In dem Verkaufsraum der Firma Haug US-Cars in Stockach stehen knapp zehn amerikanische Fahrzeuge: vom aufgemotzten Boliden über mehrere Oldtimer bis hin zu einem alten, schnittigen Cabrio.
Die französische Bulldogendame Emma, die Hündin des Besitzers Rainer Haug, sitzt unter der großem amerikanischen Flagge in der Mitte der Halle und wartet auf Kunden. Doch es kommt niemand. Die Halle ist mit einem Absperrband für den Verkauf gesperrt. Denn Rainer Haug, Inhaber von Haug US-Cars, ein Autohandel mit angrenzender Werkstatt darf aufgrund von Corona keine Kunden empfangen.
Verkauf und Werkstatt sind unterschiedlich betroffen
Durch die Pandemie hat sich in dem Unternehmen einiges verändert. „Das Geschäft in der Werkstatt und im Verkauf ist dabei sehr unterschiedlich“, sagt Geschäftsführer Rainer Haug. Vergangenes Jahr, im ersten Lockdown, habe man sowohl Werkstatt als auch Verkauf für sechs Wochen schließen müssen. Die Werkstatt hatte teilweise Kurzarbeit und man habe nur von dem gelebt, was über die Monate liegengeblieben war. Danach habe sich zumindest das Geschäft in der Werkstatt nach und nach erholt. Nach acht bis zwölf Wochen sogar relativ normalisiert.
Doch der Handel mit den amerikanischen Fahrzeugen habe sich bis heute nicht eingependelt. Erst sechs Wochen nach dem Ende des Lockdowns im Sommer habe es zögerliche Anfragen für Fahrzeuge gegeben. Bis heute sei der Verkauf um 30 bis 40 Prozent eingebrochen.
Handel mit USA stagniert
Doch mittlerweile liege das laut Rainer Haug nicht mehr an der mangelnden Nachfrage, sondern an der Knappheit an US-amerikanischen Fahrzeugen auf dem deutschen Markt. „Seit Frühsommer haben wir Schwierigkeiten Autos aus den USA zu bekommen“, so Rainer Haug. Bis zum Herbst habe man noch mit den Lagerbeständen leben können. Nun stehen noch zwei Neuwagen im Verkaufsraum zum Verkauf, sonst seien es ungefähr 20.
Das habe mehrere Gründe: Die Importeure der amerikanischen Wagen haben im vergangenen Jahr große Teile ihrer Vorbestellungen gestrichen und teilweise storniert, so Rainer Haug. Die meisten Vertragshändler, wie auch die Firma Haug, bekommen ihr Fahrzeuge über diese Importeure. Teilweise arbeite die Firma auch mit einem Partner zusammen, um an exklusivere Wagen zu kommen, die Importeure nicht anbieten. Auch dort herrsche Flaute.
Donald Trumps „America First“
Doch das Problem beginnt bereits noch viel früher in der Handelskette. So wurde auch die USA nicht vom Corona-Virus verschont, auch dort lag die Produktion längere Zeit still. „Und dann kam Donald Trumps Motto ‚America First‘ ins Spiel“, sagt Rainer Haug. „Die amerikanischen Hersteller haben ab dann vorrangig für den US-Markt und nicht mehr für den Export produziert.“
Die Fahrzeuge, die seitdem den Weg nach Deutschland fänden, seien bereits lange im Voraus verkauft. Auch deshalb könne man den normalen Bestand nicht wieder aufbauen. Zusätzlich habe sich die Lieferzeit verlängert: Zum einen würden die Fahrzeuge innerhalb der USA aufgrund der Pandemie langsamer verschickt, zum anderen dauere die Zollabwicklung teilweise zehn mal so lang wie vor der Krise.
Umsatz ist eingebrochen
Das alles sorgt für starke wirtschaftliche Folgen, so sei der Umsatz von Haug US-Cars seit fast einem Jahr nun um 30 bis 40 Prozent eingebrochen. Das Unternehmen musste außerdem über mehrere Monate in Kurzarbeit gehen. Mittlerweile sei man in der Werkstatt wieder bei einer Auslastung von knapp 90 Prozent angekommen. Den Lockdown, der seit Mitte Dezember in Deutschland galt, merkten Rainer Haug und seine acht Angestellten, in der Werkstatt nicht so dramatisch.
Das Hauptproblem sei nach wie vor der Verkauf. Hier hoffe man, dass die Versorgung mit den Fahrzeugen sukzessive besser werde. „Die Importeure versprechen das bisher“, so Haug. „Doch wir sind alle Teil des gleichen Rades. Da hängt eben viel dran.“ Wie lange es dauern wird, bis Normalität im Autohandel mit den amerikanischen Fahrzeugen einkehrt, weiß Rainer Haug nicht. Er hofft nur, dass es sich einpendelt und dann gleichmäßig, wenn auch auf niedrigerem Niveau läuft.
Bis dato sind er und seine Mitarbeiter froh, dass sie sich dank der Werkstatt über Wasser halten können. Das sei das Beste, was man dem Schlechten abgewinnen könne, sagt Haug zum Abschied. Die kleine Hündin Emma steht immer noch hinter der Absperrung im Verkaufsraum und wartet auf Kunden.