Immer weniger Feriengäste buchen einen Aufenthalt in Todtmoos. Nach Zahlen des Statistischen Landesamtes kam der Kur- und Wallfahrtsort im Wehratal 2018 auf nur noch 158 000 Übernachtungen. Das ist das schlechteste Ergebnis seit 1985. Allein seit 2012 verlor der größte Fremdenverkehrsort im Landkreis Waldshut ein Drittel seiner Übernachtungen, deren Zahl in nur sechs Jahren von 245 000 um 86 000 zurückging. Ein Rekordergebnis verbucht hingegen Rickenbach, wo mit 101 000 Übernachtungen 2018 so viele gemeldet wurden wie noch nie.
Einst über 400000 Übernachtungen
Ihren bisherigen quantitativen Höhepunkt hatte die Todtmooser Tourismuswirtschaft 1991 erreicht, als 58 mittlere und größere Übernachtungsbetriebe 2380 Betten bereithielten. In jenem Jahr wurden 51.000 Ankünfte gezählt, 402.000 Übernachtungen, die Bettenauslastung lag bei über 49 Prozent, jeder Gast blieb durchschnittlich 7,9 Tage. Seitdem gingen all diese Kennziffern nach unten. Die Zahl der Übernachtungsbetriebe halbierte sich auf 28, die Zahl der Betten auf 1248. Die Gäste bleiben durchschnittlich nur noch 4,7 Tage, die Kapazitäten sind im Augenblick zu nur noch 36,5 Prozent ausgelastet.
Gründe für diese Malaise lassen sich viele anführen. So schmälert tendenziell wachsende Schneearmut den Wintertourismus. Doch es muss regionale oder lokale Ursachen geben. Denn im Schwarzwald insgesamt wuchs die ohnehin bereits hohe Zahl der Übernachtungen auch 2018 weiter an: um 5,3 Prozent auf 5,8 Millionen im Mittleren Schwarzwald, um 1,3 Prozent auf 5,5 Millionen im Nördlichen Schwarzwald und um 1,5 Prozent auf 9,8 Millionen im Südlichen Schwarzwald. Im Landkreis Waldshut hingegen sank sie um 4,8 Prozent auf 1,3 Millionen und in Todtmoos sogar um 12,9 Prozent auf besagte 158 000.
Vor etwas über einem Jahr versuchte die Gemeinde neuen Schwung ins Tourismusgeschäft zu bringen und wechselte vom Verband Ferienwelt Südschwarzwald zur größeren Hochschwarzwald Tourismus GmbH (HTG). Zu ihr zählen auch Breitnau, Eisenbach, Feldberg, Friedenweiler, Häusern, Hinterzarten, Lenzkirch, Löffingen, das Rothauser Land, Schluchsee, St. Blasien, St. Märgen, St. Peter, Titisee-Neustadt und die Bergwelt Todtnau. HTG-Sprecher Herbert Kreuz wollte sich noch nicht zu den Zahlen des Statistischen Landesamtes äußern. Dieses berücksichtige nur Übernachtungsbetriebe ab mindestens zehn Betten, die HTG selbst erfasse in ihrer Statistik jede einzelne Übernachtungso Kreuz. Noch aber lägen nicht alle Meldezettel für 2018 vor. „Sobald das der Fall ist, werden wir die Zahlen analysieren, schauen, wo genau die Herausforderungen liegen, und wie wir sie beheben können.“
Rekord für Rickenbach
Einen stetigen Zuwachs bei den Übernachtungen beim Tourismus verzeichnet hingegen die Gemeinde Rickenbach. Hier wurden vergangenes Jahr 101 000 Übernachtungen gezählt, das sind über 1000 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2016 und erst zum zweiten Mal über 100 000. In der Gemeinde gibt es neun Übernachtungsbetriebe mit mehr als zehn Betten, die zusammen 479 Schlafgelegenheiten bieten, die Auslastung beträgt 57,9 Prozent, die durchschnittliche Aufenhaltsdauer 8,4 Tage.
Minus in Herrischried
Eine vergleichsweise geringe Rolle spielt der Übernachtungstourismus mittlerweile in Herrischried und Görwihl. In Herrischried betrug die Zahl der Übernachtungen 2012 noch 30 000 und geht seitdem stetig zurück, vergangenes Jahr um 20 Prozent auf 19 000. Es gibt in der Gemeinde neun Hotelleriebetriebe mit mehr als zehn Betten und zusammen 327 Übernachtungsmöglichkeiten. Das bisher stärkste touristische Jahr liegt bereits lange zurück: 1989 wurden im ersten Jahr der deutschen Wiedervereinigung 90 000 Übernachtungen gezählt.
Görwihl fällt zurück
Ähnlich lange muss man in Görwihl zurückblicken. Die Gemeinde verzeiochnete ihr bisher stärkstes tousrstisches Jahr mit 23 000 Übernachtungen 1991. Seitdem pendelt die Zahl meist um 10000, 2015 wäre noch einmal fast die Marke 20 000 erreicht worden. Vergangenes Jahr sanken die Übernachtungen stark um 18 Prozent auf noch 11 000. Es bestehen in Görwihl sechs Beherbergungsbetriebe mit jeweils mehr als zehn und zusammen 166 Betten.
Landestrend
Baden-Württemberg erfreut sich als Reiseland zunehmender Beliebtheit. Seit 2010 steigen die Gäste- und Übernachtungszahlen in den Beherbergungsbetrieben im Südwesten kontinuierlich an. Die Zahl der Übernachtungen von Touristen und Geschäftsreisenden erreichte 2018 die Marke von 54,9 Millionen, was gegenüber dem Vorjahr einer Zunahme um gut 1,9 Millionen oder 3,6 Prozent entspricht. (stala)