Während die Mitglieder und Unterstützer des Vereins Pro Freibad die Werbetrommel für den Bürgerentscheid am 21. Oktober rühren, gibt es auch Menschen, die sich darüber Gedanken machen, was aus dem Gelände am Rhein wird, sollte der Bürgerentscheid doch die Schließung des Freibads als Ergebnis hervorbringen. So wie Paul Albiez-Kaiser aus Waldshut. Der Grünen-Stadtrat hatte im März gegen den Weiterbetrieb in Waldshut gestimmt. "Weil ich denke, dass für die Stadt Waldshut-Tiengen ein attraktives Freibad ausreichend ist", begründet er seine Entscheidung und verweist auf das Freibad in Tiengen, das für sechs Millionen Euro saniert wird.
Auch wenn Paul Albiez-Kaiser und die Pro-Freibad-Kämpfer unterschiedliche Interessen verfolgen, stimmen sie in einer Sache überein: "Das herausragende Merkmal des Waldshuter Freibades ist seine Lage am Rhein." Für den Kommunalpolitiker muss das Gelände in dieser besonderen Lage aber nicht zwingend als Freibad genutzt werden. "Alternativ ist doch auch ein Freizeitgelände denkbar", sagt Albiez-Kaiser.

Der Oberstudienrat hat sich bereits ganz konkrete Gedanken gemacht, wie ein solches Freizeitgelände aussehen und welche Attraktionen es bieten könnte: "Eine Soccerbox – die fehlt in Waldshut", zählt er als ersten Vorschlag auf. Dabei handelt es sich um ein kleines Fußballfeld, das von Netzen und einer Bande umschlossen wird. Der Vorteil hierbei gegenüber einem Bolzplatz: Der Ball kann nicht weit weggeschossen werden. "Die Soccerbox wäre bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt", glaubt Albiez-Kaiser.
Des Weiteren kann sich der Grünen-Stadtrat auf dem Gelände eine Kletterpyramide und einen großen Kinderspielplatz mit Wasserspielen vorstellen. Außerdem schlägt er vor, das vorhandene Beach-Volleyball-Feld um eine Dusche zu ergänzen. Mehrere Grillstellen dürfen in seinen Augen natürlich auch nicht auf dem weitläufigen Areal fehlen. "Abends mit Freunden und Familie dort zu grillen, kommt bestimmt gut an", ist Albiez-Kaiser überzeugt.

Obwohl er ganz genaue Vorstellungen für die spätere Nutzung hat, möchte Paul Albiez-Kaiser "keinen abschließenden Plan vorlegen". "Wichtig ist, dass auch andere Bevölkerungsgruppen einbezogen werden", betont er. Denn "je mehr Gruppierungen beteiligt sind, desto größer wird die Identifikation mit dem Projekt".
Einen entscheidenden Vorteil sieht Paul Albiez-Kaiser darin, dass ein Freizeitgelände ganzjährig genutzt werden könnte, im Gegensatz zum Freibad, das nur in den Sommermonaten seine Türen öffnet. Obwohl er gegen den Erhalt des Freibads im Gemeinderat stimmte, hat er Verständnis für das Anliegen des Vereins Pro Freibad Waldshut: "Es ist nachvollziehbar, dass die Mitglieder für den Erhalt kämpfen, aber ich bin nun mal anderer Meinung." Albiez-Kaiser hofft, dass möglichst viele Waldshut-Tiengener Bürger zur Abstimmung am 21. Oktober gehen.
Rechtliche Voraussetzungen
- Das Gelände: Wenn das Freibad in Waldshut wie vom Gemeinderat beschlossen tatsächlich geschlossen werden würde, was wäre auf dem Gelände planungsrechtlich eigentlich denkbar und was nicht? Bürgermeister Joachim Baumert teilt als Antwort zu dieser Fragestellung mit, dass "der Verwaltung kein Auftrag für das Gebiet Freibad Waldshut vorliegt, um für das Gebiet planungsrechtliche Varianten zu erarbeiten". Planungsrechtlich liege das Gebiet Freibad Waldshut im Außenbereich. Im Flächennutzungsplan sei die Fläche als "Grünfläche Freibad" ausgewiesen. Seit dem Jahr 2006 ist der Bereich auch festgesetztes Überschwemmungsgebiet. Planungsrechtlich zu beachten sei außerdem, dass ein Teil des Geländes in einem Wasserschutzgebiet liegt. Dort besteht ein grundsätzliches Bauverbot.
- Das Projekt Almhütte: Auf Einladung des SPD-Ortsvereins Waldshut stellten der Unternehmer Philipp Schmidt und der ehemalige Pächter des Schwimmbad-Cafés Andreas Schnäbele zusammen mit dem Hamburger Investor Christoph Fischer Anfang Juli dieses Jahres ihre Pläne für eine Almhütte oder einen Beachclub auf dem Gelände des Waldshuter Freibads vor. Die Anlage würde Platz für 180 Personen bieten und könnte für viele Anlässe genutzt werden. Auch im Falle der Schließung des Bades könnte die Einrichtung profitabel genutzt werden, hieß es bei der Vorstellung des Projekts. „Das Projekt hat Charme, ist aber, wenn überhaupt, nicht so schnell umsetzbar, wie es Pro Freibad und Investoren vorschwebt“, sagte OB Philipp Frank zu den Plänen. Zunächst gelte es, den Bürgerentscheid im Herbst dieses Jahres abzuwarten.
- Der Bürgerentscheid: Die Bürger der Stadt Waldshut-Tiengen sind aufgerufen, beim Bürgerentscheid am Sonntag, 21. Oktober, darüber abzustimmen, ob das Waldshuter Freibad geöffnet bleiben und weiterhin durch die Stadtwerke Waldshut-Tiengen GmbH betrieben werden soll. Den Weg geebnet für den Bürgerentscheid hat das Bürgerbegehren des Vereins Pro Freibad, der rund 4900 Unterschriften gesammelt hatte. Der Bürgerentscheid wäre unter zwei Voraussetzungen (aus Sicht von Pro Freibad) erfolgreich. Zum einen, wenn es mehr Ja- als Nein-Stimmen gibt. Es genügt die einfache Mehrheit. Allerdings muss die Summe der Ja-Stimmen zugleich auch mindestens 20 Prozent aller Stimmberechtigten ausmachen. Das wären etwa 3800 Ja-Stimmen.