Die Idee, der Partnerstadt Machecoul eine alemannische Fastnacht zu schenken, wurde am vergangenen Wochenende zum dritten Mal von den fünf Narrenzünften und der Guggenmusik Berau in die Tat umgesetzt.
Die Initiative des damaligen Vorsitzenden des Narrenvereins Stiegele Chatz, Klaus Müller, war 2005 als einmaliges Projekt gedacht. Es begeisterte die Franzosen und sie wünschten sich Wiederholung.
Von Freitag bis Sonntag, 11. bis 13. April, brachten 100 Hästräger, Narren- und Elferräte erneut alemannisches Fastnachtsbrauchtum mit allem Drum und Dran in ihre Partnerstadt.
Nachdem der Narrenbaum bereits Donnerstagabend in Machecoul angekommen war, trafen am Freitagmorgen die Teilnehmer in Bussen auf dem Platz vor der Halle „Espace de Retz“ ein und wurden herzlichst empfangen.
Viele Freundschaften sind in den Jahren der Partnerschaft entstanden und wie Klaus Müller und Silas Bulla betonten, sei es für sie wie ein „Nachhausekommen“. Die herzliche Gastfreundschaft weiß man zu schätzen.
Wenn auch wenige Französisch sprechen, gibt es keine Verständigungsschwierigkeiten. Ansprachen wurden von Karine Ebner, Veronique Coreil übersetzt, Marianne Buchmüller war ebenfalls oft hilfreich.
Narren schenken Häs und fordern Schlüssel
Bürgermeister Robin Laurent wurde von den Ühlingen-Birkendorfern passend für „Sud Retz Atlantique“ in der Farbe Blau mit neuem ‚Bürgermeister-Häs‘ mit den fünf Zunftwappen eingekleidet. Danach verlangte man vom Hausherrn den Rathausschlüssel und überreichte Vize-Präsidentin Laurence Delavaud eine „Rätsche“, mit der sie ordentlich Krach machen solle.

Ein einzigartiges Erlebnis
Das Unternehmen „Fastnachtsbrauchtum in Machecoul“ zeigte eine großartige Gemeinschaftsleistung der Ortsteile und der Vereine, was zum 50-jährigen Jubiläum ein Glanzpunkt bedeutet. Mit den Narrenvereinen und dem Freundeskreis konnte nach vielfältigen Vorbereitungen ein tolles Programm auf die Beine gestellt werden.
Am Freitagnachmittag säumten Hunderte Umzugsbesucher die Straßen, die dem Spektakel beiwohnten. Aus der benachbarten Stadt Pornic nahmen kostümierte Gruppen und Umzugswagen sowie der Karnevalsverein aus Pornics Partnerstadt Linz am Rhein in prächtigen Kostümen teil.

Narrenbaumstellen eine Herausforderung
Die anschließende Aufstellung des Narrenbaums stellte sich etwas schwieriger heraus und brauchte seine Zeit bis er mit „Bög“ kerzengerade stand, um am Sonntagabend wieder gefällt und in Scheiben gesägt zu werden, die reißenden Absatz bei den Zuschauern fanden. Der „Bög“ aber brannte über dem großen Fastnachtsfeuer im Beisein staunender Zuschauer lichterloh.

Der Bunte Abend am Samstag war nicht nur ein Höhepunkt für die deutsch-französische Freundschaft, sondern auch im Jubiläumsjahr der Gemeinde ein Zeugnis des guten Miteinanders der Ortsteile.
Mit großem Applaus bedankten sich die Zuschauer, tanzten und schunkelten zusammen. Beeindruckend waren erneut die musikalischen Auftritte der Musique Bourgneuf mit Dirigent Lionel Blanchard, den man seit Jahren als Freund der Jumelage kennt, der immer bei besonderen Anlässen mit seiner Kapelle nach Ühlingen-Birkendorf kommt.

Ein volles Programm für die Narren
Im 29 Kilometer entfernten Pornic hat „Mi-Caréme“ (mitten in der Fastenzeit) eine Art Kirmes mit großem Umzug Tradition. Tausende Besucher und unzählige Kostümgruppen, Tänzerinnen und Motivwagen ziehen vier Stunden langsam durch die Stadt.
Zu den ersten im Umzug gehörten die Berauer Guggenmusik und die Ühlingen-Birkendorfer Hästräger und Narrenräte. Unter ihnen marschierte Bürgermeister Tobias Gantert in seinem Bürgermeister Häs mit. Obwohl es eine dreieinhalbstündige sportliche Herausforderung darstellte, war es für alle ein einmaliges Erlebnis. Ältester Teilnehmer war Max Gromann, der den ganzen Weg mit dem HüRi gut durchhielt.
Völkerverständigung durch Brauchtum
Das Unternehmen ist als wertvoller Freundschaftsdienst im Kontext der Völkerverständigung anzusehen, auch wenn es inmitten der Fastenzeit stattfindet. Michael Werner, der vor zehn Jahren als Zunftmeister der Narrenzunft Birkendorf dabei war, ließ es sich nicht nehmen, diesmal erneut mitzumachen.

„Zu sehen, welche Freude wir den Menschen hier bereiten können, ist uns Motivation und viel Freude kehrt zu uns zurück“, ist er überzeugt. Diese kulturelle Austauschaktion soll dazu beitragen, durch Brauchtum internationale Freundschaften zu stärken und das Verständnis zwischen den Kulturen zu fördern. Das Fest in Machecoul ist ein Zeichen der Verbundenheit zwischen Deutschland und Frankreich – und ein Erlebnis, das in Erinnerung bleibt.
Das bestätigen auch die französischen Gastgeber. „Es war ein wunderschöner Karneval, den die Einwohner von Machecoul und den umliegenden Städten aufgrund seiner Qualität nicht so schnell vergessen werden“, ressümieren Roland Duval, früherer Hauptamtsleiter von Machecoul und seine Frau Monique. Die Tausenden von Zuschauern seien glücklich gewesen, ein solches Ereignis mitzuerleben.

Silas Bulla bedankte sich im Namen aller bei Klaus Müller und bei Marianne Buchmüller, die die Organisation so wunderbar bewältigt haben.
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