In der Schule wird Bier gebraut? Wie bitte? Ganz recht! Abiturienten der Justus-von-Liebig-Schule Waldshut (JLS) haben nach den schriftlichen Prüfungen im Unterricht Bier gebraut. Das soll – bei erfolgreichem Abschluss – zusammen bei der Abifeier konsumiert werden.

Die Idee gab es schon

Lehrerin Verena Hoppmann hat diese Idee beim ‚Abend der Kultur‘ im Oktober 2024 aufgegriffen. Dort konnten die Besucher bereits das selbstgemachte Craftbeer der Schule probieren. Schulleiter Andreas Ackermann hat die Produktion damals schon viel Spaß gemacht.

„Er fand es schade, dass nur jeweils vier Liter pro Brauvorgang hergestellt werden konnten“, erklärt Verena Hoppmann beim Besuch des SÜDKURIER. Deshalb wird eine eigene Brauanlage angeschafft, mit der dann gleich 60 Liter pro Mal hergestellt werden können. Diese soll in den nächsten Wochen aufgestellt werden.

Abiturienten der Justus-von-Liebig-Schule verbringen einen ganzen Tag als Braumeister. Nach den schriftlichen Prüfungen stellen sie Bier ...
Abiturienten der Justus-von-Liebig-Schule verbringen einen ganzen Tag als Braumeister. Nach den schriftlichen Prüfungen stellen sie Bier für die Abifeier her. | Bild: Christian Wiesenberg

Die Schüler der 13. Klasse müssen allerdings noch mühsam per Hand und mit Kochtöpfen arbeiten. Der Brauprozess dauert den ganzen Schultag, gebraut wird in der Küche, die sich die JLS mit der Waldtorschule teilt.

Das Aufkochen und Erhitzen des Malzes auf 78 Grad Celsius kann schnell ermüdend werden, muss dabei ständig gerührt werden. Danach steht das Treber abläutern und nachspülen an.

Der Treber wird noch einmal mit Wasser übergossen und eingesiebt, damit der Restzucker entweichen kann.
Der Treber wird noch einmal mit Wasser übergossen und eingesiebt, damit der Restzucker entweichen kann. | Bild: Christian Wiesenberg

Bevor der Hopfen hinzugegeben werden kann, muss die Flüssigkeit erneut erhitzt werden, diese Zeit wird bei den Schülern mit dem Mittagessen verbracht. „Der Hopfen muss dann erneut eine Stunde kochen“, sagt Verena Hoppmann, die ihre 13. Klasse die ganze Zeit beaufsichtigt.

Die Schüler können die einzelnen Schritte gut nachvollziehen, sie auf biologischer Ebene zu erklären fällt vielen dennoch schwer.

Es geht auch künstlerisch: Der Hopfen wird vorbereitet.
Es geht auch künstlerisch: Der Hopfen wird vorbereitet. | Bild: Christian Wiesenberg

Abifeier ist der Anreiz

Die Verkostung muss noch ein bisschen warten. Das Bier muss nach dem Brauen mindestens zwei Wochen in einer Flasche gären, am besten in einer normalen Bierflasche oder abgedeckt. Ansonsten könnten Lichtstrahlen ungewünschte Stoffwechsel verursachen, der ganze Aufwand wäre in diesem Fall umsonst.

Die Schüler der JLS brauen sechs verschiedene Biersorten. Im Bild: die Materialien zur Sorte „Flower Power“.
Die Schüler der JLS brauen sechs verschiedene Biersorten. Im Bild: die Materialien zur Sorte „Flower Power“. | Bild: Christian Wiesenberg

Die Schüler stellen sechs verschiedene Biersorten her: Raspberry Wheat Beer, Irish Red Ale, Simcoe, Himbeer Summer Ale, Mango und Flower Power. Geplant ist, dass die eigens produzierten Biere an der Abifeier Anfang Juli ausgeschenkt werden.

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Dem Bier bleibt damit also genügend Zeit, sich geschmacklich zu entwickeln. Voraussetzung dafür ist eine erfolgreiche Absolvierung der Abitur-Prüfungen. Mittlerweile dürften die Abiturienten auch schon Bescheid wissen, ob eine mündliche Prüfung erforderlich ist.

Geht ganz leicht zu Hause

Wer das Bierbrauen selbst ausprobieren möchte, kann das ganz leicht zu Hause machen. Die benötigten Materialien mitsamt genauer Bauanleitung gibt es bei verschiedenen Anbietern zu kaufen. Falls noch nicht genügend Überzeugung vorhanden ist, besteht 2026 erneut die Möglichkeit beim „Abend der Kultur“, der für jedes zweite Jahr geplant ist, sich in der JLS ein Bild davon zu machen.