Keine Fasnacht? „Undenkbar“, sagen die einen. Andere haben große, 2021 anstehende Narrentreffen bereits abgesagt. Wie steht es in der Doppelstadt um die Fasnacht? Noch ist alles offen. Doch in der Corona-Pandemie herrscht Unsicherheit. Dicke Fragezeichen stehen hinter dem Hochrhein-Narrentreffen und der Hoorige Mess‘ in Tiengen, zu denen Tausende von Narren erwartet werden.
Minister stellen Fasnacht infrage
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Landes-Sozialminister Manfred Lucha stellen die Fasnacht 2021 infrage. Roland Wehrle, Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) bezieht klar Stellung: „Fasnacht ist ein Kulturgut. Sie kann man nicht absagen. Irgendetwas wird stattfinden.“
Vereinigung appelliert: Wartet ab!
Laut Aussage von Stephan Vatter, Zunftmeister der Narro-Zunft Waldshut, habe der VSAN-Präsident an seine Zünfte appelliert, bis zum Ende der Sommerferien abzuwarten. „Wir stehen dahinter, wir planen schon mal und schauen, was passiert“, sagt Vatter. Noch sei man entspannt. Ohnehin steige die Narro-Zunft üblicherweise erst nach den Sommerferien in die tiefere Planung ein.
Albert Ebner, Landschaftsvertreter am Hochrhein, bestätigt Vatters Aussage: „In der Versammlung mit den Landschaftsvertretern am 17. Juli haben wir beschlossen, dass wir bis Ende September warten und vorher nicht darüber sprechen. Das haben wir auch den Hochrhein-Zünften so mitgeteilt.“
Hoher Aufwand, hohe Kosten
Die vielen kleinen, jährlich wiederkehrenden Fasnachtsveranstaltungen sind eher weniger das Problem. Weitaus schwieriger ist es, wenn es darum geht, große Narrentreffen abzusagen. Der Planungsaufwand ist deutlich höher, hohe Kosten sind im Spiel.
Die Narrenzunft wäre parat
Davon ist die Narrenzunft Tiengen als Ausrichter des für den 23. und 24. Januar 2021 geplanten Hochrhein-Narrentreffens betroffen. „Wir haben schon einen sehr großen Aufwand betrieben. Das meiste ist organisiert, wir wären parat“, berichtet Zunftmeister Ralf Siebold vom Stand der Vorbereitungen.
Schon nach der vergangenen Fasnacht sei die Zunft richtig in die Planungen eingestiegen. Das Programm steht, unter anderem sind die Hotels für die Gastzünfte vorreserviert.
3500 bis 4000 Hästräger
3500 bis 4000 Hästräger würden laut Siebold kommen. „Viele übernachten hier“, sagt der Zunftmeister. Allmählich müssten die Verträge unterschrieben werden. 10.000 Plaketten müssten in Auftrag gehen, Broschüren gedruckt werden. Siebold: „Drei bis vier Monate brauchen wir, bis alles steht.“
Im September muss Entscheidung her
Im Moment könne er noch gut schlafen. Aber bald drängt die Zeit. Ab dem 15. September koste es Geld, erklärt Siebold. Sein Vorgänger Albert Ebner, jetzt Landschaftsvertreter, spricht von Ende Oktober. Bis endgültig entschieden werden muss.
„Ja, das ist aber der absolut letzte Termin, dann wird‘s aber richtig eng“, meint Siebold. Deshalb hätten er und seine Vorstandskollegen beschlossen, in der ersten Sitzung nach den Sommerferien definitiv zu entscheiden.
So lange noch kein oder wenig Geld geflossen ist, wiegt eine Absage weniger schwer. Andernfalls könnte die Zunft auf hohen Kosten sitzen bleiben. Das wäre ein Desaster. 2011, beim letzten Narrentreffen in Tiengen, habe die Zunft mit 50.000 Euro in Vorleistung treten müssen, verrät Siebold. Der Verantwortung ist er sich bewusst. Man wolle auf keinen Fall, dass Tiengen zum Corona-Hotspot werde.
Keine pauschale Absage der Fasnacht
Eine pauschale Absage des närrischen Treibens in Tiengen schließt er aus. Er klingt entschlossen: „Wir sagen die Fasnacht nicht generell ab. Wir machen was. Wie das im Detail aussieht, müssen wir mit dem Ordnungsamt klären.“ Für den üblichen Rahmen brauche die Zunft keine allzu lange Vorbereitungszeit.
Die Aktionsgemeinschaft als Veranstalter der Hoorige Mess‘ in Tiengen hat ebenfalls noch keine Entscheidung getroffen. Geschäftsführerin Nikola Kögel ist skeptisch: „Die Personenzahl ist ein echtes Hindernis. Wir haben kaum Kontrolle darüber, wie viele Menschen da sind.“ Noch habe man aber Zeit.