Die Corona-Pandemie hat in Deutschland einen regelrechten Campingboom ausgelöst. Das bestätigt auch ein Blick auf die steigenden Neuzulassungen bei Campingbussen, Caravans oder Wohnmobilen. Doch ist der Boom auch in der Region spürbar? Wir haben auf dem Rheincampingplatz in Waldshut-Tiengen bei den Betreibern, Sonja und Oliver Bier, nachgefragt.

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Oliver Bier: „Auch wir spüren, dass die Nachfrage und das Interesse am Camping steigen. Vor allem jüngere Leute entscheiden sich, ihren Kastenwagen oder Bus umzubauen, um dann spontan verreisen zu können. Der Boom wurde 2020 durch die Corona-Pandemie verstärkt, die Leute wollten nicht fliegen, sondern eben lieber mit dem eigenen Auto, Bus oder Camper unabhängig sein. Die Menschen wollten außerdem in Deutschland bleiben, weil es immer eine Unsicherheit gab, ob man wieder zurückkommt. Heute, 2021, spürt man, dass die jungen Leute vor allem am Wochenende spontan einen Platz bei uns buchen. Sie wollen ins Grüne, um der Stadt auszuweichen.“ Oliver Bier weiter: „Allerdings sehen wir auch, dass das Angebot rund ums Camping bei uns in der Stadt für diese Zielgruppe größer sein könnte. Ich stehe derzeit auch mit unserem Oberbürgermeister im Gespräch.“ Bier denkt beispielsweise an einen kleinen Erlebnispark, wie er vor einiger Zeit auf dem Gelände des Waldshuter Freibades angedacht wurde.“

Hochwasser und Lockdown als Probleme

Auch der Wohnmobilpark in Waldshut wird immer mehr von Gästen genutzt.
Auch der Wohnmobilpark in Waldshut wird immer mehr von Gästen genutzt. | Bild: Duygu-D'Souza, Susann

Auch wenn das Interesse am Camping insgesamt steigt, so hat der Lockdown 2020 auf dem Campingplatz der Familie Bier doch zu deutlich weniger Gästen geführt. „Wenn ich die Jahre 2018 und 2019 vergleiche, hatten wir 2020 mit 3300 Besuchern etwa ein Viertel weniger Gäste, was natürlich an den Monaten lag, die wir zu haben mussten. In diesem Jahr haben wir bisher erneut einen Rückgang um rund 30 Prozent an Gästen. Hier spielt nicht nur der zweite Lockdown hinein, sondern auch das Hochwasser im Juli“, informiert Sonja Bier. „Wir haben den Platz zwei Tage evakuiert. Und wenn Gäste einmal weg sind, dann sind sie weg, auch wenn wir glücklicherweise vom Hochwasser verschont geblieben sind. Die Hochwasser-Situation hielt ja etwa zwei Wochen an – und das, in unserer gästestärksten Zeit“, erklärt Sonja Bier. Hinzu komme, dass seit diesem Jahr ein Covid-Pass-Nachweis bei Übernachtungen vorgelegt werden muss. Sonja Bier: „Für einige Gäste ist das ein Grund, ihren Urlaub hier abzusagen. Wir nehmen die Corona-Verordnung sehr ernst und kontrollieren natürlich alle Gäste. Gibt es keinen Nachweis, dann dürfen sie auch nicht bei uns gastieren“, sagt Sonja Bier. „Wer nicht geimpft ist, kann bei uns aber einen Corona-Test machen.“

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Vor allem Stammgäste stehen derzeit noch bei den Biers auf dem Camping- und Wohnmobilplatz. Ein Gästepaar aus der Schweiz bleibt trotz sinkender Temperaturen mit ihrem Campingmobil noch zwei Wochen in Waldshut. Danach geht es auf einen anderen Platz. „Wir leben seit vier Jahren in unserem Campingwagen. Da haben wir alles, was wir brauchen, wir sind frei, und so lange wir das gesundheitlich schaffen, wollen wir auch weiter so leben und durch Europa touren. Wir waren selbstständig, hatten nie Urlaub und jetzt holen wir alles nach“, erzählt die Schweizerin und lächelt.