Von Diebstählen über Internetbetrug bis zu Gewaltverbrechen, Stalking, Mobbing oder Sexualstraftaten — die neun ehrenamtlichen Mitarbeiter des Weißen Ringes in Waldshut-Tiengen, der Anlaufstelle für Kriminalitätsoper ist, haben im Jahr 2019 60 Anfragen von Betroffenen nach Straftaten bearbeitet. Am häufigsten wurde der Weiße Ring in Waldshut-Tiengen wegen Sexualdelikten kontaktiert. Siegfried Elis, seit knapp sechs Jahren Leiter der Außenstelle des Weißen Rings: „Schon in den vergangenen Jahren kamen die meisten Opfer nach Sexualstraftaten zu uns. Darunter fällt auch der sexuelle Missbrauch von Kindern.“

Internetbetrug nimmt zu
Gerade Internetbetrug habe in den vergangenen Jahren zugenommen. „Vor zwei Jahren kamen zu uns mehrere Personen, die insgesamt einen Betrag von 600 000 Euro ins Ausland über die Western Union Bank überwiesen hatten, weil sie Opfer einer Betrugsmasche wurden. Derzeit warten wir darauf, ob es vielleicht eine Entschädigung gibt“, sagt Elis. Bei den Opfern handle es sich ausschließlich um ältere Menschen. „Unterstützt haben wir sie dahingehend, dass wir beispielsweise Formulare ausgefüllt haben, die auf englisch waren. Die Motivation, weshalb sich die Opfer bei uns gemeldet haben, waren neben mangelnder Sprachkenntnisse auch die Scham gegenüber Angehörigen“, weiß Elis. „Da hilft es manchmal einfach nur, wenn die Betroffenen reden können.“
Hier gibt es Hilfe
Psychologische Unterstützung auch für Ehrenamtliche
Wie wichtig es auch für die Ehrenamtlichen ist, einen gewissen Abstand zu den Opfern zu bewahren, weiß Siegfried Elis, der vor seiner Pensionierung als Kripo-Beamter tätig war, genau. „Manchmal gibt es natürlich Fälle, die einen sehr bewegen.“ Einer Ehrenamtlichen sei ein Fall von Kindesmissbrauch so nahe gegangen, dass sie ihr Ehrenamt aufgeben habe. „Die besagte junge Frau hat ein Opfer zu den Gerichtsverhandlungen begleitet. Was sie da gehört hat, hat sie so dermaßen schockiert, dass sie nicht mehr für den Weißen Ring arbeiten konnte.“ Das sei aber der einzige Fall, den Elis kennt. „Es gibt in solchen Fällen natürlich auch psychologische Unterstützung für die Ehrenamtlichen.“
Prävention
Der Weiße Ring ist aber nicht nur in der Opferberatung tätig, sondern auch in der Prävention. 2019 lag der Schwerpunkt im Rahmen der Kriminalprävention bei sexuell motivierten Straftaten gegen Kinder. So haben insgesamt zehn Veranstaltungen stattgefunden, unter anderem auch mit der Puppenbühne Konstanz. „Eine Veranstaltung begeisterte die Zuhörer dermaßen, dass sie sich spontan dazu entschieden haben, einen Geldbetrag zu spenden. Und auf Spenden sind wir angewiesen“, sagt der Außenstellenleiter. Denn im Rahmen der Opferhilfe kann es auch finanzielle Unterstützung vom Weißen Ring geben.
Weißer Ring untertstützt auch finanziell
Elis erinnert sich an einen Fall, bei dem einer älteren Dame die Handtasche gestohlen wurde. Darin habe sich auch der Geheimnummer für ihre EC-Karte befunden und es wurden gleich 1000 Euro abgehoben. „Wir müssen natürlich immer überprüfen, ob die Personen wirklich kein Geld mehr haben beispielsweise für die Miete. Ist das der Fall wie bei der älteren Dame, dann kann es von uns Unterstützung geben, um die momentane Not zu überbrücken.“Direkte Hilfe gibt es auch für Opfer, die einen Rechtsanwalt benötigen. „Hier können wir sogenannte Beratungschecks ausstellen, die ein kostenloses Erstberatungsgespräch bei einem Rechtsanwalt ermöglichen“, informiert Elis. Im vergangenen Jahr seien sieben dieser Beratungschecks ausgestellt worden.
Wenn der Weiße Ring selbst zum Opfer wird
Es sei aber auch schon vorgekommen, dass der Weißen Ring selbst Ziel eines Betrugsversuchs wurde. „Vor einiger Zeit erhielt ich einen Anruf, dass jemand in Basel überfallen worden sei und ihm angeblich 300 Euro gestohlen wurden. Ich habe mich dann mit der Person getroffen und es war ersichtlich, dass er uns übers Ohr hauen wollte.“ Deshalb sei es wichtig, die finanzielle Lage der Opfer immer zu überprüfen, betont Elis. „Aber glücklicherweise sind solche Fälle Ausnahmen.“