Ühlingen-Birkendorf/Grafenhausen Das Forum Energiedialog des Landes Baden-Württemberg hatte zu einer öffentlichen Info-Veranstaltung in die Dorfhalle Brenden eingeladen. Dabei wurde das geplante Windparkprojekt Staufen/Brenden der Firma Windkraft Schonach GmbH (WKS) vorgestellt. Die Veranstaltung sollte auch zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen.

Im Speziellen ging es dabei um den geplanten Bau von Windrädern rund um den Staufenkopf, eine 153¦Hektar große Fläche, die vom Regionalverband Hochrhein-Bodensee als Vorrangfläche ausgewiesen wurde, nachdem sie der Gemeinderat Grafenhausen aus der kommunalen Planung gestrichen hatte.

Nach einer Begrüßung durch Bürgermeister Christian Behringer aus Grafenhausen und seines Amtskollegen Tobias Gantert aus Ühlingen-Birkendorf wurden die Ortsvorsteher von Brenden, Ralf Isele, und Staufen, Peter Morath, zur Gemütslage in den Orten befragt. Eine gewisse Resignation und Enttäuschung konnten beide nicht verbergen. Laut Isele hätten Staufener Angst vor dem Bild, das sich ihnen bieten könnte. 70¦Prozent der Einheimischen seien gegen den Windpark, der acht Windkrafträder umfassen könnte. Morath sagte, er sei prinzipiell nicht gegen Windkrafträder. Jedoch sei auch in Staufen die Stimmung angespannt. Es seien jetzt aber Fakten geschaffen worden, man könne nicht mehr viel dagegen unternehmen. Die Verträge seien für drei Jahre fix vereinbart worden. Ob es dann tatsächlich acht Windräder würden, müsse man abwarten.

Sebastian Wilske vom Regionalverband Hochrhein-Bodensee und Paul Weisser, Projektmanager der Windkraft Schonach GmbH (WKS), erläuterten das Projekt anschließend näher und detaillierter. Wilske betonte die Vorgabe, 1,8¦Prozent der Fläche des Gebiets des Regionalverbands für die Erzeugung von Windenergie zu nutzen. Bis ein Vorranggebiet jedoch als solches ausgewiesen werden kann, müssten verschiedene Kriterien erfüllt sein.

Mit dieser als Grafik auf eine Leinwand projizierten Fläche skizzierte Paul Weisser von Windkraft Schonach ein Szenario: Auf einem Nord-Süd ausgerichteten Höhenzug würden die Windräder installiert, mit Abständen zwischen 600 und 1500¦Metern zu den nächsten Gebäuden.

Publikum lacht höhnisch

Die Reaktionen aus dem Publikum auf die Visualisierungen waren unmissverständlich. Es wurde höhnisch gelacht, „wunderschön“ war zu vernehmen, auch „wir wohnen dann also im Windpark“. Fassungslosigkeit lag in der Luft. Gemäß der jetzigen Planung hätten die Windräder eine Nabenhöhe von 179¦Metern und dürften maximal einen Geräuschpegel von 45¦Dezibel erzeugen. Die erlaubten Geräuschemissionen sind bundesweit festgelegt. Betrieben würden die Windräder insbesondere im Winterhalbjahr. Laut Weisser wäre eine Inbetriebnahme der Windkraftanlage in fünf Jahren eine äußerst optimistische Prognose.

Die Genehmigungsbehörde ist das Umweltamt des Landratsamts Waldshut. Hier werden Faktoren wie Geräuschemissionen, Schattenwurf, der Eingriff ins Landschaftsbild, Auswirkungen auf Flora und Fauna, der Effekt auf Grundwasseradern sowie weitere angeschaut und bewertet. Derzeit geht das Amt von einem vereinfachten Verfahren aus, was bedeutet, dass die Öffentlichkeit in der Entscheidungsfindung nicht weiter beteiligt wäre.

Viele Anwesende monierten, sie seien übergangen worden. Christian Behringer erklärte, er selbst wisse erst seit einer Woche von den geplanten Standorten. Behringer sagte aber auch, die Betroffenen hätten sich schon früher melden können, um ihre Bedenken anzumelden. Bereits im Jahr 2021 habe der Gemeinderat ein klares Bekenntnis zur Windenergie gegeben.

Gerhard Kreider von der Initiative „Besorgte Bürger“ erklärte, er sei maßlos enttäuscht. „Heimat verlieren, ohne wegzuziehen“, nannte er die Vorhaben. Der Dorffrieden werde gestört, Menschen würden wegziehen, das eigene Zuhause werde entwertet. Gefahren sieht er in Lärm, Schattenwurf, Eisbruch sowie katastrophalen Folgen für die Natur. Scharfe Kritik äußerte er gegenüber Grundstückseigentümern, die ihre Flächen nur des „finanziellen Mammons“ wegen an den künftigen Betreiber verpachtet hätten. Kreider verlangte eine „klare Rücknahme des Vorranggebiets“, wofür er reichlich Applaus erhielt.

Nach den Ausführungen gab es Gelegenheit, mit den anwesenden Experten ins Gespräch zu kommen. Es waren fünf Stände von Regionalverband Hochrhein-Bodensee, WKS, Nabu/BUND, Umweltamt und „Besorgte Bürger“ aufgebaut. Einige der Bedenken wurden im Anschluss im Plenum diskutiert. Zum Beispiel, ob sich die Installation des Windparks wertmindernd auf die eigene Immobilie auswirke. Sebastian Wilske vom Regionalverband Hochrhein-Bodensee verneinte dies. Seriöse Studien hätten Wertminderungen nicht nachgewiesen.

Ob die Bürger noch Einfluss auf den Bau des Windparks nehmen können, war eine weitere Frage. Der Ühlingen-Birkendorfer Bürgermeister Tobias Gantert stufte diese Chance als sehr gering ein. Das überragende öffentliche Interesse, das gesetzlich normiert sei, wäre zu übertreffen, was sehr schwierig sei, so die Antwort Ganterts.