Jahrelang trommelte René Leuenberger senior, von Hause aus ein Laufenburger Narrone durch und durch, als Landschaftsvertreter der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) mit kräftiger Stimme und voller Inbrunst für die Fasnachtstradition am Hochrhein.

Jetzt, nachdem der Schweizer Narr mit großem Herz für einen närrischen Hochrhein ohne Grenzen sein Amt in – wohl nicht jüngere, dafür aber in andere Hände abgegeben hat – nutzte die Waldshuter Narro-Zunft das Heringsessen am Schmutzigen Donnerstag zur großen Würdigung und überreichte René Leuenberger den pro Jahr nur einmal verliehenen Heringsesser-Orden.
Und René Leuenberger wäre nicht er selbst, hätte er sich nicht voller Elan und Liebe zur heimischen Fasnacht für die seltene Auszeichnung bedankt. Kaum am Mikrofon in der Stadtscheuer angekommen, hatte er die dort versammelten Heringsesser auf seiner Seite, bedankte sich voller Ehrfurcht für die Ehrung, um standepete verbal die ein oder andere Ohrfeige zu verteilen und, wen wundert es, für einen Fortbestand des närrischen Brauchtums in seiner jetzigen Form zu trommeln.
Den anwesenden Politikern, allen voran der Parlamentarischen Staatssekretärin Rita Schwarzelüher-Sutter und ihrem Berliner Parlamentskollegen Felix Schreiner, schrieb er dabei deutliche Worte ins Stammbuch: „Überfrachtet die Fasnacht nicht mit noch mehr Auflagen, lasst sie, wie sie ist.“ Persönlich nahm er dieses Versprechen auch gleich Oberbürgermeister Philipp Frank und Zunftmeister Stephan Vatter ab.

Für Letzteren war es das erste Heringsessen als oberster Waldshuter Narr. Und neue Besen kehren bekanntlich gut. Und hatte Zunftmeister Stephan Vatter als eine seiner ersten Amtshandlungen verkündet, dass beim Heringsessen ausschließlich Heringe mit Salzkartoffeln vom Team des Rheinischen Hofs serviert werden soll.
Die Zeiten, in denen die Wünsche nach paniertem Schnitzel mit Pommes-Frites sukzessive Überhand nahmen, gehören seit Donnerstag der Vergangenheit an. Da muss auch so mancher Banker aus der Bismarckstraße nicht in den sauren Apfel, dafür aber in den Hering beißen – oder er gibt ihn gleich an seine Tischnachbarn weiter.

Apropos Banker: Über viele Jahre saßen sie nach Farben streng getrennt. Doch gestern war auch dies anders. Getreu dem von Zunftmeister Stephan Vatter ausgerufenem Motto „Es war einmal...“ änderten Heinz Rombach und Wolf Morlock (Sparkasse Hochrhein) sowie Thomas Hintermeier und Andreas Maier (Volksbank Hochrhein) flugs die Tradition – äh, die Sitzordnung vergangener Jahre – und setzten sich einträchtig mit Silvia Knöpfle, dem Ankläger des Tiengener Narrengerichts Klaus Danner sowie den beiden Bundespolitikern einträchtig an einen Tisch und ließen sich Hering und Reden munden.