Ob die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger von Waldshut-Tiengen für den Erhalt oder die Schließung des Freibads in Waldshut ist, wird sich in zehn Tagen beim Bürgerentscheid zeigen. Wie es mit dem Bad weitergeht, ist bis dahin zwar noch offen, doch mit der Entscheidung über die Sanierung des Tiengener Freibads, die vor wenigen Wochen begonnen hat, hat der Gemeinderat der Doppelstadt bereits vollendete Tatsachen geschaffen.
Neues Konzept gilt als Kompromiss
Denn ursprünglich sollte das Tiengener Freibad für rund 4,37 Millionen Euro saniert und im Zuge dessen die Wasserfläche von bisher 1474 auf 820 Quadratmeter verkleinert werden. Da der Gemeinderat sich im März dieses Jahres jedoch mehrheitlich für die Schließung des Waldshuter Freibads ausgesprochen hatte, wurden diese Pläne verworfen, und ein neues Konzept für Tiengen kommt nun zum Zug: Die Wasserfläche im Freibad wurde wieder auf 1025 Quadratmeter angehoben und die Sanierungskosten mit 6,15 Millionen Euro beziffert. Laut Stadtwerke-Geschäftsführer Horst Schmidle handelt es sich bei diesem Konzept um einen Kompromiss zwischen der vorhandenen Wasserfläche und der Planung von 2014, als man noch davon ausging, dass die Doppelstadt auch in der Zukunft zwei Freibäder haben wird.
Schon die offizielle Begründung der Wasserflächenvergrößerung erscheint nicht allen Bürgern nachvollziehbar. Von Anhängern des Waldshuter Freibads etwa ist zu hören, dass sie im Fall einer Schließung wohl kaum das Tiengener Bad besuchen werden, sondern sich – wenn sie denn ohnehin eine Alternative suchen müssen – gleich die attraktiven Bäder in Lauchringen, Albbruck oder Murg bevorzugen.
Zwei Millionen Euro Mehrkosten
Erst recht als fragwürdig angesehen werden kann der bereits anfang September erfolgte Baubeginn für die größere Variante angesichts des bevorstehenden Bürgerentscheids über das Waldshuter Freibad. Denn damit ist ja noch offen, ob die Stadt nicht künftig doch zwei Freibäder hat und damit die Tiengener Anlage auch nach offizieller Rechnung zu groß dimensioniert ist. Es geht um immerhin knapp zwei Millionen Euro Mehrkosten, die man genausogut in die Sanierung des Waldshuter Bads stecken könnte.
Dass Stadtverwaltung und Gemeinderat ungeachtet dessen schon jetzt grünes Licht für die 6,15-Millionen-Investition in Tiengen gegeben haben, kann vor diesem Hintergrund durchaus als voreilig bezeichnet werden.