„Der Wille wäre da, doch die Verhältnisse lassen es nicht zu.“ So lautet die Einschätzung des Waldshut-Tiengener Bauunternehmers Claus Schleith im Hinblick auf die Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge in leerstehenden Altbau des Matthias-Claudius-Hauses in Waldshut. Ohnehin soll an der Stelle des ehemaligen Heimgebäudes in absehbarer Zeit etwas Neues entstehen.

Abriss des alten Gebäudes und Neubau eines Ärztezentrums in Planung
Dass das Gebäude abgerissen werden soll, das hatte bereits der Vorbesitzer und Betreiber des Matthias-Claudius-Heims, der evangelische Diakonieverein Waldshut-Tiengen geplant, wie dessen Vorsitzender Dieter Zauft kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung darstellte. Zu schlecht sei die Bausubstanz – erst recht nach dem jahrelangen Leerstand -, zu hoch wäre der Aufwand für eine Renovierung.
Und auch Claus Schleith hat einen Abriss und eine Neubebauung des Grundstücks geplant, wie er darstellt: „Wir wollen hier ein Ärztezentrum errichten.“ Zielsetzung sei einerseits, bereits ansässigen Medizinern eine Perspektive zu bieten und zugleich neue Ärzte in die Region zu locken, so Schleith weiter. Denn der Ärztemangel sei schon jetzt an vielen Stellen deutlich spürbar. Es gelte also dringend gegenzusteuern.
In das Projekt integriert werden soll auch in betreutes Wohnen mit Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen, so Schleith weiter: „Mit dem Matthias-Claudius-Heim in unmittelbarer Nachbarschaft ist eine sehr gute Anbindung an Pflegeleistungen vorhanden.“
Einen groben Zeitrahmen gibt es auch bereits: „Die Bauvoranfrage werden wir nach Ostern stellen“, so Schleith. Mit konkreteren Maßnahmen rechne er aber nicht vor kommendem Jahr.
Nutzung als Flüchtlingsunterkunft nicht möglich
Insofern wäre ihm eine zwischenzeitlich anderweitige Nutzung des Gebäudes als Unterkunft für Flüchtlinge durchaus als gute Option erschienen, wie der Bauunternehmer im Gespräch darstellt.

Mit den 40 Doppelzimmern samt Sanitäranlagen, Gemeinschaftsräumlichkeiten und allerlei anderen Räumen, über die das Gebäude verfügt, wären die Voraussetzungen für eine derartige Nutzung sogar ideal gewesen.
Doch umsetzbar ist das Ganze nicht, wie ein Rundgang durch das ehemalige Pflegeheim-Gebäude gemeinsam mit dem Hausmeister Helmut Maschefski und mit unserer Zeitung zeigt. Denn das Gebäude ist nicht mehr bewohnbar.

„Strom und Wasser sind abgeschnitten. Die Heizkörper wurden schon vor Jahren ausgebaut“, schildert Maschefski. Weil das Gebäude lange nicht beheizt wurde, gibt es an vielen Stellen Schimmelbefall.
Außerdem sind überall im Gebäude massive Schäden zu sehen. Allenthalben finden sich zerbrochenes Glas, eingeschlagene Fenster, zerschlagenes Geschirr oder auch mutwillig zerstörte Einrichtungsgegenstände.

Unbekannte Randalierer oder auch Obdachlose hätten sich in den vergangenen Jahren immer wieder Zugang in das Gebäude verschafft, so Maschefski. „Im dritten Stock haben sie sogar ein Lagerfeuer gemacht.“

Außerdem sei das Haus auch von der Feuerwehr bereits als Übungsobjekt benutzt worden. Im obersten Stockwerk wurden dabei Türen mit Motorsägen zerlegt und Ähnliches.

Schleith bietet Alternativen für Flüchtlingshilfe
„Der Investitionsbedarf an diesem Gebäude steht in keinem Verhältnis zum etwaigen Nutzen“, so Claus Schleith. Er schätzt, dass mehrere Millionen Euro an Investitionen nötig wären, um nur das Nötigste an Schäden zu beseitigen. Allein durch den Ausbau der Heizung sei vermutlich ein „Fass ohne Boden“ entstanden.
Insofern scheide eine weitere Nutzung des Gebäudes rundheraus aus. Jedoch habe er der Stadtverwaltung bereits andere Räumlichkeiten gemeldet. Ein Wohnhaus an der Von-Kilian-Straße biete Platz für zwei Familien so Schleith. In der Klettgaustraße 9 in Tiengen könne Schleith außerdem Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, wenn die Volksbank Hochrhein dort aus- und in ihre neuen Räumlichkeiten eingezogen ist. Diese Räume könnten zum Beispiel für Sprachunterricht genutzt werden.