Als Kerstin Kaiser vom Theaterverein Zeitschleuse das Projekt Freilichtspiele „Zwischen den Welten“ in den Bürgerversammlungen der Gemeinde vorstellte, war Herbert Duttlinger begeistert und bot als geschäftsführender Gesellschafter der Holzbaufirma in Bernau spontan seine Hilfe an: „Sagt mir, was ihr braucht, ihr bekommt es.“
Ein Glücksfall für den jungen Theaterverein Zeitschleuse. „Ich dachte dabei an Hilfe bei der Tribüne oder einem Podest. Dass es ein Schiff sein könnte, war mir erst mal nicht klar“, erzählt Herbert Duttlinger. Das war es aber, was der Theaterverein unbedingt für Szenen des Stücks aus der Geschichte von Heinrich Ernst Kromer „Amerikafahrt“ wünschte. Die Kollegen Stefan Spitz und Andreas Wiesler waren einverstanden, dass man „etwas Rechtes“ macht und ihr Mitarbeiter, Zimmermeister Helmut Böhler, setzte das Vorhaben in die Tat um.

Mit viel Schiffsbauliteratur eignete er sich das Wissen an, das für den Bau des Schiffes notwendig war. Es war eine ganz besondere Aufgabe. Die Erstellung der Baupläne und Ansichtspläne folgten, Statik für Standfestigkeit und Traglast wurden berechnet und viele Details mehr, die völliges Neuland für die Zimmerleute und Holzbauingenieure darstellten. Allein Planer Helmut Böhler investierte mehr als 150 Stunden Arbeit. Es war eine riesen Herausforderung, so Stefan Spitz bei unserem Besuch in der neuen Produktionshalle in Bernau.

Das Original-Schiff war ein Dreimast-Schoner aus dem 18. beziehungsweise 19. Jahrhundert mit 70 Meter Länge, 50 Meter hohem Mast und Platz für 300 Personen. Die Zimmerleute bauten für das Theater maßstabsgetreu und kleiner ein Drittel bis zum ersten Mast, sodass es im Klostergarten platziert werden kann. Mit Bugsprieß ist das Theaterschiff nun 23 Meter lang, die Höhe des Masts 17 Meter und das Deck als Bühne 100 Quadratmeter. Auf zwei Ebenen kann gespielt werden.

Die reinen Selbstkosten für den Schiffsbau betragen etwa 20 000 Euro für die Holzbaufirma, die damit den Theaterverein enorm sponsert. „Es hat aber auch Spaß gemacht, es zu bauen und dann zu sehen, was daraus geworden ist“, bestätigen die Geschäftsführer Duttlinger und Spitz, „wenn man was macht, dann richtig. Ein Geschäftszweig wird es eher nicht“, meinten die beiden augenzwinkernd. In der kommenden Woche soll das Schiff nach Riedern transportiert und aufgestellt werden. Die Fundamente wurden schon von Heiner Duttlinger, Friedrich Werner und Thomas Fechtig betoniert.
Holzbau Kaiser
Die Holzbau Bruno Kaiser hat in Bernau ihren Sitz. Firmengründer ist Bruno Kaiser, der noch im Betrieb mitarbeitet. Besonders geschätzt wird er für sein Wissen und Erfahrung bei denkmalgeschützten Häusern. Seit 2008 von 28 auf heute 86 Arbeitsplätze gewachsen ist es inzwischen die größte Holzbaufirma im Schwarzwald. "Das haben wir nur geschafft, weil wir sehr vielseitige Aufgabenfelder anbieten", so Herbert Duttlinger. Im Jahr 2010 wurde eine GmbH gegründet. Aktuell geschäftsführende Gesellschafter sind Herbert Duttlinger (Zimmermeister und Bauingenieur), Stefan Spitz (Schreinermeister und Betriebswirt), und Andreas Wiesler (Zimmermeister und Betriebswirt) Probleme, Auszubildende zu finden, kennt man hier nicht. Sieben junge Leute beginnen in diesem Jahr ihre Ausbildung, einigen anderen musste man leider absagen. Die Mitarbeiter der Firma sind alle ausgebildete Fachleute, davon drei Architekten, zwei Holzbauingenieure, drei Bauleiter, 17 Meister im Schreinerhandwerk und Zimmerei.