Herbstzeit ist Erkältungszeit. Papiertaschentücher haben aus diesem Grund gerade Hochkonjunktur. Viele Menschen benutzen bei Schnupfen gerne Kosmetiktücher. Ein Griff zur praktischen Box, Nase putzen und weg mit dem benutzten Tuch.

Statt im Abfalleimer landet es häufig in der Toilette. Doch dort hat es nichts verloren. Denn im Gegensatz zu Toilettenpapier, das sich im Wasser sofort auflöst, sind Kosmetiktücher extrem reißfest. Im Abwasser verknoten sie sich zu langen Zöpfen und können den Abfluss verstopfen.

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Nicht nur Kosmetiktücher bereiten in der Kanalisation Probleme. "Die Toilette wird leider von vielen als Mülleimer missbraucht", sagt Klaus Buntru. Der technische Leiter der Kläranlagen des Abwasserverbands Klettgau-West weiß, wovon er spricht: An seinem Arbeitsplatz, der Kläranlage in Tiengen, fließen die Abwässer der Bewohner von Tiengen, Gurtweil, Lauchringen, Waldhaus, Tiefenhäusern, Nöggenschwiel, Detzeln und Obermettingen zusammen. 4000 bis 5000 Kubikmeter Abwasser sind das im Schnitt pro Tag.

Die kuriosesten Funde in der Kläranlage

In der Kläranlage sollten eigentlich nur Wasser und menschliche Ausscheidungen ankommen. Doch die Realität sieht anders aus. "Es ist Wahnsinn, was man dort alles findet", sagt Klaus Buntru und zählt als Beispiele Büstenhalter, Unterhosen, Mützen, Handschuhe, Gebisse, Schmuck und Geld auf.

Die Kläranlage in Tiengen reinigt das Abwasser von rund 27.000 Einwohnern. Kläranlagen leisten einen wichtigen Beitrag zum Gewässer- und ...
Die Kläranlage in Tiengen reinigt das Abwasser von rund 27.000 Einwohnern. Kläranlagen leisten einen wichtigen Beitrag zum Gewässer- und Umweltschutz. | Bild: Juliane Schlichter

3000 Euro verschwinden auf Nimmerwiedersehen

Buntru erinnert sich an eine verzweifelte Frau, die beim Klärwerk angerufen und geschildert habe, dass sie aus Versehen 3000 Euro im Klo heruntergespült hatte. Die Geldscheine hatte sie in der Gesäßtasche aufbewahrt und nicht mehr an diese gedacht, als sie ihre Hose herunterzog, um ihr Geschäft zu verrichten.

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Wie groß ist die Chance, Heruntergespültes wieder zu bekommen? "Sehr gering", sagt Klaus Buntru. Er selbst und seine Mitarbeiter fischen verlorene Gegenstände nicht aus dem Abwasser, doch jeder, der etwas vermisst, sei eingeladen, sich selbst auf die Suche zu machen. Kaum jemand würde dieses Angebot jedoch annehmen, wenn er vor dem riesigen Container mit der übel riechenden Masse steht, die aus dem Abwasser herausgefiltert wurde, sagt der Leiter der Kläranlage.

Klaus Buntru ist technischer Leiter der Kläranlage des Abwasserverbands Klettgau-West in Tiengen.
Klaus Buntru ist technischer Leiter der Kläranlage des Abwasserverbands Klettgau-West in Tiengen. | Bild: Juliane Schlichter

Hunderte bis tausende Damenbinden am Tag

Neben Gegenständen, die aus Versehen im Abfluss landen – als Beispiel nennt Klaus Buntru außerdem Werkzeug und Kanthölzer, die auf Baustellen verschwinden -, gelangen jedoch sehr häufig Dinge im Abwasser, die bewusst ins Klo geworfen wurden, aber darin nichts verloren haben. "Hunderte bis tausende Damenbinden finden wir jeden Tag in den Becken", sagt der Leiter des Klärwerks.