Er lief über die Ziellinie. Schaute auf die Zeit und wusste es: Geschafft. Dies war ein magischer Moment für Daniel Groß aus Waldshut-Tiengen beim Ironman in Wales, den er so schnell nicht vergessen wird. Denn damit hatte er sein großes Ziel erreicht: Er hat sich für den Klassiker in Hawaii 2020 qualifiziert. In seiner Altersklasse wurde er in Wales Dritter. „Ich war einfach glücklich und zufrieden und auch ein bisschen stolz“, sagt der 34-Jährige.

Während die Profis in diesem Jahr auf Hawaii um den Weltmeistertitel beim Ironman Hawaii kämpfen, fiebert er noch von zuhause aus mit. Und in einem Jahr ist es dann auch für Daniel Groß, den Lehrer am Hochrhein-Gymnasium, so weit und er steht selbst am Start in Kailua-Kona. Doch bis dahin trainiert er Schwimmen, Laufen und Radfahren.

Die Qualifizierung

In Wales starteten 260 Triathleten seiner Altersklasse. Im gesamten Teilnehmerfeld mit mehr als 2 000 Sportlern landete er auf dem 22. Platz. Beim Schwimmen stellte Groß mit 56 Minuten sogar seine persönliche Bestzeit auf. Auf dem Rad saß er fünfeinhalb Stunden, für den Lauf benötigte er 3,20 Stunden. Somit war er knapp unter zehn Stunden unterwegs.

„Ich wusste, ich durfte nicht länger als zehn Stunden brauchen. Das war eine Punktlandung“, blickt Daniel Groß zurück. Damit ist er nur zwei Stunden unter dem Streckenrekord beim Ironman Hawaii, der mit 7,52 Stunden von Patrick Lange erreicht wurde. Schon lange versucht Groß, sich für den Ironman Hawaii zu qualifizieren, beim vierten Versuch habe es nun endlich geklappt.

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Wie er zum Sport kam

Schon seit über zehn Jahren ist Daniel Groß im Laufsport aktiv. Fahrrad fährt er seit der Kindheit regelmäßig. 2008 lief er seinen ersten Marathon in Berlin, 2009 nahm er an seinem ersten Triathlon in Wiesbaden teil. Bei vielen großen Wettkämpfen stand er auf dem Siegertreppchen ganz oben, auch bei kleineren in der Region. So etwa beim Triathlon in Lauchringen oder beim Citylauf in Waldshut.

Daniel Groß beim Zieleinlauf beim diesjährigen Lauchringer Triathlon.
Daniel Groß beim Zieleinlauf beim diesjährigen Lauchringer Triathlon. | Bild: (privat)

20 Stunden Training pro Woche

Viel Zeit investiert der 34-Jährige in sein Training und das neben seiner Arbeit als Lehrer am Hochrhein-Gymnasium Waldshut. Doch in der Schule gibt‘s bei ihm keinen Sport, denn er unterrichtet Physik und Mathematik. In der Regel trainiert er zehn Stunden in der Woche, jeweils vor und nach dem Unterricht. In der Wettkampfvorbereitung wie in den letzten Sommerferien waren es sogar 20 Stunden pro Woche.

Dabei seien 180 Kilometer Radfahren am Stück für ihn kein Problem, wie er sagt. „An Samstagen sitze ich auch mal sechs Stunden am Stück auf dem Rad“, erzählt er. Das Schwimmtraining absolviere er in den Freibädern in Waldshut und Lauchringen.

Und im Winter nun auch wieder im Waldshuter Hallenbad, das seit diesem Jahr wieder geöffnet hat. „In den vergangenen zwei Jahren war ich mit meinen Schwimmleistungen unzufrieden, weil ich im Winter nicht trainieren konnte“, sagt Groß über das seinerzeit wegen der Sanierung geschlossene Waldshuter Hallenbad. Beim Ironman in Hawaii müsse er im Meer schwimmen, 3,86 Kilometer am Stück. Aber auch dieser Herausforderung fühle er sich gewachsen.

Daniel Groß beim City Run des VfB Waldshut.
Daniel Groß beim City Run des VfB Waldshut. | Bild: Welte, Gerd

In diesem Winter hat Groß vor, in einen Schwimmverein zu gehen, damit er mit anderen zusammen trainieren kann. Außerdem macht er funktionales Ganzkörpertraining in der Gruppe, etwa Kniebeugen am Ball oder am Seil hochklettern. Auch mit Langlauf und auf dem Fahrrad-Rollentrainer hält sich der Sportler in der kalten Jahreszeit fit.

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Seine Einstellung

„Der Sport ist wichtig für mich, aber ich weiß auch, dass er nicht mein Leben ist“, sagt der 34-jährige Lehrer. „Es kommt für mich nicht in Frage, für den Sport auf Dinge zu verzichten“, so Groß. Eine Ausnahme mache er während der Trainingsphasen kurz vor Wettkämpfen. Da schaue er genauer darauf, was er isst. Schokolade oder ein Burger sei für ihn nicht tabu, aber auch nicht an der Tagesordnung. Sein Leben sei nicht vom Sport bestimmt, die Zeit dafür teilt er sich so ein, wie es eben gerade passt. Auch mit der Freundin verbringt er viel Zeit. Und bald spielt die Familie ein noch viel größere Rolle. Denn im Frühling wird er Vater. Der Ironman Hawaii fällt in seine Elternzeit.

Die Wettkämpfe

„Am Wettkampftag bin ich so im Fokus und voll mit Adrenalin, da blende ich all das Drumherum aus und muss da durch.“, sagt der Sportler. Das Schöne an den Wettkämpfen sei für ihn als Amateur, dort immer wieder auf die Profis zu treffen: „In der Wechselzone kann ich mich ganz entspannt mit ihnen unterhalten und von ihnen lernen“. Verpflegt werden die Sportler mit Zuckergel, Wasser und isotonischen Getränken. Daniel Groß isst während des Wettkampfs nichts.

Daniel Groß beim Triathlon in Lauchringen 2018.
Daniel Groß beim Triathlon in Lauchringen 2018. | Bild: Peter Rosa

Die Vorfreude

„Der Ironman Hawaii wird heiß, stickig und ich fahre mit dem Fahrrad durch Vulkanwüsten“, sagt der Triathlet. Dennoch sei er schon sehr gespannt darauf und die Vorfreude steige. Denn dieser Wettkampf sei eben etwas ganz Besonderes. Er habe eine große Bedeutung, einen guten Ruf und sei enorm bekannt. Am 10. Oktober 2020 wird mit Daniel Groß auch ein Waldshuter daran teilnehmen. Und er blickt zuversichtlich auf seinen persönlichen Erfolg: „Denn in Hawaii werde ich 35 sein und das ist das beste Langdistanz-Alter.

Daniel Groß (Mitte) ganz vorne beim City-Run des VfB Waldshut. Im kommenden Jahr steht mit dem Ironman Hawaii sein größter Wettkampf an.
Daniel Groß (Mitte) ganz vorne beim City-Run des VfB Waldshut. Im kommenden Jahr steht mit dem Ironman Hawaii sein größter Wettkampf an. | Bild: Welte, Gerd