Die durch das Grundgesetz garantierte Meinungsfreiheit hat es schon seit jeher zugelassen, auch Unsinn zu verbreiten. Während das Risiko, auf falsche Nachrichten hereinzufallen, früher jedoch einigermaßen überschaubar war, bietet heutzutage das Internet ein schier unbegrenztes Forum, über das jedermann weitgehend unkontrolliert vieltausendfach erzählen kann, was ihm gerade so einfällt. Dank der sozialen Netzwerke ist gewissermaßen jeder Tag zum 1. April geworden.
Ein schönes Beispiel dafür liefert eine Schmonzette aus dem Wutachtal. Dort hätten, so wurde auf digitalem Weg von einem Nutzer verkündet, falsche Polizisten einen Autofahrer behelligt. Dieser habe nachts bei einer Kontrolle auf der B 314 belegen sollen, dass er trotz der Corona-Ausgangsbeschränkung nach 20 Uhr mit triftigem Grund unterwegs gewesen sei. Die vorgeblichen Ordnungshüter, auf Streife mit einem schwarzen Zivilwagen, hätten trotz des erbrachten Nachweises ein Bußgeld von 500 Euro verlangt, seien damit jedoch abgeblitzt. Das gute Ende des vermeintlichen Ganovenstücks: Nach Alarmierung der echten Polizei seien die Übeltäter gefasst worden. Doch die falschen Beamten hat es genauso wenig gegeben wie das ganze Ereignis: „An der Geschichte ist nichts dran“, erklärt auf Anfrage dieser Zeitung Mathias Albicker, Sprecher der Polizei in Waldshut-Tiengen, die zur näheren Abklärung sogar den Urheber des Gerüchts kontaktiert hat. Falls demnächst in den sozialen Netzwerken über die Sichtung eines Rentierschlittens am Himmel über dem Wutachtal berichtet wird, wäre das übrigens auch eine interessante Geschichte – egal ob erfunden oder nicht.