Der Schlachthausbetrieb in Ewattingen wird eingestellt. Wie Bürgermeister Christian Mauch auf Nachfrage bestätigte, hat die Gemeinde den Pachtvertrag mit der Schlachthausbetreibergemeinschaft Wutach nicht verlängert.
Die Ära eines der letzten gewerblichen Schlachthäuser in der Region geht zum 30. Juni 2020 zu Ende. Um die EU-Vorschriften für ein gewerblich genutztes Schlachthaus zu erfüllen, müssen in der Ewattinger Schlachtstätte Sanierungen vorgenommen werden. Insbesondere der schlechte Zustand des Bodens war bei einer Kontrolle im Mai 2018 durch das Amt für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung bemängelt worden. Die Kosten für eine Sanierung wurden auf rund 20.000 Euro geschätzt. Die Schlachthausbetreibergemeinschaft hatte bei der Gemeinde einen Antrag auf Bezuschussung eingereicht.
Zuschuss wird abgelehnt
Ein Zuschuss wurde vom Gemeinderat Wutach abgelehnt. Obwohl der Erhalt des Schlachthauses wünschenswert sei, war man überwiegend der Meinung, dass sich eine finanzielle Beteiligung bei angespannten Haushaltsverhältnissen nicht rechtfertigen lasse. Dies deshalb, weil die Nutzung des Schlachthauses durch einheimische Landwirte rückläufig sei. Die Schlachthausbetreibergemeinschaft hat sich daraufhin dazu entschlossen, die behördlichen Auflagen in Eigenregie zu erfüllen, ohne eine finanzielle Beteiligung der Gemeinde Wutach.
Dies würde allerdings nur dann Sinn machen, wenn auch gewährleistet ist, dass das gemeindeeigene Gebäude weiterhin an den Verein verpachtet wird. Beantragt wurde, den Pachtvertrag um zehn Jahre zu verlängern. Aber auch dieser Antrag fand im Gemeinderat keine Mehrheit. Beschlossen wurde, die Nutzung des Gebäudes als Schlachthaus zu beenden. Der Pachtvertrag endet zum 30. Juni 2020.
Seit 20 Jahren Thema
Wie Bürgermeister Christian Mauch im Gespräch mit dieser Zeitung erläuterte, gibt es schon seit gut 20 Jahren Diskussionen um den Fortbestand des Schlachthauses. Anfangs wurde die Schlachtstätte vom BLHV betrieben, als dann die EU-Verordnung in Kraft trat, mit neuen Vorschriften für ein gewerblich genutztes Schlachthaus, wurde der Schlachthausbetreiberverein gegründet, die für eine EU-Zulassung notwendigen Maßnahmen wurden erfüllt.

Die Kommune habe den Betrieb mit einem jährlichen Zuschuss von 1000 Euro unterstützt. Eine Rundumsanierung des Gebäudes, die nach Christian Mauchs Ansicht notwendig wäre, um eine längerfristige Perspektive zu haben, sei allerdings nie in Angriff genommen worden. „Das Schlachthaus ist ein Fass ohne Boden“, meinte der Bürgermeister. Außerdem, so Christian Mauch, seien es nur sehr wenige Landwirte aus Wutach, die die Einrichtung nutzen. Eine finanzielle Unterstützung der Gemeinde sei von daher nicht mehr gerechtfertigt.
Landwirt nimmt Stellung
Einer der Landwirte aus den Nachbargemeinden ist Markus Keller aus Stühlingen-Wangen, der die Entscheidung der Gemeinde Wutach, das Schlachthaus zu schießen, bedauert. Wie Keller im Gespräch erläuterte, werde das Schlachthaus nicht weniger genutzt als in der Vergangenheit. Die Zahl der Landwirte, die im Schlachthaus schlachten, sei zwar zurückgegangen, nicht aber die Anzahl der Schlachtungen, diese sei seit Jahren konstant. Alle Welt rede von Nachhaltigkeit und Regionalität, jetzt werde den Landwirten die Möglichkeit genommen, auf kurzen Wegen zur Schlachtstätte zu gelangen. Weniger Kilometer, das bedeute auch, weniger Stress für die Tiere.
Nachteile für Direktvermarkter
Nachteile sieht Markus Keller für Direktvermarkter, die sich einen Kundenstamm aufgebaut haben und jetzt nicht wissen, wo es hingehe. Verbraucher schätzten die Fleisch- und Wursterzeugnisse aus der heimischen Landwirtschaft, verarbeitet in Ewattingen. Für Verbraucher wäre es schade, wenn diese Form der Nahversorgung wegbreche. Und noch ein Argument für den Erhalt des Schlachthauses führte er an. In einigen Landkreisen sei es vorgeschrieben, dass die Jäger erlegte Tiere nur in EU-zertifizierten Schlachtstätten zerlegen dürfen. Es sei eine Frage der Zeit, bis diese Vorschrift im Landkreis Waldshut ankomme. „Wo sollen dann die heimischen Jäger ihre Tiere zerlegen?“
Schlachtungen auf privater Ebene
Die Argumente seien nachvollziehbar, räumt der Bürgermeister ein. In anderen Gemeinden seien die Schlachtstätten vor geraumer Zeit geschlossen worden. Was Wutach betrifft, habe man eine von den Behörden geforderte Schlachthausschließung 2019 hinauszögern können. Dies, um den Direktvermarktern Zeit zu geben, nach Lösungen zu suchen. Es gebe Beispiele, wie gewerbliche Schlachtungen auf privater Ebene ermöglicht wurden.
Die Zukunft
Auf die Frage, welche Pläne die Gemeinde mit dem Gebäude habe, meinte der Bürgermeister: „Dazu gibt es Überlegungen, die aber noch nicht konkret sind“, man wolle sich mit dem Thema in Ruhe beschäftigen. Dabei müsse berücksichtigt werden, dass die Zufahrt zum Schlachthaus über ein fremdes Grundstück möglich ist und das Gebäude mitten im Wohngebiet und angrenzend zum Gasthaus „Burg“ liege.
Die Schlachtzahlen
Im Kalenderjahr 2008
- Insgesamt: 108 Schlachtungen
- In Wutach: 18 Betriebe, 40 Schlachtungen
- In den Nachbarkommunen: sechs Betriebe, 68 Schlachtungen
Im Kalenderjahr 2017
- Insgesamt: 94 Schlachtungen
- In Wutach: sieben Betriebe, 27 Schlachtungen
- Nachbarkommunen: vier Betriebe, 67 Schlachtungen.
Kalenderjahr 2018
- Insgesamt: 95 Schlachtungen und mehr als 20 Zerlegungen
- In Wutach: elf Schlachtungen und mindestens zwei Zerlegungen
- In den Nachbarkommunen: 84 Schlachtungen und mindestens 20 Zerlegungen