In einer Lagerhalle am Ortsausgang von Schmitzingen in Richtung Waldshut plant der Verein Al-Rahma die Einrichtung eine Moschee. Obwohl der Verein bereits seit einiger Zeit in Schmitzingen aktiv ist, und es nach übereinstimmender Darstellung verschiedener Gesprächspartner keine wesentlichen Gründe zur Beanstandung gibt, sind nun aus der Bevölkerung kritische Stimmen und eine Reihe von Bedenken zu hören, was das Projekt betrifft. Was der Verein genau plant, warum Bürger mit Sorge reagieren und wie Stadt und der Besitzer der Immobilie das Ganze einordnen? Ein Überblick.

Der Verein Al-Rahma und seine Pläne

Bei Al-Rahma handelt es sich um einen muslimischen Verein, der in Lauchringen sowie in Schmitzingen aktiv ist. Die Mitglieder versammeln sich zweimal wöchentlich zum gemeinsamen Gebet. In Schmitzingen wird dafür bislang das Gerätehaus der Feuerwehr. Der Verein ließ eine Anfrage unserer Zeitung zwar bisher unbeantwortet. Wie aber Henning Muhsal, vom Verein beauftragter Architekt, darstellt, kämen pro Freitagsgebet zwischen 40 und 60 Menschen zusammen.

„Aktuell kommt es deswegen in Schmitzingen immer wieder zu Verkehrsproblemen durch abgestellte Autos“, schildert Muhsal. Der Verein habe daher seit einiger Zeit eine Alternative gesucht. Mit der Halle der Firma Flohr am Ortsausgang von Schmitzingen sei letztlich eine geeignete Lösung gefunden worden, so Muhsal weiter. Allerdings seien einige Umbaumaßnahmen notwendig, um das Gebäude für Vereinszwecke zu nutzen.

Vorgehen des Vereins erregt Argwohn der Anwohner

Gleich zu Beginn hat der Verein jedoch einen strategischen Fehler begangen. Denn im „Eifer des Gefechts“ und in der Annahme, dass man mit den Arbeiten loslegen könne, nachdem sich die Vereinsvertreter mit dem Besitzer der Immobilie handelseinig waren, begannen einige Mitglieder voreilig mit den Arbeiten. Dies geschah im Oktober, noch bevor ein Bauantrag für das Vorhaben bei der Stadt eingereicht war. Dieses Vorgehen hatte nicht nur einen formellen Stopp der Arbeiten verfügt, wie Pressesprecherin Verena Pichler auf Nachfrage bestätigt.

Dieses Vorgehen erregte aber den Argwohn der Bevölkerung, denn viele Schmitzinger seien erst durch diese Maßnahmen auf das Vorhaben aufmerksam geworden, heißt es in einem Schreiben, das an unsere Zeitung gerichtet wurde. Absender sind nach eigenem Bekunden Schmitzinger Bürger, wobei lediglich Anwohner Kai Schröder namentlich genannt werden möchte. Sie beklagen außerdem, dass bis heute keine konkretere Information zu dem Vorhaben vorliege als eine kurze Notiz auf der Homepage.

Bedenken in Bezug auf den Verein Al-Rahma hatten Bürger bereits im Herbst in einer Ortschaftsratssitzung in Schmitzingen zum Ausdruck gebracht. Groß erwies sich damals die Befürchtung, die allwöchentlichen Verkehrsprobleme im Ortskern würden mit dem Vorhaben an den Ortsrand verlagert. Auch die Sorge vor Lärmbelästigung der Anwohner brachten die Bürger damals zum Ausdruck.

In dem Brief an unsere Zeitung gehen die Bürger noch einen Schritt weiter: Es werden einerseits gravierende Vorwürfe gegen frühere und aktuelle Entscheidungsträger erhoben und mangelnde Transparenz bei der Vergabe der Immobilie an den Verein kritisiert. Zugleich verfolgen Schröder und seine Mitstreiter aber auch das ganze Vereinsgebaren, wie sie darstellen: Lange Zeit sei kein offizieller Ansprechpartner benannt worden. Nach eigenen Angaben habe es Versuche einer Kontaktaufnahme mit dem Verein gegeben. Diese seien aber unbeantwortet geblieben, so Schröder und Co.

Immobilienbesitzer Flohr: „Würden Angelegenheit gerne klären“

Dass die Angelegenheit inzwischen eine große Eigendynamik entwickelt habe, sieht Stefan Flohr, Geschäftsführer der Firma Flohr und Eigentümer der Lagerhalle, mit Bedenken. Gerne würde er dazu beitragen, die Angelegenheit wieder auf eine „sachliche, differenzierte Basis zu stellen“ und Vorbehalte sowie falsche Darstellungen aus der Welt schaffen, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung betont.

Im Feuerwehr-Gerätehaus von Schmitzingen finden bisher die Gebetstreffen des Vereins Al-Rahma statt.
Im Feuerwehr-Gerätehaus von Schmitzingen finden bisher die Gebetstreffen des Vereins Al-Rahma statt. | Bild: Manfred Dinort

Erschwert werde dieses Ansinnen dadurch, dass die Beschwerdeführer sich gar nicht zu erkennen gäben, so Flohr: „Wir befinden uns in einer sehr unangenehmen Lage, denn wir wurden bisher von niemandem direkt kontaktiert und wissen auch nicht, wen wir ansprechen sollten.“

Gewerbliche Nutzung der Halle hat nicht funktioniert

Konkret stelle sich die Sache so dar, dass seine Familie die Halle, die früher als Schreinerei und Zimmerei genutzt worden sei, vor einigen Jahren aus Solidarität mit dem früheren Eigentümer übernommen habe: „Seither haben wir eine Lösung für die Immobilie gesucht, denn eigentlich hatten wir keine rechte Verwendung dafür“, so Flohr.

Zwischenzeitlich sei das Gebäude mehrfach an Firmen vermietet worden, es habe sich aber nichts Tragfähiges entwickelt, zumal: „Das Gebäude ist aus sicherheitstechnischen Gründen auch nicht so einfach für ein Unternehmen nutzbar.“

Die Anfrage des Al-Rahma Vereins habe eine gute Perspektive ermöglicht, und schien aus Flohrs Sicht unproblematisch: ‚Der Verein hat im Ort inzwischen eine gewisse Tradition, und außer den Verkehrsbehinderungen hat es bislang keine Beanstandungen gegeben.‘ Dies decke sich auch mit seinen persönlichen Erfahrungen, denn nach mehreren Gesprächen komme er zu dem Schluss, dass es sich bei den Mitgliedern um „integre Leute“ handle, die einfach einen neuen Versammlungsraum suchen, um ihre Gebete zu verrichten.

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Dass der Verein auch zu Investitionen bereit sei, um das Gebäude für seine Zwecke nutzbar zu machen, unterstreiche nach Flohrs Einschätzung die Ernsthaftigkeit, mit der das Projekt realisiert werden solle. Denn es gebe einiges zu tun, bevor ein Betrieb möglich sei, so Flohr.

Was plant der Verein genau?

Im Gespräch mit unserer Zeitung tritt Architekt Henning Muhsal Befürchtungen von Anwohnern entgegen: „Hier wird keine Moschee gebaut, wie man sich das vielleicht vorstellt. Es gibt weder Minarett noch Muezzin. Es wird ein Gebetsraum eingerichtet, in dem sich die Gläubigen versammeln können.“

Bei den baulichen Maßnahmen gehe es vor allem um den Ausbau der Sanitäranlagen und Brandschutz-Aspekte. Grundlage der Planung sei die bisherige Besucherfrequenz: Etwa 60 Teilnehmer beim Freitagsgebet, rund zehn Besucher beim wöchentlichen Morgengebet, das als Alternative dazu angeboten werden, so Muhsal weiter. „Ausnahmen stellen Festtage wie das Zuckerfest dar. Hier dürften deutlich mehr Menschen zusammenkommen“, so Muhsal.

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Aber es gibt eine Obergrenze: Laut feuerpolizeilichen Vorschriften dürften sich aber nicht mehr als 199 Besucher auf einmal in dem Gebäude aufhalten, so Muhsal weiter. Im Bauantrag sei auch der Nachweis geführt worden, dass genügend Parkplätze für diese Fälle vorhanden seien. Verkehrsbehinderungen, wie es sie bisher gab, sollten somit künftig nicht mehr auftreten.

Aus dem Unmut, den die Vereinsmitglieder mit ihrem voreiligen und ungenehmigten Start der Bauarbeiten ausgelöst haben, hätten sie gelernt, versichert Muhsal: „Die Vertreter sind sich bewusst, dass es sich um eine sensible Angelegenheit handelt.“

So steht es beim Genehmigungsverfahren

Am 30. Oktober 2024 sei ein Bauantrag bei der Stadtverwaltung eingereicht worden, so Pressesprecherin Pichler kürzlich auf Nachfrage. Eine Genehmigung liege bisher nicht vor, weil der Antrag unvollständig und das Nutzungskonzept zu wenig konkretisiert gewesen sei, „um eine Einschätzung treffen zu können, wie sich das Vorhaben auf die Nachbarschaft auswirkt“, so Pichler.

Grundsätzlich ist eine religiöse Nutzung von Gebäuden überall möglich, gegebenenfalls unter Auflagen. „Dies regelt in Deutschland die Baunutzungsverordnung (BauNVO)“, so Pichler weiter. Seitens des Baurechtsamts müsse noch geprüft werden, ob eine Moschee an diesem Standort als gebietsverträglich eingestuft werden könne.

Das Baurechtsamt stehe in dieser Angelegenheit in Kontakt mit Schmitzingens Ortsvorsteher Paul Granacher. Im Rahmen der Bürgerversammlung in Schmitzingen am Samstag, 25. Januar, sollen nähere Einzelheiten zu dem Vorhaben vorgestellt werden, hatte Granacher in der Novembersitzung des Ortschaftsrats angekündigt.