In der jüngsten Gemeinderatssitzung saßen gut 30 interessierte Bürger im Sitzungssaal, die zum großen Teil am Tagesordnungspunkt „MVZ Stühlingen“ interessiert waren. Hierzu hatte Bürgermeister Joachim Burger den Geschäftsführer des Klinikums Hochrhein, Hans-Peter Schlaudt, eingeladen. Er sollte Auskunft über die derzeitige Situation im Medizinischen Versorgungszentrum Medicum Stühlingen (MVZ) geben.
Nach der Schließung des Stühlinger Krankenhauses am 1. Juli 2022, hat die Medicum Stühlingen GmbH, eine Tochtergesellschaft des Klinikums Hochrhein, am 1. Oktober das MVZ Stühlingen vom Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) übernommen. Seit dem 17. Oktober 2022 praktizieren der Gynäkologe Jörg Schweinfurth und der Allgemeinmediziner Abdul Zaher Zamani in den Räumen des geschlossenen Stühlinger Krankenhauses.

Der Einstiegsverlust sei laut Hans-Peter Schlaudt mit 86.000 Euro erwartungsgemäß recht hoch gewesen. Trotzdem sei man mit positiven Hoffnungen in das Jahr 2023 eingestiegen. Inzwischen sei der Gynäkologe Jörg Schweinfurt erkrankt und man wisse nicht, ob er weiter macht oder aussteigen wird. Da aber mindestens zwei Ärzte benötigt würden, sei die Zukunft des MVZ Stühlingen sehr ungewiss. Ärzte und Pflegekräfte in die hiesige Region zu bekommen, zeige sich in Stühlingen, aber auch für das Klinikum Waldshut als äußerst schwierige Aufgabe, so Schlaudt. Ohne Ärzteschaft ginge es auf keinen Fall.
Gemeinderätin Gabriele Fischer (FW) warf ein, dass das MVZ kein politischer Wunsch gewesen sei, sondern eine Notwendigkeit. Man müsse aus Gemeindesicht schauen, ob die Weiterführung wirtschaftlich sinnvoll zu machen sei. Schlaudt äußerte, dass das MVZ ein Unternehmen des Kreises Waldshut sei, was bedeute, dass der Kreisrat mitzureden habe.
Bei zwei Bürgermeister-Versammlungen im Kreis habe man die Gemengelage ausgelotet. Schlaudt machte deutlich, dass man Kräfte bündeln müsse, anstatt an zu vielen Standorten kleine Versorgungszentren aufrechtzuerhalten. Man müsse gemeindeübergreifend planen und kooperative Gestaltungsformen denken. Er hätte das MVZ in Stühlingen nicht gestartet, wenn man ihn nach seiner persönlichen Meinung gefragt hätte. Die Bundespolitik müsse endlich klare Aussagen zum Thema ärztliche Versorgung, besonders im ländlichen Raum, machen.
Corinna Pieper von der CDU fragte an, was man tun könne, um die Stadt Stühlingen für Ärzte attraktiv zu machen. Schlaudt meinte, dass man schon gezielt über soziale Medien auf Ärzte einwirken würde. Man sei auch zu den nahe liegenden Universitäten gegangen, um für die Region Ärzte zu gewinnen. Da seit Oktober 2023 feststeht, dass das ehemalige Krankenhaus Stühlingen für 999.900 Euro zum Verkauf angeboten wird, sind auch die Tage für die derzeitigen Räumlichkeiten gezählt.
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