Die Märzsonne scheint auf den gekiesten Weg des neuen Klimawandelpfads im Waldshut-Tiengener Stadtwald. Dass die Strahlen ungefiltert von Ästen und Zweigen auf die Besucher treffen, ist auch dem Klimawandel geschuldet, auf den das Land mit dem Pfad aufmerksam machen will. Denn Borkenkäfer und Dürre haben dem Forst so stark zugesetzt, dass ein Großteil der Bäume am Wegesrand abgestorben ist. Die Neupflanzungen sind noch klein und werfen kaum Schatten.
„Wir sind die traurige Nummer Eins im Land“, erklärt Kreisforstamtsleiter Markus Rothmund bei der Eröffnung des Klimawandelpfads, zu der Landesminister Peter Hauk, zuständig für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, aus Stuttgart angereist ist. Allein 6000 Hektar Fichten hat der Landkreis Waldshut Rothmund zufolge in den vergangenen vier Jahren verloren, das entspricht ungefähr 6000 Fußballfeldern.
Auch im Waldshut-Tiengener Stadtwald zeigen sich kahle Flächen und abgestorbene Fichten, genau wie alte Bäume und junge Pflanzungen. Wegen dieser Vielfalt haben die Verantwortlichen einen bestehenden Lehmbodenweg zwischen dem Fußballplatz des ESV Waldshut und dem Wildgehege in einen Rundweg mit zehn Stationen und interaktiven Elementen umgewandelt. Das Land Baden-Württemberg hat die Einrichtung des Klimawandelpfads mit 100.000 Euro finanziert.

Bevor Peter Hauk gemeinsam mit Oberbürgermeister Philipp Frank und dem Ersten Landesbeamten Jörg Gantzer das rote Band durchschneidet und den Pfad damit offiziell eröffnet, erklärt er den Aufbau eines resilienten Baumbestand als primäres Ziel für den Wald. Damit sind Arten gemeint, die mit dem Klimawandel besser zurecht kommen als andere. „In Zeiten der weltweiten Migration können das auch Ausländer sein“, meint der Minister und schmunzelt. Solange es sich nicht um invasive Hölzer wie die Robinie handele, die andere Pflanzen verdrängt, sei ihm jede Baumart recht.

Markus Rothmund führt als Beispiele für Neuanpflanzungen im Stadtwald die Roteiche, die Douglasie und die Hainbuche an. „Es wird sich zeigen, ob sie sich etablieren können“, sagt der Kreisforstamtsleiter. Hauk unterstreicht die Bedeutung des Waldes als Rohstofflieferant. „Holz ist der stoffliche Zukunftsträger“, betont er. „Jede Tonne Beton, die eingespart werden kann, ist ein Gewinn.“
„Der Klimawandelpfad wird der Bevölkerung vor Augen führen, wie sich der Wald verändert“, erklärt Jörg Gantzer, der sich bei Peter Hauks Ministerium, dem Regierungspräsidium Freiburg, der Forstlichen Versuchsanstalt (FVA) in Freiburg und bei Helge von Gilsa, dem früheren Kreisforstamtsleiter, für die Umsetzung des Projekts bedankt.
Besucher können eigenen Beitrag leisten
Anja Peck, die Leiterin der Forstdirektion Freiburg beim Regierungspräsidium Freiburg, beschreibt das Konzept des 1,3 Kilometer langen Rundwegs: „Wir möchten die Menschen mitnehmen und ihnen erklären, was im Wald vor sich geht und welchen Beitrag sie leisten können.“

So können die Besucher beispielsweise an der zweiten Station des Klimawandelpfades von einem Holzpodest aus mit ihren Kameras Fotos einer Fläche mit Jungpflanzen machen. „Sie sind aufgerufen, zu dokumentieren, wie sich der Wald verändert“, erklärt Yvonne Hengst-Ehrhart von der FVA.

Neben Schautafeln ergänzt eine App, die im Internet unter dem Namen „WaldPfade BW“ zu finden ist, die Wissensvermittlung auf dem Klimawandelpfad. Dies ermögliche es auch, die Inhalte für verschiedene Zielgruppen wie Kinder und Erwachsene jeweils anzupassen. „Jeder kann den Pfad erleben, wie es seinem Vorwissen entspricht“, sagt Christoph Hartebrodt, Leiter der Abteilung Forstökonomie und Management an der FVA.

„Wir sind sehr stolz auf unseren Wald“, erklärt Oberbürgermeister Philipp Frank. Nicht umsonst trage die Stadt den Wald in ihrem Namen. Er bezeichnet ihn als Lebens- und Erholungsraum, Trinkwasserspeicher, aber auch als Sorgenkind. Die finanziellen Schäden für die Stadt durch den Wertverlust beim Holzverkauf beziffert Frank auf mehr als zwei Millionen Euro. Noch stärker treffe es die Privatwaldbesitzer, „die nun in der Verantwortung stehen, einen klimastabilen Wald aufzubauen, der sie teuer zu stehen kommt“.
Den Klimawandelpfad beschreibt Philipp Frank als „sinnstiftende und nachhaltige Attraktion für die ganze Familie“. Sein Dank für die Umsetzung gilt neben dem Land und der FVA auch der Waldshuter Forstrevierleiterin Carmen Kellermann.