Das erste, gut besuchte Tiengener Wandelkonzert ist der Auftakt einer neuen Reihe gewesen. Wie die Arbeitsgruppe „Salve Regina“, eine Untergruppierung der Gemeinschaft zum Erhalt der Peter-Thumb-Kirche Tiengen, in Kooperation mit dem Bildungszentrum Waldshut in einer Pressemeldung mitteilte, wurden die Teilnehmer durch verschiedene historische Orte in Tiengen geführt.
Hintergrund der Reihe ist, dass die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt Tiengen Ende 2026 eine neue Orgel bekommen soll. An vier Stationen in der Stadt war Orgelmusik aus verschiedenen Epochen zu hören. Die Idee dazu stammte von der Gruppe „Salve Regina“, die sich zur Aufgabe gemacht hat, das Orgelneubauprojekt in der Peter-Thumb-Kirche in Tiengen zu unterstützen.

In der Christuskirche begrüßte Pfarrerin Susanne Illgner das interessierte Publikum, bevor Claudia Griesser und Klaus Bürger mit Raritäten vierhändiger Orgelmusik den musikalischen Auftakt machten. Insbesondere die Choralvariationen über „Sey gegrüsset, Jesu, gütig“ von Niels Gade wussten mit fein abgestufter Registrierung zu gefallen und erinnerten untrüglich an das große Vorbild J.S.Bach. Eine fröhliche „Sommer-Toccata“ (durchaus passend zu den Tagestemperaturen) des zeitgenössischen Komponisten Carsten Lenz setzte mit immer wieder neuen und überraschenden rhythmischen und harmonischen Wendungen den schwungvollen Schlusspunkt dieser ersten Station.
Nach einem kurzen Spaziergang durch die Abendsonne ging es weiter in die Friedhofskapelle, die bis zum letzten Platz gefüllt war. Anette Däublin-Schwarz (Blockflöten) und Oliver Schwarz-Roosmann (Cembalo und Truhenorgel) hatten für diesen intimen Raum reizende Stücke aus Renaissance und Barock ausgewählt, die sie in beeindruckender Virtuosität und klanglicher Homogenität ihres Zusammenspiels darboten. Zudem gab es noch Informationen zu den verwendeten Instrumenten. So konnte man beispielsweise den oben auf dem Deckel angebrachten Blasebalg der Truhenorgel beim Spiel „atmen“ sehen oder die feinen Unterschiede von frühbarocker Sopran- und spätbarocker Altflöte nachvollziehen.

Barock ging es auch weiter im Kaminski-Zimmer des Schlosses, wo Matthias Flierl am Virginal – einer Sonderform des Cembalos und Leihgabe der Musikschule – Präludien englischer, französischer und deutscher Komponisten zum Besten gab und noch mit amüsanten Anekdoten aus Francois Couperins „L`art de toucher le Clavecin“ würzte. Nahezu jede Note erhielt hier delikate Verzierungen in Form von Trillern oder Vorschlägen. „Schade nur, dass diese klanglichen Nuancen nicht alle hören konnten, denn die Hälfte des zahlreichen Publikums musste sich mit Stehplätzen im Treppenhaus begnügen“, ist der Pressemitteilung zu entnehmen.
Platz genug gab es dann zum Abschluss des Konzertes in der Peter-Thumb-Kirche: Anne Roosmann begleitete an der Orgel die beiden jungen Trompeter Johannes Jensen und Johannes Dörflinger. Passend zum Kirchenraum dominierte auch hier die Barock-Epoche, und die jubilierenden, sich oft im Wechselspiel imitierenden Trompeten, füllten den Raum mit festlichen Klängen von Bach, Händel und Vivaldi. Das begeisterte Publikum spendete lang anhaltenden Applaus (und bestimmt auch den ein oder anderen Euro für die neue Orgel), bevor man sich noch bei einem Glas Wein am Ausgang der Kirche über den Stand des Projektes informieren und unterhalten konnte.
„Es war eine absolut gelungene Premiere eines neuen Konzert-Formates mit rundum zufriedenen Gesichtern“, zieht die Arbeitsgruppe in der Mitteilung Bilanz. Eine Wiederholung in ähnlicher Form ist für den Dezember in Waldshut geplant.
Weitere Termine
- Sonntag, 20. April, 18.30 Uhr:Evensong an Ostern der Singschule DoRemMi in der Kirche Mariä Himmelfahrt Tiengen.
- Sonntag, 27. April, 18 Uhr: Benefizkonzert für die neue Orgel. Alessio Pianelli spielt Solo-Suiten für Violoncello von Reger und Bach in der Kirche Mariä Himmelfahrt Tiengen.