Damit handgerollte Zigarren nicht vertrocknen, sollte man sie in einem speziellen Behältnis aufbewahren. Ein solcher Humidor zur Befeuchtung des Tabaks muss nicht teuer sein, schließlich möchte der Normalkonsument ja noch Geld für den Rauchgenuss übrig haben. Doch es gibt auch Luxus-Ausführungen, bei denen die nach oben offene Preisgrenze jetzt eine neue Definition erfahren hat. Die Tiengener Firma Fifth Avenue Products, offizieller Alleinimporteur kubanischer Zigarren für Deutschland, Polen und Österreich, hat einen Klimaschrank zum Endverkaufspreis von 199 000 Euro im Portfolio. Für 1000 Euro mehr könnte man zum Beispiel auch eine 90 Quadratmeter große Eigentumswohnung aus dem Angebot eines örtlichen Immobilienmaklers kaufen.
Bei der Preziose, die einen besonderen Glanz auf den jetzt vorgestellten Geschäftsbericht 2016 wirft, handelt es sich um einen Humidor, der im Auftrag des kubanischen Zigarren-Unternehmens Habanos zum 50-jährigen Bestehen der Spitzenmarke Cohiba gefertigt wurde. In einer Pariser Luxusmanufaktur entstanden für den weltweiten Markt lediglich 50 Exemplare. Zehn davon hat in einem Versteigerungsverfahren die Tiengener Firma zum Weiterverkauf erworben.
„Er ist ein wahrhaftes Kunsthandwerk und einzigartiges Sammlerstück.“ Mit Worten wie diesen feiert das deutsche Fachmagazin „Cigar Journal“ das 65,5 Zentimeter hohe, 47 Zentimeter breite und 31 Zentimeter tiefe Schränkchen, dessen Türen mit 24-karätig vergoldeten kubanischen Tabakblättern verziert sind. Der aus Edelhölzern geschreinerte Humidor soll auch technisch besonderen Ansprüchen genügen. Über eine App lässt sich per Smartphone oder Tablet von überall aus das Befeuchtungssystem überwachen und damit kontrollieren, ob die darin aufbewahrten Zigarren auch gerade dem richtigen Klima ausgesetzt sind.

An Interessenten für ein solches Luxusprodukt scheint es offenbar keinen Mangel zu geben. „Wir haben alle Exemplare schon vorab verkauft“, erklärt auf Anfrage dieser Zeitung Christoph Puszkar, Marketingleiter bei der Firma Fifth Avenue Products. Vier Stück seien 2016 ausgeliefert worden, die restlichen würden dieses Jahr an die Abnehmer verschickt. Alle Humidore gingen an Zigarren-Fachgeschäfte in ganz Deutschland zum Weiterverkauf an Endkunden – übrigens, soweit bekannt, keiner von ihnen im Kreis Waldshut.
Zum Preis von 199 000 Euro erhält der Liebhaber keinen leeren Schrank. Wie bei Luxus-Humidoren üblich – der bislang teuerste der Firma Habanos war vergleichsweise günstig für 30 000 Euro zu haben – ist das Behältnis bereits gefüllt. In den Schubladen ruhen 50 Stück der Sonderedition mit dem beziehungsreichen Namen „Cohiba Grandiosos“. Es handelt sich um Zigarren, die sonst nirgends erworben werden können. Mit 2,4 Zentimetern Durchmesser bei 17,8 Zentimetern Länge soll es das dickste Habanos-Format sein, das jemals vorgestellt wurde.
Wie bei anderen Luxusobjekten solcher Kategorien bestimmt auch in diesem Fall die Exklusivität den Preis mit. „Einige Kunden kaufen auch aus Anlagegründen“, meint Christoph Puszkar. Das Potenzial wurde deutlich, als 2016 beim jährlichen Habanos-Festival in Kuba das erste Exemplar des Jubiläums-Humidors versteigert wurde: Ein Geschäftsmann aus Europa erhielt den Zuschlag für 320 000 Euro.
Absatz handgerollter Zigarren aus Kuba steigt weiter
- Cohiba ist das Spitzenprodukt unter den verschiedenen Zigarrenmarken, die in Regie des kubanischen Staatsunternehmens Habanos gefertigt werden. Eine Cohiba soll ihren besonderen Geschmack unter anderem durch dreifache Fermentierung von Tabakblättern erhalten. Insgesamt gibt es 27 kubanische Fabrikate, der größte Teil davon wird vollständig von Hand mit Langblatteinlage („Longfiller“) gefertigt.
- Fifth Avenue Products ist ein deutsch-kubanisches Gemeinschaftsunternehmen.
- Die Geschäftsentwicklung von Fifth Avenue Products im Jahr 2016 ist nach Auskunft des Unternehmens durch neuerliche Absatz- und Umsatzrekorde gekennzeichnet. Die verkauften Stückzahlen seien um 10,6 Prozent, die Umsatzzahlen um 10,7 Prozent gestiegen. Bei der Spitzenmarke Cohiba sei zwar ein Absatzrückgang von 10,4 Prozent verzeichnet worden, bedingt durch Lieferknappheit der speziellen Deckblätter nach Missernten. Durch starkes Wachstum anderer Marken sei dieses Minus jedoch ausgeglichen worden. Beliebteste kubanische Zigarrenmarke in Deutschland ist Romeo y Julieta, angesiedelt im mittleren Preissegment. (ger)