Groß waren die Pläne, die Investor Bruno Stärk mit dem Rheinschloss verfolgte, als er es 2010 erwarb. Häufig wurde umgeplant, gab es überraschende Wendungen und Neuausrichtungen. Immer wieder wurden Pläne auf Eis gelegt. Nach jahrelanger Hängepartie macht der Besitzer jetzt Schluss: Das markante Gebäude am östlichen Eingang zur Innenstadt steht zum Verkauf.
Investor will sich nicht direkt äußern
Was letztlich den Ausschlag für die Entscheidung gegeben hat – dazu will Stärk sich nicht näher äußern. Unter Verweis auf die Internetseite zum Projekt Rheinschloss beendet er ein Telefonat mit unserer Zeitung sehr abrupt. Völlig unklar ist somit auch, ob und wie es nun an dieser Stelle weiter gehen könnte.
Die auf der Seite verbliebenen Einträge (Stand: 14. November 2024) legen aber den Schluss nahe, dass der Projektträger nach 14 Jahren keine vertretbare zeitliche Perspektive für eine Umsetzung seiner Pläne mehr gesehen hat. So wird dort die Mail einer Natur- und Artenschutzgutachterin präsentiert, die konstatiert: „Leider ist es uns dieses und nächstes Jahr nicht möglich, die notwendigen Untersuchungen durchzuführen.“
Darunter folgt die Verkaufsanzeige, die das Gebäude samt zugehörigen Grundstücken, Infrastruktur, Plänen und Gutachten umfasst. „Es gibt einen kompletten Gesamt-Verkaufs-Preis“, heißt es in dem Beitrag, der erst in diesen Tagen aufgeschaltet wurde. Wie hoch dieser liegt, wird nicht genannt. Wie unsere Zeitung im Jahr 2010 berichtete, wechselte das Rheinschloss damals für ‚über 500.000 Euro‘ den Besitzer.
Stadt bedauert die Entwicklung
Die Erste Beigeordnete Petra Dorfmeister bedauert in einer Stellungnahme auf Anfrage unserer Zeitung, „dass beim Rheinschloss in den letzten Jahren keine Bewegung zu erfahren war“. Der Eigentümer habe mehrere Planungen vorgelegt, zahlreiche Besprechungen mit den einzelnen Fachbehörden hätten stattgefunden, „um die wichtigsten Punkte in den Griff zu kriegen. Leider ist dies nicht gelungen“, so Dorfmeister weiter.
Zuletzt habe die Stadt im Herbst 2023 eine große Besprechungsrunde mit allen beteiligten Fachbehörden einberufen, an der sich der Eigentümer durch einen Anwalt und einen Bauherrenberater vertreten lassen habe. Dabei seien von den Fachbehörden Lösungsvorschläge erarbeitet und im Rahmen des Möglichen auch Zugeständnisse gemacht worden, „die es dem Eigentümer ermöglichen sollten, hier vorwärtszukommen“, versichert Dorfmeister. Der erhoffte Durchbruch konnte dabei aber offensichtlich nicht erzielt werden.
Auch habe die Stadtverwaltung in der Vergangenheit „mehrfach und auch in jüngster Zeit proaktiv nach Lösungsansätzen zur Wiederbelebung des Rheinschlosses gesucht“. Dabei habe die Verwaltung auch die Rolle als Vermittler zu anderen Genehmigungsbehörden übernommen, fasst es die Beigeordnete zusammen.
Etliche Problemstellungen kulminieren

Tatsächlich kämen laut Dorfmeisters Darstellung im Bereich Rheinschloss eine Vielzahl von Problemstellungen zusammen. Außerdem gebe es Vorgaben, die bei jedem anderen Bauvorhaben genauso zu erfüllen seien. Dazu zählten laut Dorfmeister den Zu- und Abfahrtsverkehr, Brandschutz, Barrierefreiheit und viele andere Dinge.
Eine große und bis zuletzt ungeklärte Herausforderung sei aber gerade die verkehrstechnische Erschließung des Geländes gewesen, auf dem zuletzt ein Parkdeck geplant war. ‚Die Tatsache, dass dort schon in der Vergangenheit einige Unfälle passiert sind, zeigt die Brisanz dieses Bereichs‘, verdeutlicht die Beigeordnete.
Ebenfalls anspruchsvoll gestaltete sich die naturschutzrechtliche und forstwirtschaftliche Situation: „In Richtung Rhein befindet sich das Waldbiotop Rheinhalde. Jeglicher Eingriff muss daher möglichst verhindert oder kompensiert werden“, so Dorfmeister. Hinzu kommen rechtliche Vorgaben, die schon für das Bauleitplanverfahren zu erfüllen seien – etwa artenschutzrechtliche Abklärungen oder die Erstellung eines Umweltberichts.
Immer wieder scharfe Kritik an Behörden und rechtlichen Vorgaben

Stärk selbst hat auf der Internetseite zum Projekt Rheinschloss ein ganz anderes Bild von der Rolle der Stadtverwaltung, Planungsbüros und aller weiterer an dem Vorhaben beteiligten Behörden gezeichnet. Die meisten Einträge wurden inzwischen gelöscht, liegen unserer Zeitung aber dennoch vor.
Zunehmend hatte er in den Blogbeiträgen seine Verärgerung über behördliche und rechtliche Vorgaben zum Ausdruck gebracht und sogar einzelne Mitarbeiter aus Verwaltung und von Fachbüros gezielt attackiert.
Immer wieder warf er diesen „Untätigkeit“ und „überzogene Forderungen“ vor. Von „Blockierungs- und Verhinderungsmöglichkeiten“ war die Rede. Einer der letzten Beiträge von Oktober 2023 trug den Titel „Stadt zerstört Hoffnungen“. Der letzte Beitrag wenig später klang wie ein Abgesang auf das ganze Projekt: „Wie kann es sein, dass bürokratische Hürden und eine kurzsichtige Politik der Stadtverwaltung derartige Träume zum Erliegen bringen?“
Projektentwicklung mit vielen Höhen und Tiefen
Eben jene Träume waren vor 14 Jahren tatsächlich groß, haben sich im Lauf der Jahre aber mehrfach grundlegend verändert. Sieben verschiedene Planungsvarianten für das Rheinschloss legte Stärk über die Jahre vor, die wahlweise eine Sanierung oder Abriss und Neubau favorisierten.
Es gab zwei Architektenwettbewerbe, aus denen extrem ambitionierte Entwürfe für Neubauvorhaben resultierten, etwa den Neubau eines bis zu zwölfstöckigen Hochhauses – also doppelt so hoch wie der Bestand. Es gab Pläne für reizvolle Umgebungsgestaltung, und Ideen für einen regelrechten Gebäuderiegel. Das Nutzungskonzept sah derweil weitgehend Wohn- und Geschäftsnutzung vor. Die vorgestellten Investitionskosten erklommen immer neue Rekorde. Stellenweise war von 20 bis 30 Millionen Euro die Rede.
Von Beginn an immer wieder Rückschläge
Von Beginn an war das Projekt von Rückschlägen begleitet. Die Topografie und Rahmenbedingungen verhinderten die Umsetzung verschiedener Pläne. Hinzu kamen Auseinandersetzungen hinter den Kulissen, etwa zwischen Investor und Architekten, und kontroverse Diskussionen im Gemeinderat. Dass es bis heute keinen Bebauungsplan für das Terrain gibt, erwies sich ebenfalls als hinderlich, weil somit klare Vorgaben fehlten, wie der Investor vor einigen Jahren selbst bemängelte.
Vor drei Jahren schließlich die überraschende Abkehr von alldem: Investor Stärk favorisierte plötzlich doch eine Sanierung des Bestandsgebäudes und künftige Nutzung als reines Wohnhaus mit elf Mietwohnungen mit neben gelegenem Parkdeck, wie er damals darstellte. Der Investitionsrahmen wurde mit 3,7 Millionen Euro beziffert. Zu einer Realisierung ist es aber nicht gekommen.