Die Zahl der Flüchtlinge bewegt sich seit Monaten auf einem hohen Niveau. Zwischen 50 und 70 Menschen kommen monatlich allein im Landkreis Waldshut an und müssen untergebracht werden.
Nun hat unter anderem die Gemeinde Ühlingen-Birkendorf aufgrund der hohen Zahl an Flüchtlingen eine frühere Unterkunft mit 54 Plätzen reaktiviert und dem Landkreis zur Verfügung gestellt. Aber wie steht es mit derartigen Überlegungen in Waldshut-Tiengen?
Wie viele Wohnungen kann Waldshut-Tiengen zur Verfügung stellen?
Die Antwort darauf ließe sich unter die Kategorie: Der Wille wäre da, doch es fehlt an Möglichkeiten verbuchen: Alle Potentiale und Liegenschaften, die als Wohnraum ausgewiesen seien, seien bereits ausgeschöpft.
„Da wir aktuell über keine freien städtischen Wohnungen mehr verfügen, sind wir hier auf private Angebote angewiesen“, schildert Oberbürgermeister Philipp Frank auf Nachfrage.
Entsprechende Aufrufe, leerstehende Immobilien zu melden, in denen Flüchtlinge untergebracht werden könnten, habe die Stadt bereits lanciert und auf diese mehrfach auf verschiedenen Kanälen veröffentlicht.
Die bisherigen Erfahrungen bestätige ihn, dass dieses Vorgehen sich lohnt, so Frank: „Immer wieder hatten und haben wir damit Erfolg.“
Wie steht es um die Solidarität seitens der Bürger?
Gerade mit Ausbruch des Ukraine-Krieges brach sich in der Bevölkerung eine große Solidarität und Hilfsbereitschaft Bahn, die sich nicht zuletzt an Materialspenden für Notleidende in den Kriegsgebieten zeigte, sondern auch in der Bereitschaft, Menschen in eigenen Wohnungen aufzunehmen.
Noch immer nehme er eine extrem hohe Solidarität der Bürgerschaft wahr, so Frank: „Was das Wohnraumthema angeht, sieht man aber, dass die Luft auch hier, am privaten Markt, der ja schon immer angespannt war, inzwischen dünner geworden ist.“
Um hier „das Maximum an Möglichkeiten“ auszuschöpfen, setze die Stadt Waldshut-Tiengen vor allem auf die bestmögliche Vernetzung aller Akteure vor Ort. Das gelte insbesondere für den Helferkreis als Schnittstelle für die Ehrenamtlichen, für das Integrationsmanagement und die Verwaltungen.
„In diesem Schulterschluss gelingt es erfahrungsgemäß am besten, Privatpersonen, die durch Unterkünfte oder andere Unterstützungsleistungen helfen wollen, zu erreichen“, zeigt sich OB Frank überzeugt.
Wie schnell sind Wohnungen bezugsfertig?
Wie hoch der Sanierungsaufwand von Wohnungen ist, die für die Flüchtlingsunterbringung zur Verfügung gestellt werden, dazu lasse sich keine pauschale Antwort geben, so Frank. Die Erfahrungen hierzu seien auf jeden Fall sehr unterschiedlich.
Die Angebote reichen von der leer stehenden und abgewohnten Mietwohnung über Ein- oder Zweifamilienhäuser, deren Leerstand nur überbrückt werden solle, bis hin zu „unrealistischen Sanierungs- und Finanzierungsvorstellungen“, schildert der OB: „Dementsprechend gelingen Unterbringungen manchmal sofort, binnen einiger Wochen oder auch gar nicht.“
Wichtig sei ihm auf jeden Fall, dass das Team des städtischen Baubetriebshofs auch hier eine große Unterstützung sei. Denn kleinere Sanierungsarbeiten wie die Verlegung von Böden oder auch das Streichen und ähnliches würden in der Regel von diesen Mitarbeitern übernommen.

Welche Alternativen wären aus Sicht der Stadt möglich?
Während der Flüchtlingskrise 2015/16 wurden im großen Stil Container-Unterkünfte errichtet oder auch Sport- und Gemeindehallen für die Unterbringung von Menschen gesperrt. Werden solche Optionen auch dieses Mal realistisch, wenn sich die Lage nicht entspannt?
„Die Stadt kam bislang ohne eigene Containerunterkünfte aus“, so Frank. Die in der Tiengener Badstraße errichteten Container seien eine vorübergehende Erweiterung der Gemeinschaftsunterbringung des Landratsamtes gewesen.
„Ob wir künftig wieder gezwungen sein werden, Hallen für die Flüchtlingsunterbringung umzuwidmen, vermag ich im Moment nicht zu sagen“, räumt Frank ein. Allerdings wäre dies aus seiner Sicht „das ultimative Mittel“ für den Fall, das alle anderen Optionen vollständig ausgeschöpft seien.