Bürgerschaftliches Engagement ist für Berufstätige nicht einfach, besonders wenn sie tagsüber außerhalb arbeiten. Trotzdem tragen viele Personen und Vereine ehrenamtlich zu einem besseren Dorfleben bei. Männer und Frauen, die man die „guten Geister“ nennt, wirken oft im Stillen. Ohne öffentliche Aufmerksamkeit sorgen sie für Wohlfühlfaktoren und soziales Miteinander im Dorf – auch in Ühlingen-Birkendorf.
Ühlingen-Birkendorf ist nach Stühlingen die zweitgrößte Flächengemeinde des Landkreises Waldshut mit 5500 Einwohnern in den Ortsteilen Berau, Birkendorf, Brenden, Hürrlingen, Obermettingen, Riedern am Wald, Ühlingen und Untermettingen und vier Tälern Steina-, Schwarza-, Mettma- und Schlüchttal.
Bernhard Bockstaller gibt Wanderern auf den Rappenfelsensteig Sicherheit
Einer dieser guten Geister ist Bernhard Bockstaller. Im 370-Seelen zählenden Ortsteil Brenden ist er vielseitig engagiert. Warum er sich ehrenamtlich einsetzt? „Das ist doch klar, ich bin hier daheim.“ Der 66-Jährige lebt allein im Bauernhaus, in dem er aufgewachsen ist.

„Allein – aber nicht einsam“, betont er. Er treffe Leute oder sie kommen zu ihm, reden und erzählen. Soziale Kontakte hat er auch im Kirchenchor, dem er seit 35 Jahren angehört und in der Singgruppe, die im Zwei-Wochen-Rythmus in der Gurtweiler Kirche singt. Oft ist er in seinem Garten, der ihm wie sein christlicher Glauben Kraftquelle bedeutet.
Der naturverbundene Rentner war nach zehn Jahren erstmals wieder verreist. Ziel war der Wallfahrtsort Pietrelcina-Italien in Gesellschaft netter Leute. „Ich brauche eigentlich keinen Urlaub. Mit unserer schönen Natur und Landschaft und meinem Garten habe ich hier alles, was ich brauche“, sagt er.
Bockstaller war 25 Jahre Wanderwart des Schwarzwaldvereins und führte Gäste und Einheimische auf Schusters Rappen im Schwarzwald, in den Vogesen und in den Alpen. Seit acht Jahren ist er Wegpate des 12,4 Kilometer langen Premiumwanderwegs Rappenfelsensteig, der 2016 eingeweiht wurde.

Bockstaller pflegt die Strecke von Staufen-Grafenhausen nach Brenden durch den Bannwald, das Schwarzatal mit herrlichen Aussichtspunkten, vorbei an Geröllhalden und Felswänden bis zum Ausganspunkt in Staufen. Etwa ein Drittel ist mit dem Traktor befahrbar, der Rest ist nur zu Fuß begehbar. Um den Weg begehbar zu halten, sägt Bockstaller umgestürzte Baumstämme aus, mäht hohes Gras, beseitigt Äste und hält Wegschilder vor dem Zuwachsen frei.
Er kennt jeden Winkel und Bäume, die als Naturverjüngung nachwachsen. Wegewart Roland Lelonek vom Schwarzwaldverein freut sich: „Der Rappenfelsensteig ist immer top in Schuss.“ „Bernhard hilft, wenn man ihn braucht“, sagt auch Ortsvorsteher Ralf Isele.
So unterstütze er seine Schwester Maria Sutter bei der Blumenpflege rund um die Kirche und am Friedhof. Den Straßenrand gegenüber von seinem Haus mäht er gleich mit, wenn er am Mähen ist. „Das geht in einem“, so der 66-Jährige. „Solange ich kann, werde ich mich einbringen. Das Dorf gibt mir viel und ich möchte auch etwas zurückgeben“, lautet Bernhard Bockstallers Fazit.
Wo man Kurt Gantert braucht, packt er mit an
Wenn man in Untermettingen fragt, welche Personen sich besonders einsetzen, hört man: Kurt Gantert. „Der macht wirklich viel“, sind sich die Gemeinderäte Fabian Brogle und Johannes Baumgartner sowie Ortsvorsteher Schliffke einig.
Ob Kinderspielplatz, Boulebahn und -häuschen, Vereinsheim und Sportplatz – Kurt Gantert packt an, wo Tatkraft und Know How gefragt sind. Die Stunden für den Spielplatz und die Boulebahn habe er mal notiert und sei auf 150 Stunden gekommen. Bei der Vereinsheim-Erweiterung und dem Sportplatz sei es ein Mehrfaches gewesen, als er mit dem inzwischen verstorbenen Freund Wilhelm Preiser geholfen hat. „Ich bin Mitglied des Sportvereins, schaffe mit und kann mich mit anderen über Erfolge und schöne Stunden freuen“, so der ehemalige Firmenchef der Bamo in Lauchringen.
Warum er so viel ehrenamtlich macht? „Ich gebe nicht nur, ich bekomme auch viel zurück“, so Gantert. Dienstags trifft er sich mit Wanderfreunden, mittwochs zum Boulespielen. Also lohnt es, sich einzusetzen. Es bringt Geselligkeit und gute Stimmung auch bei gemeinsamen Hocks im Vereinsheim. Das macht unser Dorf liebenswert.“

Kurt Gantert ist von früher Jugend an ein Macher. Im Alter von 33 Jahren gründete er die Firma Bamo in Lauchringen, nachdem er schon zuvor einen Betrieb in der Schweiz führte.
Nebenbei baute er das 400 Jahre alte Elternhaus und ehemalige Gasthaus „Hirschen“ in Endermettingen in ein modernes Wohnhaus um, ohne den Charakter des Hauses zu verändern. Nach und nach gestaltete er dazu die Außenanlage. Nach dem Verkauf der Bamo hätte sich der 66-Jährige vor sieben Jahren mit 59 zur Ruhe setzen können. Stattdessen übernahm er damals mit seinem Freund Wilhelm Preiser die Friedhofspflege in Untermettingen. Er sei gerne unter Leuten und im Dorf verwurzelt.
Manuel Möllnitz hält die Wassertretstelle und den Spielplatz in Schuss
Manuel Möllnitz ist in Obermettingen ebenfalls einer der guten Geister, sagt Ortsvorsteher Norbert Ebi. Der 43-Jährige ist als Dachdecker und Spengler in der Schweiz noch voll im Berufsleben. Er ist mit Sabine Möllnitz, geborene Hug verheiratet und hat drei Kinder im Alter von drei bis 13 Jahren.

In seiner Freizeit und am Wochenende setzt sich Möllnitz vielfach ehrenamtlich ein, was man im Dorf auch wertschätzt. In Feuerwehr-Lehrgängen qualifizierte er sich als Truppmann 1 und 2, Maschinist, Funker und Atemschutzträger. In der örtlichen Abteilung hat er das Amt des Gerätewarts inne.
Darüber hinaus pflegt er vorbildlich das Wassertretbecken und Spielplatz, wartet Spielgeräte und repariert sie nach Bedarf. Von seinem Haus aus hat er den Überblick auf den Spielplatz und das Wassertretbecken. Da könne es schon mal vorkommen, dass er aus dem Fenster ruft, wenn Unfug getrieben werde. Auch den Rastplatz oberhalb des Dorfes kontrolliert er und hält ihn regelmäßig in Schuss.

Wie schafft er das alles? Er bekomme auch Unterstützung im Dorf. Aber ohne seinen Sohn Moritz würde er nicht alles hinkriegen. Der 13-Jährige hilft bei der Reinigung des Wassertretbeckens und bei allen Arbeiten. Seit Juni hat Manuel Möllnitz den Hausmeisterposten im Gemeindehaus von Ehefrau Sabine übernommen, die jetzt in der Gemeindeverwaltung arbeitet. „Wir helfen uns gegenseitig und auch Tochter Nora packt mit an“, so Möllnitz.
Ühlingen-Birkendorf in Zahlen, Daten, Fakten
- Kreis: Waldshut
- Fläche in Hektar: 7708
- Bevölkerung: 5203
- Einwohner pro km²: 68
- Pendler: ein: 353, aus: 2109
- Altersdurchschnitt: 44,6
- Bildung: drei Grundschulen, eine Gemeinschaftsschule
- Miete pro m² in Euro: 5,87
- Wohnung Kaufpreis pro m² in Euro: 2242,54
- Haus Kaufpreis pro m² in Euro: 2904,24
- Bautätigkeit: Es gibt freie Bauplätze in Berau, Baugebiet Falkenstein, 3. Bauabschnitt, insgesamt sind hier noch sechs Plätze zu vergeben. In Untermettingen gibt es das Baugebiet Hofwiesstraße II, hier sind insgesamt acht Bauplätze vorhanden. Je nach Bauplatz sind hier Einfamilienhäuser/Reihenhäuser oder Doppelhäuser möglich. Geplante Erschließungen: In Ühlingen: Baugebiet Hub, 2. und 3. Bauabschnitt, Beginn Erschließung geplant in 2024, Ende dann in 2025; voraussichtlich 25 Bauplätze. In Birkendorf: Südliche Bühlstraße, Erschließung geplant in 2026 (2. Abschnitt 9 Bauplätze, davon 3 für Mehrfamilienhäuser; 3. Abschnitt 15 Bauplätze). Die Grundstückspreise werden erst nach Fertigstellung der Erschließung in Abhängigkeit der Erschließungskosten festgelegt. Es gibt Vergaberegeln nach einem Punktesystem.
- Fernverkehr: nein
- Regionalbahn: nein
- Schwimmbäder: ein Natur-Badesee
- Gastro: ja
- Pflegeheime/Seniorenzentren: ja
- Hausärzte: 3
- Kitaplätze: Ganztags U3 zehn Plätze, Ü3 20 Plätze, altersgemischt ab zwei Jahren elf Plätze, VÖ U3 zehn Plätze, Ü3 35 Plätze. Betreuungsquote Ü3: 100 Prozent.