabethen-Krankenhaus in Lörrach, teils am Kreiskrankenhaus Rheinfelden ansiedeln – weit vor dem Umzugstermin in das 2025 fertige Zentralklinikum.

Nachdem Politiker, Ärzte und Bürger gegen die Pläne protestiert und Klinikärzte teils sogar mit Kündigung gedroht hatten, ergreift nun auch Harscher das Wort: „Ich war schon sehr erstaunt, die weitreichenden Veränderungen, die den Klinikstandort Schopfheim massiv betreffen, so kommuniziert zu bekommen“, schreibt er in dem Brief, der dieser Zeitung vorliegt. „Ein rechtzeitiger Dialog im Vorfeld hat leider nicht stattgefunden.“ Die Nachrichten habe er der Presse entnehmen müssen und „die wichtigen Eckpunkte der Pläne“ erst danach zu Gesicht bekommen. „Auch gab es nach meinen Informationen im Vorfeld keine Gespräche mit der Belegschaft am Standort Schopfheim“, kritisiert Harscher. Er habe bis heute keine detaillierten schriftlichen Informationen bekommen.

Nachteile für Schopfheim befürchtet

Für das Mittelzentrum Schopfheim und seine Umgebung mit rund 48.200 Einwohnern verschlechtere diese Zwischenlösung die Grundversorgung erheblich, insbesondere die ortsnahe Notfallversorgung. Der Bürgermeister verlangt Klarheit über die Einsparungen, die die Geschäftsführung sich von den Umzugsplänen erhofft. Ferner fordert Harscher eine Aufstellung der Kosten, die am Rheinfelder Krankenhaus durch den Umzug und die Umbauten entstehen.

Er greift auch eine Frage von Ärzten der Inneren Medizin am Kreiskrankenhaus Schopfheim auf: „Wer soll die geplanten 100 internistischen Betten in Rheinfelden betreuen, wenn eine mögliche massive Kündigungswelle bevorsteht und langjähriges motiviertes Personal für immer verloren geht?“ Die Ärzte hatten moniert, dass es bereits jetzt in Schopfheim – bei 60 Betten – eine enorme Herausforderung sei, die Dienste zu stemmen. Wie die Mediziner bezweifelt Harscher, dass „das selbstgesteckte Ziel eines Patientenzuwachses von 7000 Menschen jährlich“ erreicht werden kann, wenn dafür deutlich weniger Personal zur Verfügung steht – bei der angespannten Arbeitsmarktlage.

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