St. Blasien – Der sinnvollste Ort des Gedenkens an die Gefallenen der Weltkriege in St. Blasien ist der Soldatenfriedhof oberhalb der Dreherhauswiese. Im Gegensatz zu Krieger-Denkmälern ist die kleine Gräberanlage mit Kapelle ein bescheidener Ort des Nachsinnens. Ursprünglich fanden dort in den Sanatorien in der Besatzungszeit nach dem Krieg gestorbenen französischen Soldaten ihre letzte Ruhe – ihre vorletzte, sie wurden später auf einen elsässischen Soldatenfriedhof umgebettet.

Für die deutschen Soldaten war der allgemeine Friedhof beim Frongarten zu klein geworden, sodass sie an dieser würdigen Stelle auf der westlichen Anhöhe in Richtung Dachsberg und Todtmoos beerdigt wurden. Mit einer stilvollen Einweihungsfeier am 13. Juli 1952 wurde die Erde, in der Angehörige zweier verfeindeter Nationalitäten ruhen, dem öffentlichen Gedenken übergeben. Die Überreste von fast 200 beim St. Blasier Pflegeaufenthalt Gestorbenen und die (im Halbrund der kleinen Kapelle) namentliche Erinnerung an weit mehr als 100 St. Blasier Gefallene der Weltkriege waren und bleiben die Mahnung und die Bitterkeit an die Teilnehmer des Volkstrauertagsgedenkens.

Die Umstände und Widrigkeiten waren nicht förderlich: Der vom Ortskern her weite Weg über die Straße bei Dunkelheit und oft strenger Kälte, Regen, Graupel- und Schneetreiben ließen die Beteiligung schrumpfen – trotz eines Fahrdienst-Angebots der Feuerwehr. Daran änderten auch die Atmosphäre, die Ausgestaltung der Gedenkstunde und die Würde der Stätte nichts. Im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts gab es einen Versuch, die Bedingungen zu ändern. Die Gedenkstunde wurde vom Vorabend des Volkstrauertags auf den Sonntagvormittag nach den christlichen Hauptgottesdiensten verlegt – in den Saal im Haus des Gastes, um allem Wetterunbill zu entgehen und direkt im Anschluss an die Gottesdienste eine größere Teilnehmerzahl zu erreichen. Letztere Absicht wurde zwar erfüllt, die Stunde jedoch als reine Vortragsveranstaltung empfunden. Eine Wiederholung empfahl sich nicht.

So kam es zu Beginn dieses Jahrhunderts zur jetzigen Form des Gedenkens als ökumenische Andacht im Blasiusdom. Der Ort ist zentral, Wetterattacken spielen keine Rolle. Aber wenn man Träger und Gestalter der Gedächtnisfeier – Domchor, Stadtmusik, Jugendkapelle, Feuerwehr, Rotes Kreuz und Vereinssprecher der Fürbitten – abzieht, verzeichnet die Teilnehmerschar keinen Zuwachs. Die Ursachen dafür sind zweifelsfrei vielschichtig; manch einer braucht, gerade angesichts der aktuellen Gräueltaten auf der Welt, den Rückzug in die Stille des persönlichen, häuslichen Nachdenkens. Das öffentliche Innehalten indes – in unterschiedlicher Form und an wechselndem Ort – ist die Gemeinschaft den Abermillionen Toten und Opfern aus Vergangenheit und Gegenwart schuldig.