Alle Badegäste im Naturschutzgebiet Schlüchtsee können aufatmen: Vom Biber wird in den Sommermonaten keine Gefahr ausgehen. Wie Bürgermeister Christian Behringer in der Gemeinderatssitzung informierte, stellte dies eine Expertengruppe von Regierungspräsidium und Landratsamt fest. Noch vor den Pfingstferien ist eine öffentliche Infoveranstaltung geplant, an der neben Vertretern des Regierungspräsidiums auch die Biberbeauftragte Bettina Sättele zum in Grafenhausen heiß diskutierten Thema Biber allen Fragen von interessierten Bürgern Rede und Antwort stehen werden.

Nach dem Rundgang am Schlüchtsee, an dem neben den Experten der Fachbehörden auf Wunsch des Regierungspräsidiums auch Gemeinderäte teilnahmen, wurde auch der Promenadenweg, der am Bibergebiet unterhalb des Schlüchtsees vorbeiführt, unter die Lupe genommen. Die mittlerweile angebrachten Stahlplatten hatten einen gewissen Erfolg. „In diesen Bereichen ist der Weg nicht mehr eingebrochen, die Gefahrenpunkte haben sich aber in die Randbereiche ohne Platten verlegt“, informierte der Rathauschef. Hier seien die Experten noch auf der Suche nach dauerhaften Lösungen.
Gefordert wurde dieser Termin aus den Reihen des Gemeinderates Grafenhausen. Gemeinderätin Marita Bücklers wollte damit nicht dem Biber den Kampf ansagen, sondern den verantwortlichen Behörden klar und deutlich signalisieren, dass der Schlüchtsee weiterhin als Erholungs- und Badegewässer für Einheimische und Touristen zur Verfügung steht und auch ohne Einschränkungen genutzt werden kann. „Es geht nur um den Schlüchtsee, nicht um andere Biotope, in dem das geschützte Nagetier großzügige Lebensräume zur Verfügung hat“, hob die Gemeinderätin hervor.

Der Biber hat nahe dem Schlüchtseehof einen geeigneten Lebensraum gefunden, wo er sich mit sichtbarem Damm und einem Bau in der angrenzenden Böschung unter dem Panoramaweg wohnlich eingerichtet hat. Dies zeigen die Aktivitäten des nagenden Landschaftsbauers deutlich. Den Nagetieren ist es gelungen, mit und zwischen den Dämmen vollkommen neue Lebensräume zu schaffen.
Die Verantwortlichen aus den Verwaltungen des Regierungspräsidiums Freiburg und aus dem Landratsamt Waldshut hatten nicht nur die Grafenhausener Gemeinderäte, sondern auch die Gemeindeverwaltung mit dem Problem Biber „im Regen stehen lassen“. Die Informationen über den Sachstand am Schlüchtsee seien vor dem Ortstermin sehr unbefriedigend gewesen.
„Ich habe hier nichts vom Regierungspräsidium Freiburg oder vom Landratsamt Waldshut gehört“, betonte Christian Behringer. Daraufhin forderte Gemeinderätin Marita Bücklers, die übrigens für eine weitere Legislaturperiode im Gemeinderat nicht mehr kandidiert: „Wir müssen die Experten einladen und Druck machen.“ Christian Behringer dankte ihr in der besagten öffentlichen Gemeinderatssitzung für die klaren Worte.
Über den Biber
Der Biber steht gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz unter strengem Schutz. Dies hat seinen Grund: Nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in ganz Deutschland stand das große Nagetier kurz vor der Ausrottung. Neben den veränderten Lebensbedingungen hatte sicherlich die Jagd auf den Biber dazu beigetragen. So wurde sein Fell früher intensiv genutzt. Nicht ohne Grund wurde der Nager zum Wappentier der Hutmacher gekürt. Auch pharmazeutisch war der Biber von großer Bedeutung. Sogenanntes Bibergeil (ein Sekret aus den Drüsensäcken) wurde als Schmerzmittel genutzt und stand als Viagra des Mittelalters hoch im Kurs. In der Fastenzeit wurde der Biber kurzerhand als Fisch gewertet und dementsprechend als Fleischersatz verzehrt.