Die jüngste Mitteilung des Verbands der europäischen Automobilhersteller lässt aufhorchen. So wurden im Februar 2025 in der EU 853.670 Autos neu zugelassen. Das waren 3,4 Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Noch deutlicher ist der Rückgang in Deutschland, wo im Vergleichszeitraum der Absatz um 6,4 Prozent unter dem Vorjahr lag. Elektroautos und Hybridmodelle legten zwar zu, konnten aber die stärkeren Einbrüche bei den Verbrennern nicht wettmachen. So war im Endeffekt das Wachstum negativ.

Auch regional kann man die Kaufzurückhaltung der Menschen in Sachen Auto bestätigen. „Der Fahrzeugbestand wird immer älter. Aktuell sind die Autos im Schnitt mehr als zehn Jahre alt. Sie werden immer länger genutzt“, sagt Sven Schreijäck, Geschäftsführer der Kfz-Innung Bodensee-Hochrhein-Schwarzwald, hinter der mehr als 300 Mitglieder in den Landkreisen Konstanz, Schwarzwald-Baar und Waldshut stehen.

Entsprechend steige auch für die Werkstätten der Reparaturaufwand. Es seien derzeit eben „wenig Günstige auf dem Markt“. Und mit „günstig“ meint Schreijäck rund 20.000 Euro für neue und zwischen 8000 und 10.000 Euro für gebrauchte Autos.

Vier Treffer für unter 10.000 Euro

Eine Probe aufs Exempel bei der Internetplattform mobile.de beweist es. Gibt man in die Suchmaske für Waldshut für einen Gebrauchten ab Baujahr 2020 10.000 Euro als Preisobergrenze ein, kommen ganze vier Angebote. Darunter ist allein zwei Mal das Elektro-Wägelchen Dacia Spring, angeboten vom Tiengener Händler Automarkt 2000. Dann gibt es noch einen mit Erdgas betriebenen Kleinwagen und einen dreirädrigen Pritschenwagen mit 3 PS – das war‘s. Geht man rauf auf 12.000 Euro steigt die Trefferzahl auf elf, bei 15.000 Euro sind es dann 28. Ein Händler will für einen VW Polo mit schon 124.000 Kilometer auf dem Tacho immer noch 12.480 Euro haben.

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Klar ist: Wenn, wie Schreijäck ausführt, schon ein VW Golf, eines der meistverkauften Modelle in Europa, neu mindestens 30.000 Euro kostet, muss ein fünfjähriger gebrauchter Golf eben auch noch seinen Preis haben, eben auch kaum unter 15.000 Euro.

„Wir haben seit Corona einen Preisanstieg von 20 bis 30 Prozent“, sagt Georg H. Frohm, Geschäftsführer von Autohaus Waser und Automarkt 2000. „Ein Skoda Fabia in der Basisvariante etwa hat 2015 noch 9900 Euro gekostet, inzwischen sind es 21.000 Euro“, erzählt er. Kleinstwagen seien nicht unter 17.000 Euro zu haben.

Aber warum sind die Preise so massiv gestiegen? Auch durch den Trend zu immer Extras und Sicherheitssystemen, wie Schreijäck weiß. Nun schreibt die EU weder Sitz- noch Lenkradheizung noch Infotainment vor, aber beim Thema Sicherheit wohl immer mehr. Schreijäck nennt Kamerasysteme, Verkehrsschilder-Erkennungstechnik und Totwinkelwarner als Beispiele dafür, wie viel Elektronik in den Fahrzeugen stecke und deren Preis mit nach oben treibt.

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Hinzukomme, dass auch die Menge an Fahrzeugen gesunken ist und die Preise treibt: Autoverleiher hätten ihre Flotten reduziert, Unternehmen die Zahl ihrer Dienstwagen, ebenso durch Corona und immer mehr Homeoffice bedingt. Die hätten früher eben irgendwann als Gebrauchte dem Markt zur Verfügung gestanden, fehlten jetzt aber. Wenig Angebot also – und das heißt höhere Preise.

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Um sich die höheren Preise noch leisten zu können, wird immer mehr geleast und finanziert, auch bei Gebrauchtautos. Und die Zeit der Null-Prozent-Finanzierung ist auch schon lange vorbei. „Aktuell sind sechs Prozent üblich“, so Frohm.

Bis zu 25.000 Euro für Gebrauchte

Immer teurere Neu- und Gebrauchtwagen – und doch will sich Frohm nicht beklagen. „Die Nachfrage ist da, für Neu- und Gebrauchtautos. Die höheren Kosten sind keine Abschreckung“, sagt er. Man möchte sich weiter etwas leisten, wenn beim Autohaus Waser und bei Automarkt 2000 schon für den Gebrauchten im Schnitt 23.000 bis 25.000 Euro hingeblättert werden. Sie kaufen also lieber den gebrauchten SUV als den neuen Kleinwagen.

Treibende Kräfte sind die Liebe der Deutschen zum Auto, regional auch die vergleichsweise hohe Kaufkraft durch die vielfach in der Schweiz verdienten Einkommen in Kombination mit einer, für ländliche Räume klassisch hohen Individualmobilität. Zweit- und Drittwagen sind in Haushalten hier weitverbreitet, auch wenn die durchschnittliche Jahresfahrleistung eines Autos in Deutschland seit Jahren sinkt, sie also meist nur herumstehen.

Gleichzeitig sind aber die Vorbehalte gegenüber dem öffentlichen Verkehr allgemein und dem Car-Sharing nach wie vor groß. Auch bei der E-Mobilität hapere es, wie Schreijäck und Frohm berichten. Die gestrichene Kaufprämie und die gering ausgebaute Ladeinfrastruktur sind hier die Themen.