St. Blasien – Eine geradezu unerhörte Kombination von Präzision und Feuer bot das Latin Strings Quartet mit Ines Vega und Katya Contreras (Violine), Erika Cedeno (Viola) und Kevin Guerra (Violoncello) den faszinierten Zuhörern beim achten Klosterkonzert der Saison im Festsaal des Kollegs.
Mit ihrem Programm, einem Streichquartett aus Chile des 1965 geborenen Juan Antonio „Chicoria“ Sánchez, dem „Amerikanischen Streichquartett“ Antonín Dvoráks, der Gegenüberstellung von Bach und Piazzolla, einem Streicherstück aus Venezuela des 1957 geborenen Orlando Cardozo und dem argentinischen Tango Nuevo Astor Piazzollas machten sie ihrem Namen alle Ehre.
Das Streichquartett des Chilenen Sánchez ist durchzogen von einem ostinaten Rhythmus – eine sich stetig wiederholende musikalische Figur – über dem sich jeweils eine weit ausholende, anmutige Kantilene aussingt, mal vorgetragen durch das weich samtige und doch volltönende Cello Kevin Guerras, mal durch den strahlenden Klang der Geigen von Ines Vega und Katya Contreras.
Frisch, dynamisch hoch flexibel, die Melodien schwungvoll in großen Bögen ausspielend und mit kraftvollen Akzenten durchsetzt, gestalteten die Latin Strings Dvoráks „amerikanisches“ Streichquartett. Mit feurigem Drive und Nuancenreichtum reiht sich Dvorák optimal in diese Programmfolge ein.
Mit Betonung auf die barocke Strenge der Komposition erklang nach der Pause Bachs Kontrapunktus 1 aus der Kunst der Fuge mit fließendem Übergang zum rhythmischen Wechselbad von Piazzollas „Tango del ángel“. Scheinbar völlig einem hektischen Chaos anheimgefallen und dennoch höchst präzise geführt, wirkte die rhythmische Vielfalt in Orlando Cardozos Werk. Die Akkuratesse im Zusammenspiel der akzentuierten Striche der Begleitakkorde gepaart mit der sehnsüchtigen Leidenschaft der Melodien von Bratsche und Cello machten diesen Programmpunkt zu einem ganz speziellen Hörerlebnis. Dasselbe gilt für Piazzollas 1956 für einen Tanzfilm komponierten Soundtrack „Tango Ballet“, dessen sechs kurze, jeweils durch die Einleitung des Cellos markierte Abschnitte Charakterszenen malen, von einschmeichelnder Eleganz bis zu hochvirtuoser Dramatik.
Das lateinamerikanische Temperament des Abends hatte sich offenbar auf das Publikum übertragen, dass seiner Begeisterung mit lange anhaltendem rhythmischem Klatschen Ausdruck verlieh.