Jürgen Bacher ist seit 1989 Forstrevierleiter im Stadtwald von Tiengen und der umliegenden Ortsteile, aber das, was sich zurzeit in den Wäldern abspielt, habe er noch nie erlebt. „Es sind ganze Fichtenwälder ausgefallen. Das ist eine Katastrophe“, sagte er in der jüngsten Sitzung des Waldshut-Tiengener Gemeinderats.

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Bacher schilderte mit seiner Kollegin Carmen Kellermann, seit 2014 Revierförsterin im Stadtwald von Waldshut, den Mitgliedern die Lage im städtischen Forst, woraufhin diese einstimmig beschlossen, 300.000 Euro an außerplanmäßigen Mitteln für die Arbeiten im Wald bereitszustellen.

Der Sturm Burglind im Januar 2018, der darauf folgende trockene und heiße Sommer sowie ein kurzer und milder Winter haben den Bäumen in den Stadtwäldern, allen voran den Fichten, massiv zugesetzt. „Dadurch haben die Borkenkäfer leichtes Spiel“, sagte Bacher. Denn die kränkelnden Bäume können sich gegen die Schädlinge nicht wehren.

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„Bis zum Frühjahr hatten wir das Gefühl, alles im Griff zu haben“, berichtete Carmen Kellermann im Gemeinderat. Doch die Temperaturen im Juni mit bis zu 40 Grad hätten zu einem explosionsartigen Borkenkäferbefall geführt. „Wir sind machtlos. Wir betreiben nur noch Schadensbegrenzung“, sagte sie.

Zur Bekämpfung des Borkenkäfers haben die beiden Revierleiter die frisch befallenen Borkenkäferbäume markiert. Die Stämme werden gefällt und aus dem Wald entfernt. Dies hat drei Gründe, wie Kellermann in der Sitzung aufzählte: Erstens soll dem Borkenkäfer der Brutraum entzogen werden. Zweitens soll das Holz verkauft werden, auch wenn die Preise dafür derzeit im Keller sind. „Nächstes Jahr will das Holz niemand mehr haben. Dann zahlen wir richtig drauf“, so die Försterin. Und drittens gefährden stehen gelassene, morsche Bäume die Sicherheit von Forstarbeitern und Waldbesuchern.

Ein Borkenkäfer krabbelt auf einem bereits gefällten Holzstamm.
Ein Borkenkäfer krabbelt auf einem bereits gefällten Holzstamm. | Bild: Juliane Schlichter

Weil die Menge an Bäumen, die gefällt werden müssen, enorm ist – insgesamt müssen in diesem Jahr 23.700 Festmeter geschlagen werden, geplant waren 9300 Festmeter -, kommen die drei städtischen Forstarbeiter mit der Arbeit nicht nach. Als Folge müssen externe Forstunternehmer eingesetzt werden. Für diese Arbeiten sind die außerplanmäßigen Mittel gedacht, die der Gemeinderat nun einstimmig bereitstellte.

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„Die 300.000 Euro werden bei Weitem nicht reichen“, sagte Harald Würtenberger, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. Als selbstständiger Forstunternehmer sei er täglich im Wald unterwegs. „Man sieht jetzt nur die Spitze des Eisbergs“, sagte er über die Waldschäden.

Größte Aufgabe für die Revierleiter in den nächsten Jahren wird es sein, den Wald wieder aufzuforsten – mit Baumarten, die den veränderten Wetterbedingungen besser standhalten als heimische Arten. „Wir haben keine Patentlösung, aber eine breite Mischung wäre gut, zum Beispiel mit südländischen Arten wie Pinien und Zedern“, sagte Kellermann. Im Hasenhölzle zwischen Tiengen und Detzeln hat Jürgen Bacher auf einer Fläche, die durch den Sturm Burglind entstand, Douglasien aus Nordamerika gepflanzt.

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