Schnäppchenjäger könnten beim Autokauf in den kommenden Monaten auf ihre Kosten kommen. Nach den historischen Einbrüchen im Fahrzeugmarkt in der ersten Jahreshälfte 2020 werden die Hersteller jetzt erfinderisch und legen immer neue Angebote für Neuwagen auf. Es komme Bewegung in den Markt, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Duisburger Autoinstituts CAR. Im Laufenden Monat sei „mit einem weiteren größeren Rabattschub zu rechnen“. Im Juni lag der Durchschnittsrabatt bei den meistverkauften Neuwagen nach CAR-Daten bei 19,7 Prozent.
Neuer Golf 20 Prozent günstiger
Der neue Golf 8 wurde etwa mit fast 22 Prozent rabattiert angeboten. Ein Trend: Immer mehr Autobauer streichen die Mehrwertsteuer beim Kauf eines Autos mit Benzin- oder Dieselmotor ganz. Nissan, Renault, Seat, VW und Opel hätten diesen Schritt bereits angekündigt, heißt es in der aktuellen Rabatt-Studie des CAR-Instituts.
Zwar sei wahrscheinlich, dass die Autobauer die Preissenkungen mit bislang bestehenden Rabatten verrechneten, für den Endkunden springe dabei wahrscheinlich dennoch ein „Sahnehäubchen“ dabei heraus.
Ab Juli gelten in Deutschland ermäßigte Mehrwertsteuersätze. Für Autos werden jetzt noch 16 Prozent fällig. Wird dies weitergegeben, verbilligt sich ein Durchschnittswagen für 35 000 um rund Tausend Euro. Verzichten Autobauer und Händler ganz auf das Weiterreichen der Steuer, würde derselbe Wagen um 5600 günstiger. Man könne davon ausgehen, dass die Branche die Rabatte im Juli „zusätzlich anfeuern“ werde, so Dudenhöffer.
Umweltprämie verdoppelt
Durch die Aktionen sollen Automobile mit klassischen Antrieben gegenüber E-Autos und Hybriden attraktiver gemacht werden. Diese werden seit 2020 beim Kauf mit einer staatlichen Umweltprämie von bis zu 6000 Euro gefördert. Dazu kommen Eigenbeiträge der Hersteller. In Summe kommen so Rabatte von bis zu 10 000 zusammen, etwa beim Renault Zoe.
E-Autos und Hybride immer gefragter
Die Anfang Juni erhöhte Kaufprämie für Elektroautos und Plug-in-Hybride sorgt für einen kräftigen Schub beim Interesse an Autos mit diesen Antriebstechnologien.
- Nachfrage: Die Nachfrage zieht an, wie Auswertungen der beiden großen Online-Neuwagenvermittler Carwow und Meinauto zeigen. In den Zulassungszahlen und Förderanträgen wird sich dies wegen monatelanger Lieferzeiten allerdings voraussichtlich erst mit Verspätung niederschlagen.
- Internethändler: Bei Carwow hat sich der Anteil der reinen Elektroautos an den Konfigurationen auf der Homepage von Mai auf Juni mehr als verdoppelt. Hybride ziehen ebenfalls an, wenn auch nicht ganz so stark. Auch bei Meinauto gibt es einen entsprechenden Boom beim Interesse an E-Autos und Hybriden mit einer Verdopplung des Anteils von Mai auf Juni. Hybride werden dabei vor allem von Firmen als Dienstwagen angeschafft, weniger von Privatkunden.
- Der Händler-Verband: Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, stellt im klassischen Handel dagegen noch keinen großen E-Auto-Schub durch die erhöhte Prämie fest. Allerdings gibt es ihm zufolge Unterschiede zwischen den einzelnen Marken – was auch daran liegt, dass nicht alle Fabrikate ausreichend große Kontingente an Elektroautos zur Verfügung haben.
- Mehrwertsteuer: Deutlich optimistischer für den Autohandel stimmt Peckruhn die Mehrwertsteuersenkung, von der Fahrzeuge aller Antriebsarten profitieren. Diese sei bei den Kunden „sehr präsent“, sagt er. Insgesamt stabilisierten sich die Auftragseingänge inzwischen deutlich. „Viele Kollegen im Handel sagen: „Wir sind wieder auf Flughöhe.“ Im Juni hatten die Neuzulassungszahlen insgesamt noch knapp ein Drittel unter dem Wert aus dem Vorjahresmonat gelegen. (dpa/wro)