Aufgrund der Corona-Krise und den damit verbundenen strengen Auflagen des Kultusministeriums ist es in diesem Jahr nicht an allen Schulen möglich, Abschlussfeiern mit den Familien der Schüler umzusetzen.
Hans-Joachim Friedemann, Leiter des Staatlichen Schulamtes in Lörrach: „Dieses Jahr ist vieles anders.“ Es gebe strikte Auflagen des Kultusministeriums wie beispielsweise die Abstandsregeln und die maximale Größenordnung von 250 Personen bei Freiluftveranstaltungen ebenso wie Anmeldelisten und verpacktes Essen. Friedemann weiter: „Die Entscheidung, wie die Feiern stattfinden, liegt bei den Schulleitern. Für die gilt es, unter Einbindung der SMV (Schülermitverantwortung) sowie des Kollegiums, das Risiko abzuwägen.“ Deshalb haben sich vor allem große Schulen wie die Realschule in Tiengen aber auch die Robert-Schuman-Realschule in Waldshut dazu entschlossen, die Abschlussfeiern mit Zeugnisvergabe in einem kleinen Rahmen durchzuführen, unter Ausschluss der Eltern. Das allerdings sorgt bei einigen Müttern und Vätern für große Enttäuschung.
Die Mutter eines Abschlussschülers: „Ich und viele andere Eltern haben alles probiert die Schule umzustimmen.“
Die Mutter eines Absolventen der Realschule in Tiengen, an der die Abschlussfeiern kommenden Mittwoch, 29. Juli, im Langensteinstadion erfolgt, sagt: „Nach den letzten Monaten, in denen wir als Eltern unsere Kinder begleitet haben, teilweise zu Hause unterrichtet haben und über unsere Grenzen gegangen sind, empfinde ich es nicht richtig von der Schulleitung, uns auszuschließen. Ich und viele andere Eltern haben alles probiert die Schule umzustimmen.“ Die Intervention blieb „leider ohne Erfolg“. Die Mutter weiter: „Wir haben unsere Kinder zehn Jahre begleitet und das ist auch für uns ein wichtiger neuer Lebensabschnitt. Die Möglichkeit der Teilnahme wäre durchaus gegeben. Dafür gibt es einige Beispiele anderer Schulen aus der Region“, sagt eine Mutter, die anonym bleiben will (der Name liegt der Redaktion vor). „Wir haben bis zuletzt versucht, den Schulleiter umzustimmen, aber ohne Erfolg.“
Schulleiter Hans-Martin Bratzel: „Entscheidung nicht leicht gemacht“

Schulleiter Hans-Martin Bratzel dazu: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, haben die Vor- und Nachteile abgewogen und uns aber letztlich dazu entschlossen, dass nur die Abschlussschüler mit ihren Lehrern bei der Zeugnisübergabe dabei sein dürfen. Dafür gibt es einen Fotografen, der die Zeugnisübergabe und die Feier festhält. Die Eltern bekommen die Bilder dann kostenlos.“ Zudem werde die Zeremonie über Video festgehalten, das die Eltern mit einer leichten Zeitverzögerung ansehen können. Auch eine Überraschung für die Schüler sei geplant.
Strenge Vorgaben vom Ministerium
Hans-Martin Bratzel weiter: „Es gibt Auflagen des Ministeriums, an die wir uns halten müssen. Diese sehen unter anderem vor, dass wir, würden die Eltern dabei sein, die Feiern gestaffelt abhalten müssten.“ Da die Realschule fünf-zügig mit insgesamt 125 Schülern ist, würde das fünf Veranstaltungen zur Folge haben, erklärt Bratzel. „Das wäre prinzipiell möglich gewesen, aber die Veranstaltungen hätten dann abends stattfinden müssen, damit auch berufstätige Eltern dabei sein könnten. Alles andere wäre ihnen gegenüber ungerecht gewesen. Aber die Abschlussprüfungen seien in diesem Jahr sehr spät, sodass die Ferien kurz nach der letzten Prüfung beginnen. Wir hätten also kaum die Möglichkeit, die Feiern an fünf Abenden durchzuführen ohne in die Ferien zu kommen.“ Die Realschule Tiengen hat sich nun für zwei zeitversetzte Feiern mit zwei beziehungsweise drei Klassen entschieden.
Die Mutter des Realschülers sagt dazu gegenüber dieser Zeitung: „Die Zeugnisübergabe ist für uns wichtig, viele hätten sich einen Vormittag freigenommen. Es hätte ja auch schon gereicht, wenn zumindest ein Elternteil dabei sein kann. Aber leider wurde auf unsere Wünsche überhaupt nicht eingegangen, was wirklich sehr schade ist. Und dieses Ereignis können wir nie wieder nachholen. Ich verstehe nicht, warum es an anderen Schulen möglich ist, dass Eltern dabei sein dürfen. Und unsere Feier findet ja im Langensteinstadion statt, also unter freiem Himmel. Und auch Abstand könnte man dort gut halten.“
Hans-Martin Bratzel: „Ich habe unzählige Telefonate mit Eltern geführt, um ihnen unsere Entscheidung genau zu erklären. Letztendlich tragen wir die Verantwortung und haben uns nun für diesen Weg entschieden.“