Die Veränderungen bei der Spitälergesellschaft gehen weiter. Nach dem Beschluss zur Auflösung der Medizinischen Versorgungszentren mit Facharztpraxen in Waldshut und Tiengen wird nun bekannt, dass bei der Inneren Medizin des Krankenhauses Waldshut eine der zwei Chefarztstellen gestrichen wurde. Darüber informierte in einem Interview mit dieser Zeitung Landrat Martin Kistler, stellvertretender Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Spitäler Hochrhein GmbH.

Ende März 2011 war der ehemalige Chefarzt der Inneren Medizin am Spital Waldshut, Harro Jenss, in Ruhestand gegangen. Im Anschluss wurde die Abteilung neu gegliedert in zwei Bereiche mit jeweils einer Chefarztstelle. Als Profil der Medizinischen Klinik 1 vorgestellt wurde die Versorgung von Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der Gefäße und der Lunge sowie nach einem Schlaganfall. Die Leitung übernahm als Chefärztin die Internistin und Kardiologin Sun Ju Kim, die seit 2004 am Spital tätig ist. Die Medizinische Klinik 2 wiederum wurde auf Magen-Darm-Erkrankungen zugeschnitten. Chefarzt wurde hier der Internist und Gastroenterologe Hasan Kulaksiz, der neu nach Waldshut gekommen war. Grund für die Umstrukturierung, so damals die Krankenhausgesellschaft: "Einerseits die immer weiter voranschreitende Spezialisierung der Medizin sowie andererseits eine in den vergangenen Jahren immer stärker gestiegene Patientenzahl."

Der neue Chefarzt Hasan Kulaksiz, auch als Universitätsprofessor und in der Forschung tätig, war von der Uniklinik Ulm nach Waldshut gekommen. An seinem neuen Wirkungsort gründete er 2012 das Tumorzentrum Hochrhein als Verbund von Fachärzten, die Krebspatienten behandeln. 2014 wurde das Spital Waldshut auf seine Initiative zum Akademischen Lehrkrankenhaus der Universität Freiburg ernannt. Allerdings entwickelten sich die Studentenzahlen nicht so wie anfangs erhofft.

Seit Kulaksiz im vergangenen Jahr das Spital verlassen hatte, war die Chefarztstelle der Medizinischen Klinik 2 vakant. Die Position wurde neu ausgeschrieben, konnte jedoch nicht besetzt werden. Auf der Internetseite des Spitals wird die Stelle noch angeboten, was aber offenbar nicht dem aktuellen Stand entspricht. Denn als Ansprechpartner ist unter anderem noch der ehemalige Geschäftsführer Uwe Lorenz angegeben, der seit Dezember 2015 nicht mehr am Spital beschäftigt ist. In einem Interview zur aktuellen Spitäler-Situation berichtete Landrat Martin Kistler jetzt über eine Umstrukturierung der Inneren Medizin am Krankenhaus Waldshut. Der gesamte Bereich werde nun geleitet durch Chefärztin Sun Ju Kim. Zu detaillierten Nachfragen, unter anderem nach den Gründen der Umstrukturierung und zur Zukunft des Tumorzentrums, wollte Kistler zum jetzigen Zeitpunkt nicht Stellung nehmen. Der Landrat: “Wir sind mit Frau Dr. Kim äußerst zufrieden. Zugleich sind wir auf der Suche nach einem qualifizierten Gastroenterologen.“

Der Landrat äußerte sich in dem Interview auch zu der Frage einer möglichen Zentralklinik als Ersatz der zwei Spitäler Waldshut und Bad Säckingen. Dieses Thema stehe bei ihm „nicht auf der Tagesordnung“.

Die Spitäler Hochrhein GmbH wurde im Jahr 2011 gegründet, als die Krankenhäuser Waldshut (über den Spitalfonds im Besitz der Stadt) und Bad Säckingen (einst im Besitz des Kreises, danach bis Jahresbeginn 2011 im Hegau-Bodensee-Hochrhein-Klinikverbund) zusammengeschlossen wurden. An der GmbH beteiligt sind zu 60 Prozent der Spitalfonds der Stadt Waldshut-Tiengen und zu 40 Prozent der Landkreis Waldshut.

Die Gesellschafterversammlung ist Hauptorgan der Spitäler Hochrhein GmbH. Stimmberechtigte Mitglieder sind: Waldshut- Tiengens Oberbürgermeister Philipp Frank als Vorsitzender sowie fünf Stadträte als Mitglieder des Stiftungsrats des Spitalfonds; Landrat Martin Kistler als stellvertretender Vorsitzender sowie drei Kreisräte. Themen von grundsätzlicher Bedeutung müssen auch im Gemeinderat und im Kreistag behandelt werden.

Die Strukturreform zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der zwei Krankenhäuser ist Mitte Januar eingeleitet worden. Grundlage ist das Gutachten der Unternehmensberatung Kienbaum. Es empfiehlt zwar in einer nächsten Phase den Bau einer Zentralklinik als Ersatz der zwei Standorte. Nach heftigen Protesten im Raum Bad Säckingen ist ein Beschluss über einen solchen Schritt aber derzeit nicht in Sicht. (ger)