Am Freitag, 28. April, 19.30 Uhr, kam das endgültige Aus für den ESV Waldshut: In einer außerordentlichen Versammlung, an der zwölf Mitglieder teilnahmen, stimmten elf für die Auflösung des Vereins, der 1929 gegründet wurde. Geleitet wurde die Sitzung vom bisherigen Vorsitzenden Rainer Huber, der das Amt in den vergangenen Monaten kommissarisch weitergeführt hatte.

Nach der Abstimmung kündigte er an, die erforderlichen Schritte in die Wege zu leiten, um den ESV aufzulösen und aus dem Vereinsregister zu löschen. Anwesend waren OB-Stellvertreter Peter Kaiser und Frank Siebold, Vorsitzender des Sportausschusses.

Rainer Huber, langjähriger Vorsitzender des ESV Waldshut, leitete den Verein bis zuletzt kommissarisch.
Rainer Huber, langjähriger Vorsitzender des ESV Waldshut, leitete den Verein bis zuletzt kommissarisch. | Bild: Welte, Gerd

„Der heutige Anlass unserer Versammlung gefällt mir natürlich auch nicht, wenn man dabei erkennen muss, dass alles, was in jahrelanger Arbeit aufgebaut wurde, in die Brüche geht“, sagte Rainer Huber. Dann ließ er die vergangenen Monate Revue passieren. Zu Beginn der Hauptversammlung am 25. Februar habe noch alles gut ausgesehen, sagte er. Im Bericht des Trainers sei nur Positives zu hören gewesen und es habe Anlass zur Hoffnung auf den Aufstieg gegeben. Und damit auch auf höhere Zuschauerzahlen, was zur Finanzierung des Vereins wichtig gewesen wäre.

Vorstandswahlen laufen aus dem Ruder

Nach dem Bericht des Kassenwarts, wurde dem Vorstand die Entlastung erteilt, so berichtete Huber weiter, aber dann, bei den anschließenden Vorstandswahlen, sei alles aus dem Ruder gelaufen. Neben dem vorgesehenen Kandidaten habe sich auch der Trainer der ersten Mannschaft zur Wahl gestellt, unterlag aber mit vier Stimmen. Weil er das nicht akzeptieren wollte, habe er, unter der Androhung sich aus der ersten Mannschaft zurückzuziehen, mit einer stattlichen Zahl von Anhängern die Hauptversammlung verlassen, berichtete Huber weiter.

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Daraufhin musste die Versammlung abgebrochen werden. „Trotz einiger Schlichtungsversuche in den letzten Wochen, konnten wir keine Einigung erzielen“, so Huber weiter. Als dann der Trainer auch kündigte, sei klar gewesen, dass man mit einer Mannschaft und ohne Jugendarbeit den Verein nicht mehr finanzieren konnte, so Huber. Die Einnahmen aus zu geringen Zuschauerzahlen und einer Mannschaft in der Kreisliga C hätten nicht ausgereicht, die Kosten für die Vereinsanlagen zu decken.

Ein Mitglied stimmt gegen die Auflösung

Jetzt, bei der Abstimmung am Freitag, sollten bei Sitzungsbeginn drei Viertel aller stimmberechtigten Mitglieder anwesend sein. Aber das war bei weitem nicht gegeben. Daher gab es eine halbe Stunde später eine zweite Abstimmung, bei der die einfache Mehrheit der anwesenden Mitglieder ausreichte. Diese Abstimmung fiel eindeutig aus, nur ein Mitglied stimmte gegen die Auflösung.

Die Teilnehmer der außerordentlichen Mitgliederversammlung, bei der die Auflösung des ESV Waldshut beschlossen wurde. Zweiter von links ...
Die Teilnehmer der außerordentlichen Mitgliederversammlung, bei der die Auflösung des ESV Waldshut beschlossen wurde. Zweiter von links der Vorsitzende des Sportausschusses Frank Siebold, Vierter von links OB-Stellvertreter Peter Kaiser und Dritter von rechts der bisherige ESV-Vorsitzende Rainer Huber. | Bild: Manfred Dinort

Dann äußerte sich Huber zu den Anlagen: „Laut Satzung geht bei einer Auflösung des Vereins das Vermögen an den Schulsport der Stadt über.“ Weiter sagte er: „Ich bedaure diese Entwicklung zutiefst und ich danke allen, die mir in den zurückliegenden 27 Jahren zur Seite gestanden sind.“ In der Kasse seien noch kleinere Restbestände, am Ende werde das Geld aber ausreichen, um die Auflösung abzuwickeln.

Einige Interessenten für das Areal

Inzwischen hätten sich schon einige Interessenten für das Areal gemeldet, unter anderem die Christliche Schule und ein Tierbestattungsinstitut. Jetzt gelte es, das Augenmerk darauf zu richten, den Platz in gepflegten Zustand zu hinterlassen und vorläufig auch den Elektroanschluss zu halten.

Peter Kaiser bedauerte die Entwicklung, wie sie in den letzten Wochen gelaufen sei. Nach der Hauptversammlung Ende Februar habe er die Hoffnung nie ganz aufgegeben, dass der Verein wieder auf die Beine käme. Auch für die Stadt sei das ein Verlust, „wir leben durch die Vereinstätigkeit“.

Mitglieder bedauern Auflösung

Auch Frank Siebold bedauerte die unglücklich gelaufene Entwicklung, denn neben dem sportlichen Engagement sei auch viel ehrenamtliche Arbeit geleistet worden, „schade, dass es nun zu Ende geht.“ In der anschließenden Aussprache äußerte sich eines der Mitglieder so: „Mir persönlich tut es sehr weh, dass es so zu Ende gegangen ist. Ich war immer gern im Verein und habe mich hier zuhause gefühlt.“

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